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Besonderer Ort in Baden-Baden

Historischer Friedhof von Kloster Lichtenthal muss saniert werden – doch das ist nicht so einfach

Der Friedhof des Klosters Lichtenthal ist ein besonderer Ort mit ganz eigenen Regeln. Er soll nun saniert werden. Doch das ist nicht einfach.

Derzeit gleicht der alte Friedhof vor dem Wehrgang im Hintergrund nur einer Brache. Dort stehen Doris Seiberling, Ursula Lazarus, Werner Hirth, Äbtissin Bernadette Hein und Schreinermeister Rainer Weber.
Derzeit gleicht der alte Friedhof vor dem Wehrgang im Hintergrund nur einer Brache: Das wollen Doris Seiberling, Ursula Lazarus, Werner Hirth, Äbtissin Bernadette Hein und Schreinermeister Rainer Weber (von links) gern ändern. Foto: Sarah Reith

In der Einsiedlerkapelle auf dem Gelände des Klosters Lichtenthal lehnen verwitterte graubraune Holzkreuze an den Wänden. Es sind Dutzende. Für Äbtissin Bernadette Hein verbirgt sich hinter jedem einzelnen eine Geschichte: Jedes gehört auf das Grab einer Cistercienserin, die ihr Leben im Kloster verbracht hat. Deren letzte Ruhestätte direkt neben der alten Kapelle gleicht derzeit allerdings einer Brachfläche.

Die Gräber sind als solche nicht mehr zu erkennen, nur ein wenig Gras wächst an der Stelle, an der sich eigentlich der Klosterfriedhof befindet. Grund ist eine aktuelle Baumaßnahme des Landes Baden-Württemberg: Der direkt an den schmalen Friedhof grenzende Wehrgang hatte sich geneigt, musste zunächst abgestützt werden und wird nun saniert. Rund 540.000 Euro sind dafür laut Werner Hirth, dem neuen Vorsitzenden des Kloster-Freundeskreises, veranschlagt.

Dass dafür das Land aufkommen muss, ist historisch bedingt: Die Klostergemeinschaft wurde im Zuge der Säkularisierung enteignet, die Schwestern dürfen das Kloster seither zwar nutzen, sind aber keine Eigentümerinnen. Ein alter Vertrag regelt genau, für welche Bereiche sie zuständig sind und wofür das Land.

Für den Klosterfriedhof, der nach wie vor genutzt wird, sind die Nonnen selbst verantwortlich. Das Problem: Im Zuge der Mauersanierung mussten die schlichten Holzkreuze entfernt werden. Dabei fielen die Sockel teilweise auseinander, es zeigte sich, dass die Kreuze marode sind. Es war klar: Der Friedhof muss neu gestaltet werden. 

Kloster-Friedhof Baden-Baden folgt eigenen Regeln

Die Fläche kann voraussichtlich im Frühsommer kommenden Jahres wieder hergerichtet werden, bis dahin will das Land mit der Mauer fertig sein. Dann sollen die Kreuze mit den jeweiligen Namen wieder auf den Gräbern angebracht werden, deren Standort kartiert ist.

Schreinermeister Rainer Weber hat bereits ein erstes Kreuz saniert: Das Eichenholz wurde erneuert, die alte Kupferabdeckung wieder aufgesetzt. Es ist aber noch viel zu tun. Insgesamt gibt es 50 Kreuze.

Aus Alt mach Neu: Die alten Kreuze lassen sich nicht mehr montieren, sie sollen ersetzt werden. Das erste neue Kreuz gibt es schon.
Aus Alt mach Neu: Die alten Kreuze lassen sich nicht mehr montieren, sie sollen ersetzt werden. Das erste neue Kreuz gibt es schon. Foto: Sarah Reith

Der Klosterfriedhof hat seine ganz eigenen Regeln, wie Äbtissin Bernadette Hein berichtet. Wenn eine Mitschwester stirbt, wird geschaut, welches Grab zu diesem Zeitpunkt am längsten besteht, dann wird die Verstorbene über den dort bereits bestatteten Schwestern beerdigt. 

Die schlichte Plakette auf dem Kreuz nennt stets nur den Namen der zuletzt dort begrabenen Schwester. An einem anderen Ort als in der Gemeinschaft im Kloster beerdigt zu werden, ist für die Nonnen nicht vorstellbar – deshalb ist es für sie so wichtig, dass der Friedhof bald wieder nutzbar ist.

Freundeskreis des Klosters Lichtental sammelt Spenden

Insgesamt wird dessen Neugestaltung ungefähr 80.000 Euro kosten – zu viel für die 15 Cistercienserinnen, die noch in Lichtental leben. Klöster sind finanziell autonom, sie bekommen keine Zuschüsse vom Erzbistum oder vom Land. „Unseren Lebensunterhalt verdienen wir selber“, sagt die Äbtissin nicht ohne Stolz. Die Kosten, um die Kreuze sanieren und den Friedhof neu anlegen zu lassen, könnten die Schwestern aber höchstens schultern, wenn sie ihre Altersrücklagen angreifen würden.

Deshalb ist der Freundeskreis des Klosters aktiv geworden. Dieser unterstützt den Konvent finanziell bei Aufgaben zur Unterhaltung des Klosters und hat so in der Vergangenheit schon viele Projekte ermöglicht. 10.000 Euro wurden laut der neuen Ehrenvorsitzenden des Vereins, Ursula Lazarus, bereits aus den Reihen der knapp 300 Mitglieder für den Klosterfriedhof gespendet.

Weil die benötigte Summe so hoch ist, hofft der Verein aber auch auf Spenden von Nichtmitgliedern. Um der Öffentlichkeit den Klosterfriedhof und die Situation zu zeigen, wird dieser sonst nicht frei zugängliche Bereich des Klosters am Samstag, 28. Januar 2023, von 14 bis 16 Uhr geöffnet. 

Wer diesen besonderen Teil des Klosters kennenlernen möchte, kann in diesem Zeitraum einfach vorbeikommen und wird herumgeführt, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Über das Projekt Klosterfriedhof und Spendenmöglichkeiten können sich Interessierte auch online auf der Internetseite des Freundeskreises informieren.

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