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Niedriger Anteil am Gesamtverkehr

Wie Baden-Baden das Radfahren attraktiver machen möchte

Der Radverkehr spielt in Baden-Baden eine eher untergeordnete Rolle. Der städtische Mobilitätsbeauftragte Rolf Basse möchte das ändern. Wie will er mehr Menschen aufs Fahrrad bringen?

Ein Schild bei der Marienkapelle auf dem Eckberg in Baden-Baden weist auf die Radschnitzeljagd hin.
Beliebte Touren: Eine Strecke der Radschnitzeljagden in Baden-Baden führt zur Marienkapelle auf dem Eckberg bei Lichtental. Foto: Michael Rudolphi

Wie gelingt es, in Baden-Baden mehr Menschen aufs Fahrrad zu bringen? Rolf Basse stellt sich seit Jahren dieser Herausforderung. 

Der Leiter der städtischen Stabsstelle Zentrale Entwicklungsplanung und Mobilität möchte das Radfahren in Baden-Baden attraktiver machen. Bislang ist es (noch) nicht sonderlich populär.

Das belegen zumindest die Zahlen des Verkehrsentwicklungsplans: Danach rangieren Radler mit einem Anteil von fünf Prozent am gesamten Verkehrsaufkommen abgeschlagen auf dem letzten Platz. 

Das Auto dominiert mit 51 Prozent, gefolgt von Fußgängern mit 29 Prozent und ÖPNV mit 15 Prozent.

Ich möchte Menschen motivieren, häufiger aufs Rad zu steigen.
Rolf Basse, Mobilitätsbeauftragter Baden-Baden

Diese Daten sind zwar nicht brandaktuell, räumt Basse ein. Der Plan sei über zehn Jahre alt. Nach Basses Einschätzung bildet er in Grundzügen aber noch die heutige Situation ab. 

Der Radverkehrs-Anteil ist dem Mobilitätsbeauftragten viel zu niedrig. Sein Ziel ist es, ihn auf 15 bis 20 Prozent zu erhöhen. 

„Ich möchte Menschen motivieren, häufiger aufs Rad zu steigen“, sagt Basse im Gespräch mit dieser Redaktion. Das sei auch politisch gewünscht. Die Landesregierung propagiere eine Verkehrswende, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Demnach sollen Fußgänger und Radler künftig die Hälfte des Verkehrs ausmachen.

Baden-Baden investiert in Fahrradboxen

„Ich sehe das als Ansporn für uns“, sagt Basse. Um mehr Menschen zum Radfahren zu bewegen, müsse vor allem die Infrastruktur stimmen. 

Es war für ihn deshalb ein wesentlicher Schritt, Autos auf der Fahrradstraße vom Hirtenhäuschen bis zum Kloster Lichtenthal nicht nur tageweise, sondern durchgehend zu verbannen.

Rolf Basse, Leiter der städtischen Stabsstelle Zentrale Entwicklungsplanung und Mobilität in Baden-Baden, fährt auf einem Fahrrad.
Vorbildlich: Der städtische Mobilitätsbeauftragte Rolf Basse ist meistens mit dem Fahrrad unterwegs. Foto: Rolf Basse

Basse möchte den Bürgern mit einem weiteren Projekt das Radeln schmackhaft machen: Die Stadt werde in diesem Jahr im Zentrum 45 Fahrradboxen aufstellen, die sich per App mieten lassen. Abstellboxen gibt es bislang nur am Bahnhof. 

Als neue Standorte sind etwa Schulen, das Umfeld des Leopoldsplatzes, die Fieser-Brücke, der Hindenburgplatz und das Festspielhaus vorgesehen. Stadt und Land teilten sich die Kosten von rund 200.000 Euro.

Das Land fördert Projekte der Initiative „Radkultur“

Basse setzt zudem auf die Initiative „Radkultur“, um Menschen zu motivieren, aufs Fahrrad umzusteigen. 

„Das ist eine tolle Sache“, sagt er, zumal das Land dieses Programms fördere. Die Summe für 2022 und 2023 liegt bei insgesamt 75.000 Euro, von denen das Land zwei Drittel übernimmt.

Das Geld für die „Radkultur“ fließt in mehrere Module. Dazu gehören Rad-Checks von Mai bis September. 

Ein fester Programmpunkt ist mittlerweile der Radkulturtag – in diesem Jahr am Sonntag, 18. Juni, anlässlich des Cité-Fests. Zu den Attraktionen zählt eine familienfreundliche Kurstadttour.

Radschnitzeljagden sind beliebt

Die Radschnitzeljagd ist ebenfalls gefragt: Radler können die Umgebung erkunden. In den Vorjahren gab es beispielsweise Kinderspielplatz-, Sportplatz-, Mountainbike- und Winzertouren. Weil diese Angebote gut angekommen sind, lässt die Stadt die Hinweisschilder für bestimmte Strecken dauerhaft stehen.

Eine „Tatort“-Radtour ist geplant

Basse würde das Spektrum der Radschnitzeljagden gerne erweitern. Ihm schwebt eine „Tatort“-Tour vor. 

Etappenziele wären dann Produktions-Standorte für den SWR-„Tatort“. Der städtische Mobilitätsbeauftragte verhandle dazu bereits mit dem Sender. 

Weitere Ideen sind zusätzliche Radreparatur-Stationen und ein städtischer Lastenradverleih. Zudem ist ein „Radgeber“ geplant– eine Info-Broschüre, die Themen rund ums Radfahren bündelt.

Der ADFC pocht auf bessere Rad-Infrastruktur

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) befürwortet die Initiativen der „Radkultur“. Sie seien sinnvoll und geeignet, mehr Menschen aufs Rad zu bringen. 

Ralph Neininger, den Vorsitzenden des Kreisverbands Baden-Baden, Bühl, Rastatt, reichen solche Aktionen aber nicht, um das Radfahren nachhaltig voranzubringen. Er sieht die Stadt in der Pflicht, vor allem die Qualität und Länge der Radstrecken zu verbessern. 

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