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Theaterfest Baden-Baden

Warum im Theater Baden-Baden verruchte Zockerstimmung herrschte

Mal hinter die Kulissen des Theaters Baden-Baden schauen. Vielleicht mal in eine aktuelle Produktion schnuppern. Beim Theaterfest war das möglich.

Besucher possieren am Zockertisch für Polaroidfotos
Gangster, Schauspieler oder..? Besucher posieren beim Theaterfest am Zockertisch für Polaroidfotos. Foto: Cornelia Hecker-Stock

Geheimnisse wurden gelüftet, Requisiten enttarnt, Märchen verballhornt, Dornröschen befreit und skurrile Garderobe meistbietend unter die Leute gebracht. Das Theaterfest in Baden-BAden zur Eröffnung der neuen Spielzeit bot den ganzen Tag über ein buntes Programm für Jung und Alt. Rund um die Wiese vor dem Theater luden Tische und Stühle zum Verweilen ein, bunte Luftballons kündeten weithin von dem Spektakel.

Infostand, Glücksspiel, Foodtruck oder der Trinkwasserservice der Stadtwerke Baden-Baden waren dicht umlagert. Am Stand der Kulturloge zeigten sich Sabine Vetter und Professor Bernd Gussmann während ihrer Schicht sehr zufrieden mit der Nachfrage. Viele Neubürger kamen vorbei und erkundigten sich nach Sinn und Zweck der Kulturloge, die auch für den schmalen Geldbeutel ein Teilhaben an kulturellen Veranstaltungen ermöglicht.

Wer sich entschloss, Mitglied zu werden, bekam als Dank einen hölzernen Kochlöffel geschenkt unter dem Motto „Kultur rührt an“. In einer „düsteren“ Ecke des Foyers konnten sich Besucher derweil im Handumdrehen in Al Capones Spießgesellen verwandeln und am Pokertisch mit der Polaroidkamera ablichten lassen. „Ich seh‘ schon, für mich ist nichts dabei“ meinte ein älterer Herr lakonisch angesichts der Kostümausstellung.

Blick auf das Theater Baden-Baden
Das architektonisch markante Theater Baden-Baden lud zu einem bunten wie kreativen Theaterfest ein. Foto: Cornelia Hecker-Stock

Hier konnte sich ein erstes Bild verschaffen, wer später zum Höhepunkt des Tages von Oliver Jacobs oder Constanze Weinig ein Schnäppchen für Fastnacht ersteigern oder sich mutig neu einkleiden wollte. Auf der Hofbühne erlebten die Theaterfreunde inzwischen einen höchst vergnüglichen Vorgeschmack auf die Premiere des „Woyzeck“. Stimmlich überzeugten alle drei Hauptdarsteller.

Die beiden Neuzugänge, Lion-Russell Baumann als Woyzeck mit seiner starken Persönlichkeit und Carl Herten als charmanter Verführer, ebenso wie Lisa Schwager als sinnliche Marie. Max Ruhbaum erwies sich hier einmal mehr als begnadeter Conférencier mit seinen schlauen Sprüchen, die den eigentlichen Text verballhornten und gehörig auf die Schippe nahmen.

Theaterpädagogin Isabell Dachsteiner ermöglicht Kindern den Blick hinter die Kulissen

Ganz nebenbei mutierte er dabei zum Jongleur und Zauberer mit den acht Reifen, die er dem armen Woyzeck als physische wie psychische Last an den Hals redete. Im Inneren des Musentempels warf Theaterpädagogin Isabell Dachsteiner als Amme von Dornröschen da bereits einen kindgerechten Blick hinter die Kulissen, um das Dornen umkrönte Mägdelein aus seinem 100-jährigen Schlaf zu befreien.

Theaterpädagogin Isabell Dachsteiner bietet als Amme von Dornröschen kindgerechte Führungen
Theaterpädagogin Isabell Dachsteiner bietet als Amme von Dornröschen kindgerechte Führungen Foto: Cornelia Hecker-Stock

Sie hat ein echtes Händchen dafür, selbst die ganz kleinen Theaterbesucher zu erreichen und bei Laune zu halten. Dachsteiner schürte in Baden-Baden die Spannung, band die Kinder durch Fragen immer wieder ein und verteilte Puzzlestücke für jede richtige Antwort ihrer Schützlinge. Die in der Maske ganz in ihrem Element waren und nur zu gerne selbst Hand anlegten, um die Amme des Dornröschens zu schminken.

Sebastian Ganz, der viel Herzblut in seine Arbeit als Bühnenbildner steckt und als Assistent der Technischen Leitung fungiert, führte inzwischen die etwas älteren Kinder und Jugendlichen in die Requisiten des wieder aufgenommenen Zonka und Schlurch ein. Deren Geheimsprache wie „Molleschnie fonzt“ faszinierte ebenso wie ihre selbst gebaute Höhle, für die ausrangierter Technikmüll herhalten musste.

Bei Theater-Führungen an geheime Orte wurden Dachboden oder auch Tiefenlager unter der Bühne inspiziert, die sonst nicht offenstehen. Neue Mitarbeiter wurden von Kekke Schmidt vorgestellt, Stefanie Höfler las aus der Tiefseequalle. Im Spiegelfoyer boten Solist Michael Laricchia und Regisseurin Rosaline Renn Einblick in „Reineke Fuchs“, der inzwischen die dritte Spielzeit bereichert. Eine nette Idee war das „Schwätz-Eck im vorderen Bereich des Theaterhofes.

Schwätz-Ecke und Märchen mal anders

Im Wechsel saßen dort verschiedene Mitglieder des Theater-Ensembles gemütlich mit Besuchern zusammen, beantworteten deren Fragen, nahmen Anregungen oder Kritik auf, was von beiden Seiten als Bereicherung empfunden wurde. In ihrer hinreißend verballhornten Märchenzeit brachten Constanze Weinig und Kilian Bierwirth diverse Geschichten durcheinander und boten damit einen Riesenspaß für Eltern und Kinder. Zum Festausklang spielte am Abend die Band Soundaffair aus Karlsruhe und sorgte bis in die Nacht hinein für beste Stimmung im Theaterhof.         

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