Skip to main content

Alternative wegen Corona

Statt Gottesdienst gibt’s jetzt einen Segensweg für Paare in der Autobahnkirche Baden-Baden

Impulse für das Miteinander zwischen Paare möchte das Katholische Dekanat Baden-Baden geben. Was es mit dem Segensweg für Paare auf sich hat, ist in der Autobahnkirche zu entdecken.

Zwei Männer und eine Frau an roll-up in Kirche
Das Team hinter dem Segensweg: Patrick Krieg (links), Renate Mörmann und Norbert Kasper haben das Angebot für Paare in der Autobahnkirche vorbereitet. Foto: Wilfried Lienhard

Krisen können auch Chancen bergen. Gestärkt aus der Krise hervorzugehen, das ist zur Floskel geworden. Nicht immer bleibt sie leeres Gerede, mitunter öffnen schwierige Zeiten die Türen zu neuen Einsichten, zu neuen Aufbrüchen – und auch zu neuen Veranstaltungsformaten.

Der Segnungsgottesdienst für Paare, der seit 15 Jahren in der Autobahnkirche Baden-Baden angeboten wird, musste wegen Corona im vergangenen Jahr in Form eines Video-Gottesdienstes auf das Internet ausweichen, und im zweiten Corona-Jahr wird er durch einen Segensweg für Paare ersetzt.

Bis Sonntag 23. Mai, ist er tagsüber zugänglich. Der ursprüngliche Gedanke, am 5. Mai das große Außengelände der Autobahnkirche als Stationenweg zu nutzen, wurde wegen der hohen Inzidenzzahlen fallen gelassen.

Sechs Stationen

Die Paartherapeutin Renate Mörmann, Pastoralreferent Norbert Kasper und Dekanatsreferent Patrick Krieg vom katholischen Dekanat Baden-Baden haben den Segensweg gestaltet. Sie wollen damit Liebenden Impulse geben, ihre Liebe gegenseitig wahrzunehmen und zu stärken. Wichtig ist ihnen dabei, „dass die Paare ins Tun kommen, ins Spüren“, sagt Renate Mörmann.

„Es geht um mehr als um das Denken und Erkennen, es geht um alle Sinne.“ So lasse sich „unsere Liebe in Bewegung finden“. An insgesamt sechs Stationen, die jeweils unter einem bestimmten Motto stehen, gibt es Anregungen wie „Entzündet dankbar eine Kerze“ oder „Findet Eure Vergebungsgeste“. Neben der Tafel „sichtbar beten“ liegen bunte Bänder. Das lehnt sich an die Gebetsfahnen der Buddhisten an und unterstützt die Aufforderung „Macht die Welt bunter“.

Es geht um mehr als um das Denken und Erkennen, es geht um alle Sinne.
Renate Mörmann, Paartherapeutin

Eine andere Station steht unter dem Thema „Einander Raum schaffen“. Sie lädt ein, auch mal die Plätze zu tauschen, etwa am Esstisch. „Erobert Euren gemeinsamen Raum“ lautet die Anregung. Ergänzt wird das jeweils um einen möglichen Segen, den die Paare einander zusprechen können.

Seelsorger an zwei Terminen vor Ort

Den Segen könne man sich auch selbst zusprechen, „aber es tut gut, ihn zugesprochen zu bekommen“. Das bekräftigt Norbert Kasper: Das lateinische Wort benedicere für segnen lasse sich auch als „gut reden“ übersetzen, einem anderen etwas Gutes sagen. Am Mittwoch 5. Mai,von 18 bis 21 Uhr und am Sonntag 9. Mai, von 12 bis 14 Uhr werden auch Seelsorgerinnen und Seelsorger des katholischen Dekanats Baden-Baden vor Ort sein und die Möglichkeit anbieten, einzelnen Paaren auf Abstand Segen zu erbitten und von Gott sich zusprechen zu lassen.

Kasper ist der persönliche Kontakt sehr wichtig, das Gespräch unter sechs Augen: „Beim Einzelsegen möchte ich immer die Situation der Paare einbinden und frage, ob sie aus einem bestimmten Grund hier sind. Das hat letztes Jahr gefehlt. Dieses Mal wollten wir nicht darauf verzichten.“

Beim Einzelsegen möchte ich immer die Situation der Paare einbinden.
Norbert Kasper, Pastoralreferent

Dass die Corona-Krise zu vermehrten Schwierigkeiten zwischen Paaren geführt, kann die Paartherapeutin Mörmann so pauschal nicht bestätigen. In ihrer täglichen Arbeit habe sie ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht. „Die einen schweißt es zusammen, wenn Jobs bedroht sind. Bei anderen werden die unterschwellig schon zuvor vorhandenen Probleme deutlicher.“

Regenbogenfahne weht nicht ohne Grund

Ausdrücklich spricht Patrick Krieg von einem „offenen Raum für alle Paare, das war von Anfang unsere Intention“. Die Regenbogenfahne weht nicht ohne Grund vor der Autobahnkirche. Das vom Vatikan verfügte Segnungsverbot für gleichgeschlechtliche Paare stößt hier auf Unverständnis. Es gehe um die von Gott kommende Liebe zwischen zwei Menschen, sagt Krieg, und Mörmann ergänzt: „Wir segnen selbstverständlich Liebende. Das ist für alle Menschen gedacht.“

Waren die bisherigen Segnungsgottesdienste vor allem von Paaren aus dem Umkreis von etwa 25 Kilometer besucht worden, wie Kasper sagt, könne durch den längeren Zeitraum und die individuell möglichen Besuche auch ein größerer Personenkreis erreicht werden. Da ist sie wieder, die Chance, die sich auch in einem anderen Aspekt zeigt: „Der Segensweg ist nicht fixiert auf die Autobahnkirche“, so Krieg, er könne auf Wanderung gehen und in verschiedenen Gemeinden und an den unterschiedlichsten Örtlichkeiten aufgestellt werden.

nach oben Zurück zum Seitenanfang