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Sicherheit am Bahnhof ist Thema

Kriminalität im Blick: Wie sicher ist Baden-Baden wirklich?

Wie sicher ist Baden-Baden? Wo passieren welche Straftaten? Und welche Besonderheiten gibt es? Dazu hat sich die Polizei ausführlich geäußert.

Blick auf die vor einiger Zeit neu gestaltete Bahnhofsunterführung.
Die Unterführung am Bahnhof in Baden-Baden-Oos stand immer wieder im Fokus bei Fragen der Sicherheit. Auch 2023 kam es im Bereich des Bahnhofs zu mehreren Fällen der gefährlichen oder schweren Körperverletzung. Foto: Nico Fricke

Einige gute Nachrichten hatten Polizeipräsident Jürgen Rieger und der Leiter des Baden-Badener Polizeireviers, Lutz Kirchner, am Montagabend im Gepäck. Gemeinsam präsentierten sie im Gemeinderat die Kriminalstatistik für das Jahr 2023. Das Ergebnis: In vielen Bereichen haben sich die Zahlen positiv entwickelt.

So ist die Gewaltkriminalität in Baden-Baden im Vergleich zum Vorjahr um rund 23 Prozent zurückgegangen. Unter diesen Oberbegriff fallen Delikte wie Mord, Totschlag, gefährliche Körperverletzung oder Vergewaltigungen.

An welchen Standorten es besonders häufig zu Körperverletzungen kam

So verfolgte die Polizei nur noch zwei statt wie im Vorjahr zehn Straftaten gegen das Leben. Bei der gefährlichen oder schweren Körperverletzung gab es einen Rückgang um 21,3 Prozent.

Bei den Körperverletzungen zeichneten sich Schwerpunkte ab. Kirchner nannte dabei an erster Stelle einige Nachtclubs in der Innenstadt. Außerdem nahm die Polizei jeweils sechs Fälle in den städtischen Unterkünften in der Westlichen Industriestraße und der Waldseestraße auf. Ebenfalls sechs Fälle gab es in der Ooser Bahnhofstraße, also im Umfeld des Bahnhofs.

Sicherheit am Bahnhof Baden-Baden-Oos erneut Thema

„Dieser Bahnhofsbereich macht uns weiterhin Sorgen“, kommentierte Stadträtin Reinhilde Kailbach-Siegle (CDU). Werner Henn (SPD) dagegen lobte die Umgestaltung der Unterführungen im vergangenen Jahr. Dadurch habe sich die Situation verbessert.

Polizeipräsident Rieger versprach, die Sorgen ernst zu nehmen. Kirchner ergänzte, dass regelmäßig kontrolliert werde. Gerade in der Unterführung nach Oos-West hielten sich immer wieder Menschen alkoholisiert auf. Doch das allein sei nun mal nicht verboten.

Anzahl an Einbrüchen in Baden-Baden ist deutlich gesunken

Auch im Bereich Raub gab es einen Rückgang, und zwar um 19,2 Prozent. Eine Handtasche wurde 2023 in Baden-Baden sogar nur ein einziges Mal geraubt, berichtete Kirchner.

Zudem gab es knapp 28 Prozent weniger Wohnungseinbrüche. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Polizei in Baden-Baden nur 60 Einbrüche. 2022 waren es noch 83 Einbrüche.

Lediglich die Aufklärungsquote ist in diesem Bereich gering: Sie lag laut Kirchner bei knapp zwölf Prozent. Das ist in anderen Kriminalitätsbereichen anders. Insgesamt wurden laut Kirchner 60,5 Prozent der statistisch erfassten Straftaten in Baden-Baden aufgeklärt.

Historischer Tiefstand bei den Sachbeschädigungen im Stadtkreis Baden-Baden

Auch in anderen Bereichen war die Entwicklung positiv. Die Sachbeschädigungen sind sogar auf einen historischen Tiefstand gerutscht. Sie sind im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent gesunken. „Das sind die wenigsten Sachbeschädigungen in den letzten 21 Jahren“, erläuterte Kirchner. So weit reicht die Polizeistatistik zurück.

Baden-Baden ist kein Hotspot.
Jürgen Rieger
Polizeipräsident

Rieger betonte im Gemeinderat, wie gut die Situation in Baden-Baden nach wie vor sei. Natürlich gebe es Kriminalität und Verkehrsunfälle, „aber Baden-Baden ist kein Hotspot“.

Die absolute Anzahl an Straftaten sei in Baden-Baden niedriger als in allen anderen baden-württembergischen Stadtkreisen, sagte Revierleiter Kirchner. Und auch, wenn man die Zahl für eine bessere Vergleichbarkeit auf 100.000 Einwohner hochrechne, stehe die Stadt noch gut da: Dann komme Baden-Baden auf den drittniedrigsten Wert nach Pforzheim und Ulm.

Anzahl an Straftaten insgesamt ist in Baden-Baden gestiegen

Doch auch, wenn Baden-Baden verhältnismäßig sicher ist, entspricht das nicht unbedingt dem Gefühl in der Bevölkerung. Wie Polizeipräsident Rieger betonte, sei die Stärkung des Sicherheitsgefühls deshalb auch künftig ein wichtiges Ziel. Zudem werde die Polizei weiter einen Schwerpunkt auf Anrufstraftaten legen. Denn der „Enkeltrick“ und ähnliche Maschen seien in Baden-Baden nach wie vor ein „heißes Thema“.

Trotz der positiven Entwicklung gerade bei schwerwiegenden Straftaten war allerdings auch im vergangenen Jahr nicht alles gut. Insgesamt kam es zu einer Zunahme der Straftaten um 9,5 Prozent auf nun 4.588 Fälle.

Zahlreiche Fahrraddiebstähle in Baden-Baden schlagen sich in der Statistik nieder

So hat die sogenannte Straßenkriminalität zugenommen. Sie erreichte den höchsten Wert der vergangenen 21 Jahre. Ursache für dieses Plus ist laut Kirchner aber „fast ausschließlich“ der starke Anstieg von Fahrraddiebstählen um 135 Fälle. „Ohne diese Fälle wäre die Straßenkriminalität im Durchschnitt gewesen“, sagte er.

Die Polizei habe in dem Bereich jedoch sehr umfangreich ermittelt. Dabei seien die Beamten auch äußerst erfolgreich gewesen: Allein der Wert der gestohlenen Fahrräder, den sie sichergestellt hätten, belaufe sich auf rund 50.000 Euro. Acht Tatverdächtige seien entweder schon in Haft oder es sei zu erwarten, dass sie bald in Haft kämen.

Überdurchschnittlich viele Tatverdächtige ohne deutschen Pass

Aber nicht nur bei den Fahrrädern sind die Zahlen nach oben geschnellt, sondern in fast allen Bereichen des Diebstahls. Insgesamt hat die Polizei 1776 Diebstähle bearbeitet, das ist ein Anstieg um 410 Fälle im Vergleich zum Vorjahr. So kam es zum Beispiel zu 47 Ladendiebstählen mehr als im Vorjahr. Auch die Automatendiebstähle sind von 15 auf 30 Fälle angestiegen.

Der Anteil an Tatverdächtigen ohne deutschen Pass war insgesamt überdurchschnittlich hoch: Er lag bei 61,5 Prozent aller Tatverdächtigen. Wenn man bei den Delikten die Verstöße gegen Aufenthaltsgesetze abzieht, entfallen auf diese Gruppe immer noch knapp 60 Prozent der Straftaten, wie Kirchner betonte.

Fahren ohne Fahrschein als häufigste Straftat bei dieser Gruppe

Den größten Anteil der auf diese Gruppe entfallenden Straftaten hatten Fahrten ohne Fahrschein im öffentlichen Nahverkehr (rund 450 Fälle), gefolgt von Diebstählen (rund 250 Fälle).

Es gab aber auch andere Delikte in dieser Gruppe, etwa Körperverletzungen (132 Fälle). Polizeipräsident Rieger verwies auf die sich verändernde Bevölkerungsstruktur durch überwiegend männliche Zuwanderer, die Gewalterfahrungen gemacht hätten. Er betonte die Bedeutung der Integration, um die Problematik zu lösen.

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