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Vom Kleider-Recycling bis zur Rettung per Drohne

Schüler an der Louis-Lepoix-Schule Baden-Baden entwickeln Zukunftsvisionen für Mittelbaden

Im Zukunftsseminar der Louis-Lepoix-Schule in Baden-Baden entwickeln acht Schüler kreative Zukunftsvisionen für Mittelbaden. Die reichen von der „Luftrettung der Zukunft“ am Baden-Airpark bis hin zu der Frage, wie die Stadt mehr begrünte Fassaden bekommen kann.

Arbeiten gemeinsam an ihren Ideen: Die Teilnehmenden des Zukunftsseminars an der Louis-Lepoix-Schule.
Arbeiten gemeinsam an ihren Ideen: Die Teilnehmenden des Zukunftsseminars an der Louis-Lepoix-Schule. Foto: Sarah Reith

Schule, damit verbinden viele das Pauken festgelegter und nicht immer lebensnaher Inhalte, die nach der nächsten Klassenarbeit prompt wieder vergessen werden. Ein Kurs an der Louis-Lepoix-Schule (LLS) in Baden-Baden beweist: So muss es nicht sein. Acht junge Leute entwickelt dort weitgehend selbstständig Visionen, wie sich die Region in den kommenden Jahren verändern könnte – mit interessanten Ergebnissen.

Mariella Boos ist gut im Zeitplan, wie sie an diesem Nachmittag berichtet. Die Schülerin, die wie die anderen Seminarteilnehmer im kommenden Jahr ihr Abitur machen will, untersucht Möglichkeiten, in Baden-Baden Kleidung zu recyceln. Auch Florian Ebert hat schon mehrere Interviews mit Experten geführt und ist zufrieden mit seinem Fortschritt: Er beschäftigt sich mit der „Luftrettung der Zukunft“ am Baden-Airpark.

Seine Idee: In einigen Jahren könnten Drohnen zum Beispiel Verbandsmaterial oder Defibrillatoren für die Erstversorgung an Unfallorte transportieren und so wertvolle Minuten bis zum Eintreffen des Rettungswagens überbrücken. Die beiden Beispiele zeigen die Vielfalt an Ideen, die sich die jungen Leute im Zukunftsseminar haben einfallen lassen. Und das ist längst nicht alles.

Schüler suchen sich die Themen selbst aus

So beackert Melanie Müßig die Frage, mit welchen Projekten die queere Inklusion vorangebracht werden könnte, Mustafa Kaya will herausfinden, wie mehr Fassaden in der Kurstadt begrünt werden könnten, und Fardhan Umar Aqeel möchte Möglichkeiten zur Förderung von E-Sport-Vereinen untersuchen. „Die Schüler suchen sich die Themen selbst“, berichtet Lehrer Daniel Müller, der den Kurs gemeinsam mit seinem Kollegen Volker Schuh betreut.

Das Attraktive: Das Seminar kann im Abitur die mündliche Prüfung ersetzen. Doch das erfordert Einsatz: Ein Jahr lang beschäftigen sich die Schüler intensiv mit ihrem Thema. Es soll ein echter wissenschaftlicher Prozess stattfinden: Die Nachwuchsforscher müssen recherchieren, Quellen prüfen, über Experten-Interviews und Umfragen Belege finden für das, was sie behaupten. Am Ende steht unter anderem eine öffentliche Präsentation ihrer Ergebnisse.

Und jeder muss eine 20- bis 30-seitige Abschlussarbeit erstellen. So lernen die Teilnehmenden ganz nebenbei „unglaublich viel fürs Studium“, macht Lehrer Daniel Müller klar. Ein weiterer Pluspunkt ist die Unterstützung durch das „Forum Zukunft“. Der gemeinnützige Verein ist seit drei Jahren bei dem Seminarangebot an der LLS mit an Bord, wie Wolf Liebich berichtet. Der Diplom-Psychologe unterstützt die Schüler im Namen des Vereins ehrenamtlich.

Verein „Forum Zukunft“ unterstützt mit Kontakten und Sponsoren

Zum Beispiel hilft er dabei, den Kontakt zu Ansprechpartnern herzustellen. Zudem hat der Verein die Firma Heel als Sponsor gefunden, sodass es bei Studienfahrten und einem professionellen Präsentationstraining Unterstützung gibt. Das Forum möchte so neue Generationen ansprechen – und würde sich freuen, wenn noch mehr Baden-Badener Schulen Interesse an einer Kooperation hätten.

Zumindest bei den LLS-Schülern kommt das Format gut an. Niclas Kiefer, der sich mit der Optimierung von Ampelsteuerungen beschäftigt, erzählt zum Beispiel begeistert von der Exkursion nach Berlin. Jette Köhler, die ein Konzept zur Weiterverwendung von Lebensmitteln mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum erstellt, findet besonders gut, dass sie gelernt hat, sich ihre Zeit besser einzuteilen.

Genau wie Melanie Müßig mit ihrem Inklusions-Projekt und Paul Ringel, der die Chancen einer lokalen Währung in Baden-Baden untersucht, könnte sie sich gut vorstellen, ihr Konzept später noch weiterzuverfolgen. Das Ziel der Lehrer, mit dem Thema des Kurses Visionen zu fördern, ist also gelungen. Visionen, die auch die Zukunft abseits des Klassenzimmers prägen könnten.

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