Schreien, Singen, Schluchzen. Das Theater lebt von großen Emotionen – und Körpereinsatz. In Zeiten von Corona ein echtes Problem. Schließlich ist auch das Theater von Hygiene-Regeln und Desinfektionsmaßnahmen betroffen, was zusätzlicher Absprachen mit der technischen Leitung bedarf.
Bei Proben und Auftritten habe das „Eingriffe in die künstlerische Umsetzung“ zufolge, erklärt Stolz, der Schauspiel an der Hochschule der Künste Berlin studiert hat. Da muss zum Schutz schon mal in ein Kissen statt direkt ins Publikum geschrien werden. Auch ein großes, für das Stück „Der Vorname“ vorhergesehenes Buffet war der Pandemie so letztlich zum Opfer gefallen.
Ein allgemeines Problem am Theater sei zudem die Unsicherheit gewesen, erklärt der 46-Jährige. „Die Theaterleitung hat jederzeit flexibel bleiben müssen“, sagt er. Besonders schwierig hierbei, „nicht agieren, sondern nur reagieren“ zu können – und das möglichst spontan.
Ein wenig wehmütig wird der aus der Vulkaneifel stammende Theater-Schauspieler, wenn er davon spricht, dass es in diesem Jahr keine richtigen Premierenfeiern gab. Die fanden lediglich im kleinen Rahmen statt und seien eher einer „Beglückwünschung“ gleichgekommen.
Corona-Pandemie brachte digitale Chancen für das Theater Baden-Baden
Neben den negativen Aspekten der Pandemie sieht der Schauspieler auch Chancen für das Theater – so etwa den Ausbau des digitalen Programms, wie der Online-Vorstellung „Stadt, Land, Oos“. Die Aufführungen sind dabei interaktiv gestaltet, sodass sich Zuschauer vor den Bildschirmen einbringen können.
Um die Nähe zu Freunden des Theaters trotz Kontaktvermeidung zu intensivieren, haben die Mitglieder des Ensembles das Format „Bei Anruf Wort“ angeboten. Interessierte konnten eine Uhrzeit vereinbaren und wurden von einem der Darsteller mit Literatur am Telefon überrascht, das Genre durften sich die Zuhörer der literarischen Intervention selbst aussuchen.
Der Zusammenhalt innerhalb des Teams war groß.Holger Stolz, Ensemble-Mitglied
Nicht nur die Nähe zu den Theaterfreunden, sondern auch „der Zusammenhalt innerhalb des Teams und die Sicherheit durch die Stadt waren groß in diesem Jahr“, betont Stolz.
Reaktionen der Zuschauer aufgrund von Masken schwer zu erkennen
Auch die diesjährige Aktivierung der Hofbühne sieht Stolz positiv. Unter freiem Himmel aufzutreten, habe nicht nur eine besondere Atmosphäre, sondern bereichere auch das Angebot. Da die Vorstellungen meist nur zu 50 Prozent bestuhlt waren, habe man sich in diesem Jahr statt an große Massen an „kleine Inseln“ im Publikum gewöhnen müssen, was dementsprechend zu einer größeren Nähe zwischen Schauspieler und Zuschauer geführt habe.
Irritierend sei es für Stolz zunächst gewesen, die Reaktionen der Zuschauer aufgrund der getragenen Masken nicht recht erkennen zu können. „Ich habe aber gelernt, dass Augen sprechen können“, so der 46-Jährige.
BNN und BT
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