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Sommerrätsel 2021 - Auflösung 4

Der kostbare Chormantel war Teil des Brautkleids von Großherzogin Stéphanie von Baden

In Teil 4 des BNN-Sommerrätsels ging es um einen kostbaren Stoff. Er führte ein Leben als Courschleppe und wurde dann in ein Priestergewand umgenäht. Der Chormantel hängt heute im Museum des Klosters Lichtenthal in Baden-Baden.

Das liturgische Gewand wurde aus dem sogenannten „manteau de cour“, der Schleppe, gefertigt.
Das liturgische Gewand wurde aus dem sogenannten „manteau de cour“, der Schleppe zum Brautkleid Stéphanies, gefertigt. Foto: Martha Steinfeld

Eigentlich wollte Stéphanie gar nicht heiraten. Und Carl von Baden, diesen Stoffel, schon gar nicht. Doch in Bezug auf ihren späteren Ehegatten hatten adelige junge Frauen im 19. Jahrhundert nicht viel Mitspracherecht. Schon gar nicht, wenn der französische Kaiser höchstselbst involviert war.

Und Napoleon, der die junge Stéphanie de Beauharnais – eine entfernte Verwandte seiner ersten Frau Joséphine – nach dem Ende ihrer Schulausbildung eigens dafür adoptierte, um sie strategisch gut zu verheiraten, hatte eben Carl ausgewählt, um das Land des Erbprinzen enger an Frankreich zu binden.

Stéphanie von Baden trug ein Brautkleid aus weißem Tüll

Die Hochzeit der beiden wurde im April 1806 groß in Paris gefeiert. Stéphanie trug ein Brautkleid aus weißem Tüll, das von oben bis unten mit Diamantähren und Sträußen aus Orangenblüten besetzt ist. Darüber lag der „manteau de cour“, eine unterhalb der Brust am Kleid befestigte lange Schleppe aus aufwändig bestickter Silbergaze.

„Es war das schönste Kleid, das man sich vorstellen kann“, sagte die Fürstin selbst darüber: „Es erinnerte mich an Märchen aus meiner Kindheit, und wenn ich mit meinem Los zufriedener gewesen wäre, hätte ich mich mit Wohlgefallen betrachtet. Doch war ich so traurig und unglücklich, wie man mit 16 Jahren sein kann...“

Im Brautkleid: Das berühmteste Bildnis der Großherzogin Stéphanie zeigt sie in dem Gewand, in dem sie heiratete.
Im Brautkleid: Das berühmteste Bildnis der Großherzogin Stéphanie zeigt sie in dem Gewand, in dem sie heiratete. Foto: SSG/Arnim Weischer

Die Hochzeitsnacht musste der Fürst, der auch nicht gerade vor Liebe für seine Braut strotzte, auf einem Stuhl vor dem verschlossenen Schlafgemach verbringen. Auch die ersten Ehejahre waren nicht gerade von Liebe geprägt.

„Carl war ein sturer Kerl und Stéphanie mochte ihn wirklich nicht“, erzählt Schwester Hildegard, die im Baden-Badener Kloster Lichtenthal das Museum betreut. „Sie waren schon ein paar Jahre verheiratet, als ihm der Hof nahelegte, er möge doch langsam für einen Thronfolger sorgen.“

Stéphanie von Baden war eine religiöse Frau

Schwester Hildegard, seit 1981 im Orden und seit 1984 für das Museum tätig, kann viel über Stéphanie von Baden erzählen, denn wo die Liebe der Fürstin zu ihrem Mann fehlte, war ihre Liebe zu ihrem Glauben umso größer.

Ein Umstand, der speziell dem Kloster Lichtenthal zu vielen Annehmlichkeiten gereichte und schließlich dafür sorgte, dass sogar ihr heißgeliebtes Brautkleid seinen Weg zu den dort lebenden Nonnen des Zisterziensinnerinnen-Ordens fand.

„Stéphanie war eine ausgesprochen religiöse Frau“, erklärt Schwester Hildegard. In der Zeit der Säkularisierung, als immer mehr Klöster geschlossen, enteignet oder zu weltlichen Einrichtungen umgewandelt wurden, erwies sie sich als freundliche Vermittlerin für das bereits seit dem 13. Jahrhundert bestehende Kloster und half beispielsweise dabei, die Aufrechterhaltung des gemeinsamen Chorgebetes durchzusetzen.

Stéphanie erlaubte dem Kloster Dinge, die ihr Mann nicht erlaubt hatte
Schwester Hildegard, Nonne im Kloster Lichtenthal

„Stéphanie erlaubte dem Kloster Dinge, die ihr Mann nicht erlaubt hatte“, sagt die Nonne. „Es gibt eine Geschichte aus der Zeit, in der aufgrund der Säkularisierung dem Kloster keine Neuaufnahmen mehr gestattet waren – wir sollten auf zwölf Nonnen heruntergehungert werden.

Doch es gab eine junge Frau, die unbedingt eintreten wollte. Sie war sehr zielstrebig und hat sich für damalige Verhältnisse etwas getraut: nämlich um eine Audienz bei Stéphanie zu bitten und nach einer Erlaubnis zum Eintritt ins Kloster zu fragen. Und sie hatte Erfolg: Stéphanie gewährte ihn.“

Auch materiell ließ es sich die Fürstin nicht nehmen, das Kloster Lichtenthal immer wieder zu beschenken, erzählt Schwester Hildegard. „Als markgräfliches Haus hat das Kloster zwar schon immer gelegentlich Geschenke vom markgräflichen Hof bekommen, doch bis heute heißt es bei vielen Sachen noch: Das hat uns Stéphanie mal geschenkt“, so Schwester Hildegard.

1845 kam das Brautkleid von Stéphanie von Baden nach Lichtenthal

Als das Kloster im Jahre 1845 sein 600-jähriges Bestehen feierte, trennte sich die fromme Fürstin von ihrem Brautkleid und ließ es als Geschenk für das Kloster in den Chormantel umnähen.

Ihr Mann Carl war da schon lange tot, ohne einen männlichen Erben hinterlassen zu haben; das Paar hatte drei Mädchen und zwei Jungen bekommen, die beide sehr jung starben. Das edle Stück wurde von den Klosterpfarrern in Lichtenthal lange genutzt.

„Zum Vespergottesdienst an Hochfesten beispielsweise“, sagt Schwester Hildegard. Noch in den 1990er Jahren wurde das Gewand zur Weihnachtsvesper getragen.

„Doch 1995 wurde der Umhang nochmal restauriert. Die Restauratorinnen sagten danach, dass die Seide inzwischen zu brüchig geworden sei, um es weiter zu tragen“, so Hildegard. Seitdem hängt es im Klostermuseum in der Vitrine.

Der Brief Stéphanie von Badens, der dem Geschenk beilag, endet mit folgenden Zeilen: „Sie sind aus meinem Brautkleid gefertigt; es hat Mich dasselbe einst am Altar bekleidet; zu den Füßen des Altars lege ich es jetzt nieder, mit demselben übernahm ich die Pflicht dieses Land zu lieben, sowie seine Bewohner; Mein Bewusstsein sagt mir, dass Ich sie treu und freudig erfüllte. Früher wünschte Ich in diesem Gewand begraben zu werden; allein dieser Wunsch ist längst einem tieferen Gefühle gewichen: mögen die Erinnerungen der Bedrängten, denen ich beigestanden und die Tränen, die Ich vielleicht im Leben getrocknet, Mich dann auf eine würdige Weise schmücken. Dem Gebet der frommen Schwestern, dem Ihrigen, Hochwürdige Frau, empfehle ich das Andenken meines hochseeligen Gemahls, Meiner Kinder, Mich selbst, und zeichne mit der Versicherung besonderer Wertschätzung als Ihre Wohlgeneigte. Stephanie. Mannheim, 17. Februar 1845.“

Das sind die Gewinner von Teil 4 des Sommerrätsels

Rolf Nagel kann sein Glück nicht fassen. „Ich freue mich riesig“, sagt er. Der BNN-Leser aus Jöhlingen hat den Hauptpreis des BNN-Sommerrätsels Teil vier gewonnen und kann sich nun für eine Nacht im Schwarwald-Resort Dollenberg einquartieren. Gemeinsam mit seiner Frau will er den Aufenthalt in dem Luxus-Hotel genießen.

Wusste die Antwort: BNN-Leser Rolf Nagel.
Wusste die Antwort: BNN-Leser Rolf Nagel. Foto: privat

Wie er auf die Lösung gekommen ist? „Durch Ausschlussverfahren“, erzählt Nagel. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der kostbare Chormantel aus einem Vorhang oder einem Baldachin gefertigt worden war. Auch das Sonntagskleid kam für den langjährigen BNN-Leser nicht in Frage, so tippte er auf das Brautkleid – und lag richtig.

Die richtige Antwort wussten zahlreiche Teilnehmer der Rätselrunde. Aus dem Lostopf gezogen wurden fünf weitere Namen: Sigrid Nuß aus Muggensturm erhält aus dem Shop des Baden-Badener Casonos ein edles Hamamtowel (das Badetuch stammt aus einer anatolischen Familienmanufaktur) sowie eine exklusive Carrybottle.

Brigitte Thaler aus Karlsruhe kann sich über einen Geschenkkorb freuen, den Pamina Vita mit badischen Spezialitäten gefüllt hat. Je eine Picknickdecke gehen an Caroline Reich aus Karlsruhe, Frank Eisold aus Gaggenau und Bernd Keller aus Au am Rhein.

Dieses Mal kein Glück gehabt? Es folgen noch zwei weitere Rätselrunden. Die BNN verlosen auch dann wieder attraktive Preise. Mitmachen lohnt sich also.

Das sind die Teilnahmebedingungen.

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