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Wer zieht ins Stadtparlament?

Ortsvereinsvorsitzende steht auf Liste der Grünen in Baden-Baden vor den Fraktionschefs

Die Grünen in Baden-Baden wollen bei der Kommunalwal am 9. Juni ihre Position als stärkste Fraktion im Gemeinderat verteidigen. Der jüngste Bewerber um einen Sitz im Stadtparlament ist ein 16-Jähriger.

Ankica Rukavina (rechts) und Stephanie Mirow sitzen an einem Tisch und stecken Stimmzettel in eine Wahlurne.
Spitzenkandidatin der Grünen in Baden-Baden bei der Kommunalwahl ist Ortsvereinsvorsitzende Ankica Rukavina (rechts). Die Co-Vorsitzende Stephanie Mirow kandidiert ebenfalls für den Stadtrat. Foto: Bernd Kamleitner

Eine Ortsvereinsvorsitzende, die auf der grünen Liste für die Gemeinderatswahl in Baden-Baden vor der amtierenden Doppelspitze der Fraktion steht. Ein 16-Jähriger, der auf Platz acht aufgestellt wird.

Dazu ein amtierendes Fraktionsmitglied, das bislang gar kein Mitglied der Partei der Grünen ist. Und ein Stimmenkönig, der auf Listenplatz 12 ins Rennen gehen muss.

Die Nominierungsveranstaltung der Grünen in Baden-Baden ist nicht nur ein fast vierstündiges Ereignis, sondern auch eines mit durchaus überraschenden Ergebnissen.

Mit der Spitzenkandidatin Ankica Rukavina, eine der beiden Vorsitzenden des Ortsvereins, ziehen die Grünen in der Bäderstadt in den Kommunalkampf für den Urnengang am 9. Juni. Damit hat die Sozialpädagogin zwar ihr Ziel erreicht. Vollauf zufrieden kann sie unter dem Strich nicht sein.

Eingeschränkte Rückendeckung für Spitzenkandidatin

Bei der geheimen Einzelabstimmung erzielt sie mit 17 Ja- und 9 Nein-Stimmen von den 26 Stimmberechtigten eines der schwächsten Ergebnisse aller Bewerberinnen und Bewerber für einen der ersten 14 Listenplätze.

Damit ist sie immerhin noch ein wenig besser dran als ihre Co-Ortsvereinsvorsitzende: Stephanie Mirow wird auf Listenplatz fünf mit 16 Ja- und 9 Nein-Stimmen bei einer Enthaltung gewählt. Über die weiteren Platzierungen der Positionen 15 bis 27 und 28 bis 40 wird jeweils im Block abgestimmt

In einem Saal sitzen Menschen an Tischen
Die Grünen gehen in Baden-Baden als stärkste Gemeinderatsfraktion in den Kommunalwahlkampf. Derzeit besteht die Fraktion aus elf Stadträtinnen und Stadträten. Foto: Bernd Kamleitner

Deutlich mehr Rückendeckung als die Spitzenkandidatin verbucht dagegen die amtierende Doppelspitze der Fraktion im Gemeinderat: Fabrice Gireaud auf Listenplatz 2 erhält bis auf zwei Nein-Stimmen die volle Unterstützung.

Seine Kollegin Sabine Iding-Dihlmann bekommt alle Stimmen als Ja-Stimmen. Beide werden dem Realo-Flügel der Partei zugeordnet.

Wir haben mit einer AfD zu kämpfen, die man nicht unterschätzen darf.
Thomas Gönner
Grünen-Gemeinderat

Alle Stimmen als Ja-Stimmen, das gelingt auch Thomas Gönner, dem aktuell jüngsten Mitglied im Stadtparlament auf Listenplatz 6.

Er ist der Einzige in der Veranstaltung, der in seiner Vorstellung auch von der Partei spricht, die derzeit bundesweit im Gespräch ist: „Wir haben auch in Baden-Baden mit einer AfD zu kämpfen, die man nicht unterschätzen darf.“

16-Jähriger träumt von Karriere als Politiker

Einen Start nach Maß erlebt dagegen ein 16-Jähriger, der zunächst Lokführer werden will und danach mit einem Studium der Ingenieurwissenschaften liebäugelt. „Ich kann mir auch vorstellen, in die Politik zu gehen“, sagt Luca Mürb.

Ich will zeigen, dass man sich in jedem Alter einbringen kann.
Luca Mürb
jüngster Grünen-Bewerber

Sein Interesse an der Politik erwuchs in der Corona-Zeit. Er ist überzeugt: Kommunalpolitik wirkt direkt beim Bürger. Mit Listenplatz 8 erzielt der Jüngste der Bewerberinnen und Bewerber ein starkes Debüt. „Ich will zeigen, dass man sich in jedem Alter einbringen kann“, sagt Mürb.

Kampfabstimmung um Platz 12

Fast hätte Mürb möglicherweise nach hinten rücken müssen. Ein anwesendes Parteimitglied wollte auf Platz 8 den Stimmenkönig der Grünen bei der vergangenen Kommunalwahl sehen.

Der jüngste Kandidat auf der Liste der Grünen für den Gemeinderat in Baden-Baden ist der 16-jährige Luca Mürb.
Der jüngste Kandidat auf der Liste der Grünen für den Gemeinderat in Baden-Baden ist der 16-jährige Luca Mürb. Foto: Bernd Kamleitner

Das war Jürgen Louis, auf der Vorschlagsliste zunächst auf Platz 14 stehend. „Das ist nicht gerade glücklich für mich“, lässt der erfahrene Kommunalpolitiker seine Stimmungslage durchblicken. Gegen den jungen Mürb tritt er nach kurzer Bedenkzeit dann aber nicht zur Kampfabstimmung an.

Der Unterlegene nimmt es sportlich

Was Louis bei Mürb nach eigenen Angaben „nicht übers Herz“ brachte, vollzieht er bei der Wahl von Listenplatz 12. Louis tritt nach erneutem Vorschlag seines Förderers im Saal gegen Manuel Genter an.

Er gewinnt und verdrängt den Mitbewerber auf den ursprünglich für ihn vorgesehenen Platz 14. Genter haderte damit aber nicht: „Ich nehme das alles sportlich.“

Michael Velten steht als Unabhängiger auf Grünen-Liste

Als unabhängiger Kandidat ist der ehemalige Kriminalermittler und leidenschaftliche Heavy-Metal-Fan Michael Velten derzeit ein Mitglied der Grünen-Fraktion am Ratstisch in Baden-Baden. Auf der Grünen-Liste steht er auf Platz 10.

Für den Fall der Wiederwahl gibt er gegenüber der Parteispitze aber ein Versprechen ab: „Wenn ich gewählt werde, werde ich am Tag des Wahlergebnisses definitiv bei den Grünen eintreten.“

Vier Stadträte der Grünen treten nicht mehr an

Neben Velten, Gireaud, Iding-Dihlmann, Gönner und Louis ziehen die Grünen mit den ebenfalls amtierenden Stadträtinnen Barbara Nießen (Platz 7) sowie der Gattin von Jürgen Louis, Angelina Louis (Platz 11), in den Kommunalwahlkampf.

Mit elf Mitgliedern stellt die Partei, die in Berlin in der Ampel mitregiert, derzeit vor der CDU mit zehn Stadträten die größte Fraktion. Nicht mehr kandidieren werden die Grünen-Stadträte Ute Förderer-Hees, Ursula Optiz sowie Robert Hauns und Michael Bollinger.

Michael Bollinger war im Job für Radio-Comedy zuständig

Letzterer war in seinem Berufsleben für die Comedy bei der Baden-Badener Popwelle SWF3 zuständig. Er verkörperte Figuren wie Gotthilf Penibel, Don Häberle und gab Spitz- und Breitmaulfrosch seine Stimme.

Laut Rukavina sind Nachhaltigkeit sowie Energie und Klimaschutz die Kernthemen der Grünen „für die wir mit Leidenschaft eintreten“. Nach Ansicht von Mirow wird der Wahlkampf nicht einfach.

Grünen-Bürgermeister Kaiser appelliert an den Zusammenhalt

Die aktuelle Stimmungslage sei nicht mit der positiven vor fünf Jahren zu vergleichen. „Das spüren wir alle gerade täglich“, sagt Mirow.

Der Grünen-Bürgermeister Roland Kaiser appelliert an die Partei, „den Wahlkampf in großem Zusammenhalt zu gestalten“. Das ist für ihn die Grundlage „für gute Ergebnisse am 9. Juni“.

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