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Das Rebland-Museum in Steinbach wurde im früheren barocken Amtshaus in der Steinbacher Straße eingerichtet.

Geschichte entdecken

Das sind die Top Fünf im Steinbacher Reblandmuseum

Der Baden-Badener Stadtteil Steinbach hat eine lange Geschichte. Die gibt es im Museum zu entdecken – doch was sind die Highlights?
4 Minuten
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Verstaubte Geschichte und viele Zahlen, das schreckt meist viele ab. Doch verstaubt ist im Reblandmuseum in Steinbach nichts, und wer keine Zahlen mag, muss sich auch damit nicht auseinandersetzen. Stattdessen: ein buntes Sammelsurium und Wissenswertes über die Region.

An Geschichte kommt daher niemand vorbei. Doch am Ende ist es genau das, was das Museum im Steinbacher Städtl für viele sehenswert macht: Wer sich für die vergangenen Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte interessiert und wissen möchte, was damals im Rebland so los gewesen ist oder wie der Opa früher auf dem Land gearbeitet hat, wird dort fündig.

Doch wer sich im Museum dennoch schnell erschlagen von den vielen Räumen und verschiedenen Stockwerken fühlt, verliert schnell den Überblick. Wo soll man zuerst hinschauen? Was ist eine Nachfrage wert? Um alles zu erwähnen, reicht ein Artikel nicht. Doch die Redaktion hat sich vor Ort von Museumsleiter Hermann Droll seine fünf Highlights zeigen lassen.

Vom Steinmetz signierte Kanonenkugeln

Zugegeben: Ganz so einfach fällt es Droll nicht, sich auf nur fünf Ausstellungsstücke zu beschränken. Seit 37 Jahren ist er Mitglied, seit zwei Jahren leitet er das Museum. Geschichte fasziniert ihn, und das macht es so schwierig: Was ist besonders sehenswert?

Auf dem Boden des Reblandmuseums in Steinbach liegen alte Kanonenkugeln aus Stein.
Diese Kugeln wurden beim Verlegen von Gasleitungen gefunden. Foto: Sarah Gallenberger

Was die runden und schweren Steine im hinteren Bereich eines Zimmers betrifft, ist sich Droll allerdings sicher: „Das ist definitiv eines meiner Highlights.“ Wobei man von Steinen eher nicht sprechen kann. Immerhin handelt es sich um echte Kanonenkugeln. „Die wurden gefunden, als man Gasleitungen verlegen wollte.“

Das war 1997. Die Hochzeit dieser Steinbüchsen, wie sie auch genannt werden, war allerdings bereits 1460. Man kann sich denken, wie alt diese Kugeln sind. Was sie für Droll so außergewöhnlich machen: Auf jeder ist etwas in Stein gemeißelt. „Da hat quasi jeder Steinmetz seine Kugel signiert.“

Einen Zentner ist so eine Kanonenkugel schwer. 600 Meter weit fliegt sie. Das alles weiß der Museumsleiter, und noch so viel mehr. Doch es warten noch vier weitere Ausstellungsstücke.

Nicht jeder darf seinen Wein in Bocksbeutel füllen

Viele kennen ihn. Doch weiß auch wirklich jeder, woher er stammt? Im Winzerraum des Reblandmuseums steht einer davon: ein originaler Bocksbeutel, mit Inhalt. Den Wein jedoch darf nicht jeder in dieser besonderen Flaschenform abfüllen. Und Droll weiß auch, wieso.

Ein Bocksbeutel steht im Reblandmuseum in Steinbach.
Nicht jeder darf seinen Wein in den Bocksbeutel füllen. Foto: Sarah Gallenberger

Denn ursprünglich komme die Flachkugelflasche aus dem Frankenland. Von dort brachte der Freiherr Franz-Philipp Knebel von Katzenellenbogen den Bocksbeutel mit nach Neuweier, wo er Herr des Schlosses gewesen ist.

Kurzerhand beschloss er, im Baden-Badener Rebland mehr Riesling anzubauen und diesen in Bocksbeutelflaschen zu füllen. Zwischenzeitlich entwickelte sich ein Rechtsstreit zwischen den fränkischen und hiesigen Winzern. Den dröseln wir jetzt nicht auf, doch das Ende ist einfach: Der Wein aus dem Baden-Badener Rebland darf in Bocksbeutel abgefüllt werden – verweigert wurde dies jedoch weiteren Betrieben und südlich davon.

Was ein Mammutzahn mit dem Baden-Badener Rebland zu tun hat

Dass das Reblandmuseum vielseitig und ein buntes Sammelsurium ist, wird beim Durchlaufen der Räume schnell klar. Droll steht nun vor einem Mammutzahn. Und dieser hat sogar einen Bezug zu dieser Redaktion.

Ein Mammutzahn liegt im Reblandmuseum in Steinbach.
Der Mammutzahn wurde einst in einer Lehmgrube im Rebland gefunden. Foto: Sarah Gallenberger

Denn es war unsere langjährige Mitarbeiterin Christina Nickweiler, die dieses Fundstück in das Museum gebracht hat. Besser gesagt: ihre Mutter Hildegard. Als Vorarbeiter im Ziegelwerk Hettler hatte Christinas Onkel, Otto Fritz, den Zahn in einer Lehmgrube gefunden.

Und was schenkt man seiner Nichte zum Geburtstag? Genau, diesen Mammutzahn. „Der stand dann Ewigkeiten bei uns in der Küche“, erinnert sich Christina Nickweiler auf Nachfrage dieser Redaktion. Irgendwann war dann wohl Schluss mit lustig: „Meine Mutter packte den Zahn in eine Einkaufstüte und brachte ihn ins Museum.“ Seitdem liegt er dort in einer Vitrine.

In Varnhalt stand einst eine Notkirche

In Varnhalt steht bis heute eine Kirche hoch oben auf dem Berg. Doch zwischenzeitlich, das verrät Droll, sah sie anders aus. „1904 hat man die alte Kirche abgerissen“, erklärt er mit Blick auf ein Modell des Gebäudes. Anschließend wurde in den umliegenden Gemeinden nach Geld für eine neue Kirche gefragt.

Das Modell einer Kirche in Varnhalt steht im Reblandmuseum in Steinbach.
In Varnhalt stand mehrere Jahre eine Notkirche. Foto: Sarah Gallenberger

Letztlich musste jedoch ein Provisorium her. Und so entstand 1909 die „Notkirche“ von Varnhalt, „ein wunderschöner Fachwerkbau“, der nur 60 Jahre halten sollte. 1958 wurde er abgerissen, und die moderne Steinkirche, wie sie heute bekannt ist, aufgebaut.

Rudi Liebich und seine Arbeit für das Reblandmuseum

Ein Bild von einem alten Gebäude.
Rudi Liebich malte einige Gebäude nach. Foto: Sarah Gallenberger

Am Ende des Rundgangs steht Droll vor bunten Bildern und hält inne. „Die sind von Rudi Liebich“, sagt er. Als eines der Gründungsmitglieder des Historischen Vereins für Mittelbaden habe er eine immense Bedeutung für das Rebland gehabt.

Zum 100. Geburtstag, der im vergangenen Jahr gewesen wäre, findet momentan eine Ausstellung im Reblandmuseum statt. Zu finden sind über 60 Gemälde und Zeichnungen von Liebich. „Die Leute wussten, dass er malen kann“, sagt Droll.

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