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Corona vereitelt Pläne

Schüler in Baden-Baden feiern Abschluss auf Sparflamme

Für viele Schüler beginnt nach dem Abschlussball ein neuer Lebensabschnitt. Ob die Festlichkeit, die diesen Übergang begleitet, in Zeiten von Mindestabstand würdig gefeiert werden kann, steht auf einem anderen Blatt.

Venise Busch und Mehire Sahim stehen vor dem Richard-Wagner-Gymnasium.
Abschied von der Schulzeit nehmen: Venise Busch (links) und Nehire Sahin vom Richard-Wagner-Gymnasium sind seit über einem Jahr mit der Organisation ihres großen Abends beschäftigt. Der Abschlussball fällt nun jedoch wegen Corona kleiner aus. Foto: Julian Meier

Den Lehrern einen letzten Streich spielen, mit glitzernden Abschlusskleidern und glatt gebügelten Hemden alle Blicke auf sich ziehen und nicht zuletzt mit seinen Freunden nochmal so richtig feiern - so oder so ähnlich haben sich Venise Busch und Nehire Sahin vom Abiball-Komitee ihren Abschluss am 24. Juli ausgemalt. Daraus wird dieses Jahr jedoch nichts. Corona hat den Schülern des Richard-Wagner-Gymnasiums einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht, die beiden Abiturientinnen sind enttäuscht.

Um nicht alle Abi-Traditionen zu brechen, fand in vergangenen Tagen die Mottowoche statt. Ausgerüstet mit essbarer Halskette, bunt verzierter Schultüte und rosaroter Tasche berichten die beiden Organisationstalente von ihren Plänen, die mehr oder weniger alle ins Wasser fallen.

Abschlussball auf Sparflamme

Es hätte einen bunten Abend geben sollen: Nach der offiziellen Ansprache des Schulleiters Matthias Schmauder und der Zeugnisübergabe wollten die Abiturienten ihren Eltern und Freunden gerne ihren Abifilm präsentieren. Dieser darf jedoch nicht gezeigt werden. Die Zeugnisübergabe solle nun wortwörtlich so schnell wie möglich über die Bühne gebracht werden, erzählen die Schülerinnen entmutigt.

Venise verrät, dass bereits viel Arbeit in das Filmmaterial gesteckt wurde, die Ernüchterung sei somit umso größer. Auch der Gesang und die Schulband bleiben verstummt. „Wir sind sehr traurig”, gesteht sie. Manche der Schülerinnen haben sich bereits vor einem Jahr ihr Abschlusskleid gekauft. Eine nicht ganz günstige Angelegenheit, wird das eine oder andere Elternpaar sicher wissen. Nach der Hiobsbotschaft zum Abschlussball auf Sparflamme seien viele Mädchen nicht mehr motiviert, überhaupt ein Kleid zu kaufen, sagt Nehire.

Das ganze Spektakel hätte eigentlich im Kurhaus stattgefunden. Dort haben die 73 Abiturienten mit Anhang unter Einhaltung des nötigen Mindestabstands jedoch nicht genug Platz. Schulleiter Schmauder spielt mit dem Gedanken, den Jahrgang in zwei Hälften aufzuteilen, damit jeder Abiturient mit seiner Familie feiern kann - quasi ein Abschlussball im Zwei-Schicht-Modell.

Die Veranstaltung wird dann in die Mensa des Gymnasiums verlegt. Nehire findet die Idee gut. Sie möchte gerne mit ihrer Familie ihren großen Abend verbringen. „Unsere Eltern haben mit uns schließlich die ganze Schulzeit über mitgefiebert”, sagt sie. Venise ist gleicher Meinung, auch wenn sie es schade findet, nicht mit ihrer kompletten Stufe zu feiern: „Wir müssen das Beste aus der Sache machen”, räumt sie ein. Auch der berühmt berüchtigte inoffizielle Teil des Abiballs wird weniger schrill ausfallen. Das Organisationsteam plant jedoch eine kleine Grillfeier an der Bußackerhütte. Wie ein richtiger Abschied von der Schulzeit fühle sich die „feierliche Zeugnisübergabe” nicht an, erklären die beiden Schülerinnen.

Schüler möchten Hilfsprojekte unterstützen

Obwohl unter den Mitgliedern des Organisationsteams gedrückte Stimmung herrscht, wollen sie den Kopf nicht in den Sand stecken. Was von dem Budget von 10.000 Euro für die Festlichkeit und allem drumherum übrig bleibt, wird nicht unter den Abiturienten aufgeteilt, sondern Hilfsprojekten gespendet. Sie wollen einen Teil des Geldes Krankenhäusern spenden und so einen kleinen Beitrag im Kampf gegen Corona leisten. Auch den Bau von Grundschulen möchten die Schüler mit einer Geldspende unterstützen. „Wir haben ein Luxusproblem, andere haben das Geld nötiger”, erklärt Venise.

Ein wenig optimistischer ist das Organisationsteam des Markgraf-Ludwig-Gymnasiums. Lara Kühne und Maike Hillert sind einfach froh, ihre Prüfungen hinter sich zu haben. Über ihr Ballkleid hat sich Maike noch keinerlei Gedanken gemacht: „Das Kleid wird nicht so pompös ausfallen”, erklärt die Abiturientin.

Der Abschluss in zwei Schichten sei auch am MLG für den 24. Juli geplant, verrät Schulleiter Marco Kuhn. Die Zeugnisübergabe solle so festlich wie möglich gestaltet werden: „Der Abiball soll den Schülern in Erinnerung bleiben”, erklärt Kuhn. Einen Streich zum Abschluss gibt es auch beim MLG nicht, ganz zu schweigen von einer gemeinsamen Abi-Reise. Lara ist dennoch froh um den, wenn auch sehr abgespeckten, Abschlussball.

Zukunft der Veranstaltungskaufleute ist ungewiss

Nicht nur die Gymnasiasten der Stadt bangen dieses Jahr um ihre Abschlussfeier. Die Leiterin der Robert-Schuman-Schule, Reinhilde Kailbach-Siegle, verabschiedet mehr als 350 Berufsschüler. Unter ihnen befinden sich auch viele Veranstaltungskaufleute. Seit mehr als 20 Jahren findet die Feier traditionsgemäß in der Akademiebühne der EurAka statt. Dieses Jahr beschränkt sich der Abschluss jedoch nur auf die Übergabe der Zeugnisse am letzten Schultag. „Alles fällt praktisch flach”, räumt die Leiterin ein. Wie es um die Übernahmechance und die Zukunft der ausgelernten Azubis in der Veranstaltungsbranche in Zeiten von Corona stehe, sei nochmal eine ganz andere Geschichte, erklärt sie.

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