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Interview des Kirchenoberhaupts

Papst Franziskus: Georg Gänswein fehlt es an Anstand

Georg Gänswein hat mit einem Buch über den verstorbenen Papst Benedikt massive Kritik von Papst Franziskus auf sich gezogen. Das verwundert nicht.

Erzbischof Georg Gänswein im Gespräch mit SWR-Moderatorin Evelin König
Erzbischof Georg Gänswein, hier im Gespräch mit SWR-Moderatorin Evelin König bei einer Diskussionsrunde in Baden-Baden. Gänswein stellte dabei sein Buch vor. Papst Franziskus übt nun massiv Kritik an Gänswein, der aus dem Schwarzwald stammt. Foto: Media Control

Papst Franziskus hat massive Kritik am früheren Sekretär seines verstorbenen Vorgängers Benedikt XVI., dem deutschen Erzbischof Georg Gänswein, geübt und ihm einen „Mangel an Anstand und Menschlichkeit“ vorgeworfen.

In einem neuen Interviewband kritisiert Franziskus die Umstände der Veröffentlichung des Erinnerungsbuchs von Gänswein, „Nichts als die Wahrheit“, das kurz nach dem Tod Benedikts im Januar 2023 in Italien veröffentlicht wurde und für viel Aufmerksamkeit gesorgt hat.

Zwischen Franziskus und Gänswein gibt es schon länger Spannungen

Die Kritik verwundert nicht. Es gab zwischen Franziskus und Gänswein schon länger Spannungen. Der Papst hat den 67-jährigen Schwarzwälder im vergangenen Sommer in sein Heimatbistum Freiburg zurückgeschickt, ohne ihn mit einer Aufgabe zu betrauen.

Seit Juli 2023 lebt er in einer Wohnung im Freiburger Priesterseminar, hält Gottesdienste und Vorträge und zieht dabei ein Massenpublikum an.

Georg Gänswein steht für den konservativen Flügel der Kirche

Bei seinen jüngsten Auftritten in Nord- und Mittelbaden – in der Wallfahrtskirche Waghäusel hielt er Anfang Oktober 2023 einen Gottesdienst, in Baden-Baden stellte er Mitte November sein Buch vor – herrschte jeweils großer Andrang. Zahlreiche Fans aus ganz Deutschland strömten zu den Veranstaltungen.

Erzbischof Georg Gänswein Waghäusel
Erzbischof Georg Gänswein beim Einzug in die Wallfahrtskirche in Waghäusel. Foto: Martin Heintzen

In Waghäusel predigte der gebürtige Schwarzwälder über Jesu Mutter Maria und den „marianischen Weg“.  Gänswein steht für den konservativen Flügel der Katholiken, der in der deutschen Kirche in einer Minderheitenposition ist. 

Bei der vom Unternehmer Karlheinz Kögel organisierten Diskussionsrunde in Baden-Baden spielte etwa die Diskussion um ein Priestertum für die Frau eine Rolle.

Das Priesteramt ist bisher in der katholischen Kirche unverheirateten Männern vorbehalten, viele Reformgruppen wollen das ändern.

Gänswein empfahl in dem Zusammenhang in Baden-Baden, Frauen sollten nicht nur auf Ämter in der Kirche schielen. „Wenn ich nur auf Ämter schiele und kriege sie nicht, werde ich nie innerlich froh werden.“ Frauen wie Männer sollten überlegen, wie sie der Kirche dienen können. Sein Rat an Frauen: „Den Glauben verkünden, das macht froh und nicht verbiestert.“ 

Bei seinem Besuch in Baden-Baden trug er sich auch ins Goldene Buch der Stadt ein, mit einem Spruch in lateinischer Sprache, es war sein bischöflicher Wahlspruch: „Testimonium perhibere veritati.“ (Für die Wahrheit Zeugnis ablegen.).

Franziskus sagte nun in dem Interviewbuch, das an diesem Mittwoch auf Spanisch erscheint, es sei für ihn ein großer Schmerz gewesen, dass „am Tag des Begräbnisses ein Buch erschien, das die Unwahrheit erzählte. Das ist sehr traurig.“

In dem Buch schildert Gänswein auch einige Spannungen zwischen dem alten und dem neuen Papst. „Es hat mich verletzt, dass Benedikt benutzt wurde. Das Buch wurde am Tag der Beerdigung veröffentlicht, was ich als einen Mangel an Noblesse und Menschlichkeit empfand.“ 

Benedikt, der vor seiner Wahl zum Papst als bayerischer Kardinal Joseph Ratzinger bis 2005 an der Kurie gewirkt hat, trat 2013 in einem aufsehenerregenden Schritt zurück, Franziskus wurde sein Nachfolger im Papstamt.

Gänswein blieb als Privatsekretär bis zu Benedikts Tod am Silvestertag 2022 im Vatikan. Franziskus schickte ihn dann in sein Heimatbistum Freiburg zurück. Gänswein ist in Riedern im Landkreis Waldshut geboren, wurde aber bereits 1995 in den Vatikan gerufen.

In dem Interview erklärte Franziskus weiter, sein Vorgänger Benedikt habe sich nie eingemischt und ihm alle Freiheiten in seinen Entscheidungen gelassen. Außerdem erzählte Papst Franziskus, dass er sich mit seinem Vorgänger über die gemeinsame Sorge über die Reformideen der Kirche in Deutschland, den sogenannten Synodalen Weg, unterhalten habe.

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