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„Hinterhofatmosphäre“

Kritik an Schandfleck in Baden-Baden: Stadt will Präsentation der Badruinen deutlich verbessern

Städtebaulich nicht gerade ansehnlich: Die Präsentation der berühmten Badruinen in Baden-Baden ist verbesserungswürdig. Darin sind sich die Mitglieder des Bauausschusses des Gemeinderats einig.

Versteckt im Untergrund: Hinter beschlagenen Glasscheiben befinden sich einige der wichtigsten römischen Ausgrabungen der Kurstadt.
Versteckt im Untergrund: Hinter beschlagenen Glasscheiben befinden sich einige der wichtigsten römischen Ausgrabungen Baden-Badens. Foto: Henning Zorn

Also nun doch: Stadträte und Verwaltung zeigten sich in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses des Baden-Badener Gemeinderats einig, dass das Stadtbild am Römerplatz und hier vor allem die Präsentation der römischen Badruinen deutlich verbessert werden müssen. Beklagt wurde der dortige „Schandfleck“ mit unwürdiger „Hinterhofatmosphäre“. Dies wurde deutlich in der Debatte über Vorschläge der SPD-Fraktion zur Neugestaltung des Areals.

Das heutige Bild des Römerplatzes ist geprägt durch parkende Autos und eine riesige Betondecke, unter der sich als „Angsträume“ bezeichnete dunkle Ecken befinden und außerdem auch die Ausstellung der wichtigsten römischen Ausgrabungen in Baden-Baden versteckt wurde.

Die Sozialdemokraten haben nun zunächst einmal diverse provisorische Maßnahmen vorgeschlagen. Dazu zählt unter anderem die Einbindung des Platzes in die Fußgängerzone und die Installierung beleuchteter Vitrinen unter der Betondecke, in denen Objekte der römischen Sammlung des Stadtmuseums gezeigt werden. Die dort jetzt befindlichen Stellplätze müssten aufgegeben werden.

Bereits 2018 Konzept gegen Beton und parkende Autos

Eigentlich war die Stadt vor einigen Jahren schon auf dem besten Weg, eine Lösung für die Lage am Römerplatz mit dem Ziel einer „Stadtreparatur“ zu finden. In der jetzigen Bauausschusssitzung berichtete Gartenamtsleiter Markus Brunsing darüber, dass 2018 bereits ein Konzept erarbeitet wurde, um die hier unbefriedigende Situation zu ändern.

Der Platz habe einst eine wichtige Funktion für das Stadtbild ausgeübt, die aber 1962 durch den Abbruch des alten Augustabades, früher eines der prachtvollsten Gebäude der Stadt, verloren ging. Stattdessen entstand durch den Bau einer Betondecke eine Terrasse vor dem Friedrichsbad.

Es war klar, dass hier Handlungsbedarf besteht.
Markus Brunsing, Leiter Gartenamt

2018 habe man den Versuch gestartet, die Situation zu verbessern, „denn es war klar, dass hier Handlungsbedarf besteht“, so Brunsing. Von Fachbüros wurde ein Konzept erarbeitet, das eine Verkürzung der Betondecke, die Herausnahme von Parkplätzen und den Bau einer neuen Treppe hoch zum Friedrichsbad vorsah.

Da hierbei aber etliche Beteiligte einbezogen werden mussten und ein Teil der Flächen in der Zuständigkeit des Landes liegt, seien viele Gespräche erforderlich gewesen – unter anderem mit der Bäder- und Kurverwaltung, dem Landesbetrieb Vermögen und Bau, den Carasana-Bäderbetrieben, der Klosterschule und dem Landesdenkmalamt.

Welterbe-Klassifizierung von Baden-Baden als treibende Kraft

Eine Weiterentwicklung des Konzepts wurde dann aber angesichts von erwarteten Kosten von zwei Millionen Euro von der Stadt gestoppt. Doch Bürgermeister Alexander Uhlig betonte jetzt: „Wir wollen die Sache wieder aufnehmen.“ Dabei verwies er auch auf die von der Kurstadt erreichte Welterbe-Klassifizierung durch die Unesco.

Thomas Schwarz, Leiter des Fachbereichs Planen und Bauen, meinte, dass man in einem ersten Schritt zur Beseitigung der Hinterhofwirkung am Römerplatz die parkenden Fahrzeuge herausnehmen und mit Pflanzkübeln eine Verkehrslenkung erreichen könne. Ebenso wie Uhlig vertrat er aber auch die Meinung, dass man es nicht bei Teilmaßnahmen belassen dürfe, sondern ein langfristiges Gesamtkonzept für den Platz umsetzen müsse.

Beide sehen auch die Umnutzung der Parkplätze unter der Betondecke als einen besonderen „Knackpunkt“ an. Hier sei das Land verantwortlich, das die Stellplätze an die Klosterschule vom Heiligen Grab verpachtet habe. Da müsse man nun eine Lösung finden.

Wolfgang Niedermeyer (FBB) würdigte die Initiativen der SPD um die Beseitigung des „Schandflecks“ am Römerplatz. Leider sei die Stadt allerdings in der Vergangenheit bei diesen Bemühungen keinen Schritt vorangekommen: „Vom Reden allein wird nichts draus“. Man müsse nun weiterkommen. Da seien die Vorschläge der Sozialdemokraten für Zwischenlösungen wie dem Einbau von Ausstellungsvitrinen durchaus interessant.

Der Umgang der Stadt mit ihrem römischen Erbe ist unwürdig.
Kurt Hochstuhl, SPD-Fraktionschef

„Der Umgang der Stadt mit ihrem römischen Erbe ist unwürdig“, schimpfte SPD-Fraktionschef Kurt Hochstuhl. Skeptisch zeigte er sich gegenüber den Überlegungen der Stadt, eine Gesamtlösung in den Vordergrund zu stellen.

Diese „große Lösung“ habe ihren Charme verloren, weil zu viele Akteure im Spiel seien. Die Zeit zum Handeln sieht man auch bei den Grünen gekommen. Ursula Opitz sagte, dass eine große Lösung zwar wünschenswert sei, doch erst einmal solle man am Römerplatz für eine „anständige Optik“ sorgen.

René Lohs (FDP) hingegen befürwortete die Umsetzung eines grundsätzlichen Konzepts, um die „schreckliche Optik“ in diesem Bereich zu verändern. Für Klaus Bloedt-Werner (CDU) gibt es da keinen Widerspruch.

Man müsse zwar die große Lösung mit baulichen Veränderungen bei einer solchen „Stadtreparatur“ im Auge behalten, doch zuvor seien auch provisorische Dinge wie etwa die Aufstellung von Blumenkübeln möglich. Es solle „einfach losgelegt werden“ – ohne darauf zu warten, bis alle Fragen geklärt sind.

Und wer wird angesichts der finanziellen Lage den Startschuss für diese „Reparaturmaßnahme“ geben? Bürgermeister Uhlig hatte dazu einen guten Tipp für die Stadträte: das gewünschte Vorhaben einfach bei den nächsten Haushaltsberatungen in den Etat einbringen.

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