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Vier Fragen

Endometriose-Spezialist aus Baden-Baden: „Bei Berichten über Periodenschmerzen werde ich hellhörig“

Seit 30 Jahren forscht der Professor für Gynäkologie und Reproduktionsmedizin Wolfgang Küpker an der hochkomplexen Frauenerkrankung Endometriose. In einem kurzen Interview klärt er auf und geht darauf ein, warum die Krankheit so selten entdeckt wird.

Küpker
Professor für Gynäkologie und Reproduktionsmedizin Wolfgang Küpker. Foto: Martina Kempka

Endometriose ist die häufigste Unterleibs-Erkrankung, sagt der Professor für Gynäkologie und Reproduktionsmedizin Wolfgang Küpker, der sich seit 30 Jahren der Erforschung dieser Krankheit widmet.

Außerdem behandelt er in seiner Privatklinik IvF Kinderwunschzentrum in Baden-Baden auch Frauen mit Endometriose und einem daraus resultierenden unerfüllten Kinderwunsch.

In den meisten Fällen dauert es zehn bis 30 Jahre, bis eine Frau die Diagnose Endometriose erhält.

Dann hilft nur noch eine Operation und spezielle Hormonbehandlungen. Wie die Erkrankung ausgelöst wird und was sie überhaupt ist, erläutert Küpker im BNN-Gespräch.

Wie wird Endometriose ausgelöst?
Wolfgang Küpker

Es handelt sich dabei um eine chronische Entzündung, bei der sich gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe bildet und im Bauchraum verteilt. Das kann die Eileiter betreffen, Eierstöcke, die Blase oder den Darm. Es kann aber auch die Lunge und das Nervensystem betreffen. Im Grunde ist es eine Auto-Immunerkrankung im Bauch. Schmerzen hängen dann mit der Lokalisation der Entzündungsherde zusammen. Was die Erkrankung auslöst, ist im Kern noch nicht vollständig erforscht.

Welche Symptome können dabei auftreten?
Wolfgang Küpker

Bei Berichten von Periodenschmerzen werde ich hellhörig. Diese sind meistens sehr stark und gravierend. Auch wenn eine Frau häufig Blasenentzündungen hat oder an Magen-Darm-Problemen leidet, beispielsweise mit Blut im Urin oder Stuhl, kann das ein Anzeichen sein. Die Erkrankung kann auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verursachen, chronische Erschöpfung auslösen und sich auf die Psyche in Form von Depressionen und Ängsten auswirken. In sehr seltenen Fällen breiten sich die Entzündungsherde auch in der Lunge aus und verursachen Bluthusten. Die Krankheit kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Manche Frauen leiden unter permanenten Schmerzen, andere bleiben symptomlos und merken überhaupt nicht, dass sie an Endometriose leiden. Erst bei einem unerfüllten Kinderwunsch wird das Leiden bei einer Untersuchung festgestellt.

Wie wird die Erkrankung festgestellt und behandelt?
Wolfgang Küpker

Für die Diagnose muss man sich Zeit nehmen. Über einen Ultraschall kann mit einem geschulten Auge bereits festgestellt werden, ob Entzündungsherde vorhanden sind oder nicht. Bei einer Operation wird das Ausmaß spätestens sichtbar. Bei solch einem Eingriff werden die betroffenen Stellen entfernt. Anschließend wird mit einer speziellen Hormon- und Pillen-Therapie weiter behandelt. Im Vergleich zur normalen Pille beinhaltet die spezielle Pille, die bei der Behandlung von Endometriose zum Einsatz kommt, kein Östrogen, sondern lediglich reines Gestagen.

Wie wirkt die Dauerpille auf die Endometriose?
Wolfgang Küpker

Die Gestagen-Pille behandelt in aller erster Linie die Endometriose. Sie schützt aber auch vor Eierstockkrebs und Gebärtmutterschleimhautkrebs. Durch die Dauereinnahme bekommt der Körper mehr Zyklus-Pausen und die Herde schlafen dadurch ein. Das wirkt sich auch positiv auf die durch die Endometriose verursachten Schmerzen aus. Allerdings kann die Einnahme der Dauerpille zu Libido-Verlust und Gewichtsschwankungen führen. Man muss bei jeder Patientin genau auf die Dosierung achten.

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