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Künstliche Biotope

So hilft der Forst in Baden-Baden Kröten und Fröschen durch die Dürre

Weil natürliche Tümpel austrocknen, geht der Amphibienbestand drastisch zurück. Das Forstamt Baden-Baden legt deshalb künstliche Feuchtbiotope an. Doch das „Nothilfeprogramm“ ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Ausgetrocknet: Der einstige Tümpel geht als Lebensraum verloren, zeigt Forstamtsmitarbeiter Bela Bender.
Ausgetrocknet: Der einstige Tümpel geht als Lebensraum verloren, zeigt Forstamtsmitarbeiter Bela Bender. Foto: Nico Fricke

Grasfrosch, Erdkröte und Gelbbauchunke steht das Wasser nicht mehr bis zum Hals. Ganz im Gegenteil. Die Amphibien leiden massiv unter der Trockenheit – und trocknen selbst aus. Die Auswirkungen sind verheerend, sagt Bela Bender, seit kurzem Sachgebietsleiter Naturschutz im Forstamt Baden-Baden, bei einem Rundgang im Übelsbachtal.

Dort steigt er die Wiese hinab. „In früheren Zeiten hätte ich hier Gummistiefel gebraucht, jetzt ist alles ausgetrocknet.“ Obwohl der Blutweiderich, eine Pflanze, die sich vor allem an feuchten Standorten wohlfühlt, in voller Blüte steht und die Schmetterlinge sich an ihm laben, hat Bender keinen Grund zur Freude.

Denn für Amphibien ist dieser beispielhaft ausgesuchte Lebensraum verloren gegangen – die Bestände reduzieren sich drastisch.

Schon die Dürreperioden der vergangenen Jahre hatten verheerende Folgen.
Bela Bender, Forstamt Baden-Baden

Die trockene Hitze habe enorme Auswirkungen auf die Amphibien. „Schon die Dürreperioden der vergangenen Jahre hatten verheerende Folgen“, sagt Bender. Denn gerade die Häufung dieser Extremereignisse beschleunige den Verlust ganzer Teilpopulationen. Mit einer einmaligen Dürre kämen die Arten einigermaßen zurecht, könnten sich in den Folgejahren wieder regenerieren.

Ein feuchtes Jahr reicht in Baden-Baden nicht zur Regeneration

Doch die Hitze werde zur Regel, ein feuchteres Jahr wie 2021 reiche nicht. „Die rückläufigen Zahlen bei den jährlichen Amphibiensammlungen entlang der Straßen belegen diesen traurigen Trend.“ Der Rückgang betrage zwischen 40 und 60 Prozent. Weniger Wasser in Tümpeln, Teichen und Seen bedeute eine Verkleinerung der Lebensräume, in denen sich mehr Arten behaupten müssten.

Noch schlimmer seien die Folgen, wenn Gewässer ganz austrockneten. Auch die Populationen auf Baden-Badener Gemarkung sind laut Bender davon betroffen. So seien die Grasfroschbestände am unteren Waldsee trotz Amphibienanlage stark eingebrochen. „Die Kreuzkröten- und Wechselkrötenbestände im Westen des Kreises sind ebenfalls rückläufig. Die Tiere sind in Not. Es besteht Handlungsbedarf.“

Bewässerung durch die Feuerwehr ist nicht nachhaltig

Das Forstamt hat hierfür bereits Maßnahmen ergriffen. „Das künstliche Bewässern ausgetrockneter Tümpel zum Beispiel durch die Feuerwehr hat keine nachhaltigen Effekte gezeigt“, erklärt Forstamtsleiter Thomas Hauck.

Deshalb werde versucht, kleinere Tümpel neu anzulegen und bestehende Gewässer zu sanieren, um zusätzlichen Lebensraum zu schaffen. Das demonstrieren sie an einem infrage kommenden Wiesenstück ein paar Meter weiter.

Möglicher neuer Standort: Diese Wiese im Übelsbachtal könnte künstlich in ein Feuchtbiotop verwandelt werden.  Fotos: Nico Fricke
Möglicher neuer Standort: Diese Wiese im Übelsbachtal könnte künstlich in ein Feuchtbiotop verwandelt werden. Fotos: Nico Fricke Foto: Nico Fricke

Bender benennt die dort wachsenden Pflanzen wie die Sumpfdotterblume, die darauf hindeuteten, dass das Grundwasser an dieser Stelle hoch stehe. „Gute Voraussetzung, um mit einigen Baggerbissen einen neuen Tümpel anzulegen“, sagt der Naturschutzexperte. Auch ein Ablauf am Graben müsste dafür eventuell geschlossen werden.

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Die sehr unterschiedlichen Ansprüche der einzelnen Arten gelte es, bei solchen Eingriffen zu berücksichtigen. Die weiter verbreiteten Arten wie Grasfrosch oder Erdkröte bevorzugen zum Beispiel ganzjährig wasserführende Stillgewässer. Auch dichter Pflanzenbewuchs wird dabei toleriert. Manche wagen sich sogar in die strömungsarmen Bereiche der Bäche vor.

Künstliche Eingriffe sind nur ein Notprogramm in der Dürre

Seltene Arten wie Kreuz- und Wechselkröte benötigen hingegen frisch entstandene Tümpel, in der sie nicht durch die Konkurrenz der anderen Arten zurückgedrängt werden. Das sind in der Regel Gewässer, die nur in der Fortpflanzungszeit Wasser führen. Und diese sogenannten temporären Stillgewässer seien von Dürreperioden besonders stark betroffen. Sie trockneten immer früher aus, „so dass die Kaulquappen ihre Metamorphose nicht rechtzeitig abschließen können“, so Bender.

„Über die künstlichen Eingriffe wird es nicht gelingen, alle natürlichen Feuchtbiotope zu ersetzen“, macht Forstamtsleiter Hauck deutlich. Es sei nur ein „Nothilfeprogramm“.

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