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Mezzosopranistin

Elina Garanča bietet im Festspielhaus Baden-Baden großes Gefühlskino

Rundum begeisternd geriet der Liederabend von Elina Garanča im Festspielhaus Baden-Baden. Die lettische Mezzosopranistin glänzte mit Stimme, Ausstrahlung und dramatischer Interpretation.

Die Mezzosopranistin Elina Garanča  und der Pianist Malcolm Martineau bei einem Liederabend am 20. November 2021 im Festspielhaus Baden-Baden.
Betörend in Stimme, Ausstrahlung und Interpretation zeigte sich die Mezzosopranistin Elina Garanča bei einem Liederabend mit dem Pianisten Malcolm Martineau im Festspielhaus Baden-Baden. Foto: Andrea Kremper

Die lettische Mezzosopranistin Elina Garanča mit einem Liederabend im Festspielhaus Baden-Baden: Das ist schon großes Gefühlskino, inszeniert von einer Diva im allerbesten Sinne des Wortes. Doch wo anfangen mit dem Lob?

Zunächst einmal zu nennen ist das Stimmtimbre: die dunklen, satten, kostbaren Farbe in der Tiefe und in der Mittellage, die leuchtenden Höhen, die mühelose Verblendung der Register, der schiere Wohllaut, der dem Publikum entgegen strömt.

Dann der lange Atem, die endlos scheinenden Gesangslinien und die beeindruckenden dynamischen Übergänge und Abstufungen, das An- und Abschwellen einzelner Töne, das Volumen und die Kraft, die endlos scheinenden Ressourcen.

Langer Atem für langes Programm

Dieser Eindruck entsteht auch durch das lange Programm, die Fülle an Liedern, aus der manche Kollegin zwei Abende bestritten hätte. Ganz am Ende, nach zwei Zugaben von Sergej Rachmaninow, schleudert, gurrt und haucht die Sängerin als letztes Encore die „Habanera“ aus George Bizets „Carmen“ ins Publikum.

Es ist der Triumph einer temperamentvollen Frau, die sich ihrer nicht nur stimmlichen Mittel bewusst ist, die mit ihrer Anziehungskraft und Schönheit spielt und alle damit betört.

Dramatische Darstellung der Liedinhalte

Elina Garanča verlässt nicht nur hier die Pose der Sängerin vor dem Flügel und schlüpft gestisch in die Rolle. Auch bei den Liedern ist sie vor allem an der Dramatik interessiert und taucht mit dem ganzen Körper tief in das Geschehen ein.

In Robert Schumanns „Frauenliebe und Leben“ ist sie die Frau, die fühlt und leidet. Man ist sofort bei ihr und geht mit, denn die Emotionen sind wahr, auch wenn das Frauenbild der Texte von Adelbert von Chamisso innere Widerstände hervorruft.

Nur kleine Schwachstellen

Der Schotte Malcolm Martineau ist weit mehr als ein einfühlsamer Begleiter, er ist von Anfang an ein Partner der Sängerin, der nicht zuletzt bei den kleinen oder größeren Tempomodifikationen sensibel, aber entschieden mitgestaltet.

Am wenigsten überzeugen Martineau und Garanča im Block, der Johannes Brahms gewidmet ist – freilich agieren sie auch hier auf absolut hohem Niveau.

Ganz wunderbar wieder drei Lieder von Henri Duparc: schöne Miniaturen, lyrisch und zart, von den beiden mit Leichtigkeit und Eleganz fein ausgeleuchtet, mit viel Raum für die subtilen dramatischen Steigerungen und wenigen dynamischen Höhepunkte.

Martineau gestaltete aus Claude Debussys Préludes „La fille aux cheveux de lin“ mit Sinn für die Klangvaleurs des französischen Impressionismus.

Temperament, Feuer, Schmerz und Freude

Dann Manuel de Fallas „Siete canciones populares espanolas“: Ay! Temperament, Feuer, Schmerz und Freude, hier war Elina Garanča ganz bei sich. Ein sehr heiterer, diesseitiger Tango für Klavier von Isaac Albéniz, dann einige russische Lieder von Sergej Rachmaninow, den die Sängerin, wie sie erklärte, besonders verehrt und die für den Pianisten virtuos anspruchsvolle Aufgaben bereit hielten.

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