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Sorgenvolle Entwicklung

Ausgefallene Schwimmkurse in Baden-Baden könnten zu mehr Nichtschwimmern führen

Durch die Corona-Pandemie bleiben die Schwimmhallen monatelang geschlossen. Schwimmkurse können nicht stattfinden. Die Baden-Badener Ortsgruppe des DLRG und der Leiter der Bäder berichten von ihren Sorgen.

Ein Schüler schwimmt zum Start mit einer Schwimmhilfe durch ein Schwimmbecken.
Sicher durch Training: Je älter die Kinder sind, desto mehr Zeit brauchen sie, um das sichere Schwimmen zu lernen. DLRG und Bäder rechnen mit einemAndrang auf Anfängerkurse im Spätjahr. Foto: Sina Schuldt/picture alliance

Manche Menschen können sich vielleicht noch an den Moment erinnern, als sie zum ersten Mal ohne Schwimmflügel und fremde Hilfe im Wasser geschwommen sind. Viele Kinder erlernen das Schwimmen in Anfängerkursen der örtlichen DLRG und der Bäder. Aber auch in Grundschulen geht es im Sportunterricht an erste Wassergewöhnungen.

Doch wegen der Corona-Pandemie sind seit Frühjahr des vergangenen Jahres etliche Kurse und Schwimmunterricht ausgefallen. Nun blicken Kursleiter und Lehrer mit Sorge auf die heranwachsende Generation von Nicht-Schwimmern und befürchten einen Kursstau im Spätjahr. „Die Anfragen für Anfängerkurse sind da, aber unsere Bäder bleiben nach den Verordnungen immer noch geschlossen“, so der Leiter der Baden-Badener Bäder, Thomas Müller.

Die Verantwortlichen hoffen darauf, dass im Herbst endlich wieder Kurse angeboten werden können. In Zusammenarbeit mit der DLRG Baden-Baden wird dann geschaut, wie sich das Versäumnis der vergangenen Monate aufholen lässt. Simon Gerstner, DLRG-Vorsitzender der Ortsgruppe Baden-Baden, ist wegen der ausgefallenen Schwimmkurse beunruhigt. „Den letzten Kurs haben wir im Januar 2020 beendet. Dann kam die Pandemie“, so Gerstner.

Je älter, desto schwieriger der Lernprozess

Vor der Corona-Krise hätten die Leiter der DLRG-Baden-Baden zweimal jährlich über mehrere Wochen Kurse angeboten, an denen insgesamt 35 bis 40 Kinder teilgenommen haben. Die Kinder wurden dann in Kleingruppen aufgeteilt und intensiv betreut. „Die ausgefallenen Kurse müssen jetzt irgendwie aufgearbeitet werden“, beklagt Gerstner die Situation.

Ein weiteres Problem sieht er auch darin, dass ältere Kinder mehr Zeit zum Lernen bräuchten. „Mit fünf Jahren beginnen viele Kinder mit dem Schwimmunterricht. Je älter sie werden, desto schwerer fällt es ihnen“, sagt er. Doch wegen des Ausfalls wächst die Zahl an Fünfjährigen, die keinerlei Erfahrung im Wasser sammeln konnten, weiter an.

Gerade im Hinblick auf den bevorstehenden Sommer, wenn sich wieder viele Familien zum Abkühlen an Gewässer begeben, könnte dies fatal werden. Deshalb appelliert Gerstner auch an Eltern, die ihrem Nachwuchs im Sommer erste Übungen zeigen sollen, ehe es zu einer Wiederaufnahme der Kurse im Spätjahr kommt. Dies würde den Lernprozess beschleunigen.

Generation von Nicht-Schwimmern

In den vergangenen Jahren zeigt sich laut dem DLRG-Landesverband „ein deutschlandweiter Trend, der tödliche Folgen haben kann“. So könne mittlerweile nicht einmal mehr jedes zweite zehnjährige Kind sicher schwimmen, heißt es weiter in der Pressemitteilung. Die Rede ist von einem „verlorenen Jahr in der Schwimmausbildung“ Als erschwerender Faktor in diesem Trend kämen in der Pandemie die geschlossenen Bäder hinzu.

Gerstner verweist auf eine landesweite Statistik der DLRG. So hätten im Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr 2019 allein 50 Prozent weniger Anfängerschwimmkurse stattfinden können. Außerdem konnten 70 Prozent weniger Prüfungen bei den Schwimmabzeichen abgelegt werden. Insgesamt gäbe es im Jahr 2020 in Deutschland etwa 70.000 Nicht-Schwimmer.

Auch Schwimmhallen in Schulen bleiben ungenutzt

Die Schwimmausbildung findet allerdings nicht nur bei der DLRG und in den Bädern statt. Die Theodor-Heuss-Schule ist die einzige Grundschule im Stadtkreis mit einer eigenen Schwimmhalle auf dem Schulgelände. Im Unterricht sollen Kinder an das Element Wasser gewöhnt werden. Außerdem erlernen sie die ersten Schwimmstile.

Doch auch die Schwimmhalle der Schule bleibt seit Monaten ungenutzt. „Je länger die Bäder geschlossen bleiben, desto länger wird es auch dauern, jedem Kind das Schwimmen beizubringen“, bestätigt Schulleiter Werner Schlindwein. „Die junge Generation wird erst später das Schwimmen erlernen“, fasst er die Situation zusammen.

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