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Liebe zur Musik

Stefan Seckler aus Geroldsau ist Schlagzeuger und langjährigen Dirigent dreier Kapellen

Der 43-Jährige dirigiert seit Jahrzehnten mehrere Kapellen in der Region. Die erste Liebe ist aber das Schlagzeug. Für seine Karriere verkauft dessen Mutter sogar ihr Auto.

Stefan Seckler dirigiert neben der Musikkapelle Geroldsau seit 20 Jahren den Musikverein Haueneberstein und seit zehn Jahren die Stadtkapelle Steinbach.
Stefan Seckler dirigiert neben der Musikkapelle Geroldsau seit 20 Jahren den Musikverein Haueneberstein und seit zehn Jahren die Stadtkapelle Steinbach. Foto: Nils Bücher

Wenn seine Mutter es nicht besser wüsste, könnte man meinen, Stefan Seckler sei mit einem Schlägel in jeder Hand auf die Welt gekommen. Dem Schlagzeuger und langjährigen Dirigenten dreier Kapellen wurde die Liebe zur Musik im Allgemeinen zwar über seine familiären Bande mitgegeben, sein Faible speziell für das Schlagwerk war aber offenbar angeboren.

Zunächst aufgewachsen in Lichtental zog er mit der Großfamilie aus Eltern, Großeltern, Onkel und Tante schon bald nach Geroldsau. In der dortigen Musikkapelle spielte sein Opa Walter Tuba, Onkel Eugen schlug die große Trommel, Papa Ewald blies das Tenorhorn.

Mit dem „Töpfe-Schlagzeug“ fing für Stefan Seckler alles an

Zum Beweis für die musikalische Umtriebigkeit des kleinen Stefan gibt es noch Fotos, die belegen, wie er die Töpfe aus dem Schrank zog und darauf mit allem herumtrommelte, was ihm in die Finger kam. Gerne auch mit dem Kochlöffel. Er haute auf eine ausgediente Waschmaschinentrommel mit der gleichen Begeisterung wie auf die früheren Waschmittelrollen, zur Not mussten die Sofakissen herhalten.

Bei mir hat das Instrument den Spieler gesucht.
Stefan Seckler
Dirigent und Schlagzeuger

„Bei mir hat das Instrument den Spieler gesucht“, sagt er lächelnd im Rückblick. Beim Besuch in Festzelten hielt sich der Knirps hingegen die Ohren zu, er wollte lieber selbst aktiv werden. Mit fünf Jahren in der Musikschule angemeldet, sollte er dort zuerst die musikalische Früherziehung durchlaufen, was ihm zutiefst widerstrebte.

Eine Stunde genügte Karl Hofmockel, dem damaligen Solopauker der Philharmonie, offenbar, um das Talent, das in dem Jungen schlummerte, zu erkennen. Der junge Stefan hatte ihn mit einem Duett des Schneewalzers, bei dem Seckler am Schlagzeug den Solopauker begleitete, derart überzeugt, dass Hofmockel den aufstrebenden Musiker fortan förderte. Die Zusammenarbeit endet allerdings durch frühen Tod Hofmockels bereits zwei Jahre später.

Seckler begeistert schon als Zehnjähriger die Zuschauer

Ein fundiertes Rüstzeug erhielt Seckler danach als Zwölfjähriger bis zum Abitur von Franz Lang, dem Schlagzeuger des früheren SWR-Sinfonieorchesters, der gleichzeitig Professor an der Musikhochschule in Trossingen war. Noch heute ist Seckler sehr dankbar für die Unterstützung seiner Eltern. Mutter Margarethe fuhr ihn wöchentlich zum Unterricht ins Rosbaud-Studio auf die Funkhöhe. „Sie hat später sogar ihr Auto verkauft, um mir ein Marimbafon zu finanzieren, das sich für das Üben zu Hause anbot“, schwärmt Seckler.

Bereits als Zehnjähriger waren seine musikalischen Fähigkeiten weit überdurchschnittlich, auch wenn man ihn hinter dem aufgebauten Schlagzeug kaum sehen konnte. Gespielt hat er dennoch alles. „Der Drummer ist der Hammer“ meinte ein Besucher, was ihm Onkel Eugen mit „du bisch gut“ übersetzte. Nie musste man ihn zum Üben anhalten. Die eiserne Regel, sonntags in der Früh nicht vor acht Uhr zu beginnen, brachte ihn dazu, die Zeiger der Uhr mit Argusaugen zu verfolgen, bis er endlich losschlagen durfte.

Schon relativ früh half er bei anderen Musikkapellen aus und macht das auch heute noch. Unter anderem unterstützt er seit vielen Jahren die Baden-Badener Philharmonie bei Bedarf. Für seine Dirigentenkarriere nennt Seckler den früheren SWR-Solopauker Gerold Forker als besonders prägend. Dieser habe als Dirigent der Musikkapelle Geroldsau dieser laut Seckler zum „Sprung in die Moderne“ verholfen. „Ohne jetzt hochtrabend zu sein, aber er hat uns blasmusikalisch in die Zukunft geführt“.

Sie hat später sogar ihr Auto verkauft, um mir ein Marimbafon zu finanzieren.
Stefan Seckler
über „Opfer“ seiner Mutter für dessen Musikkariere

Leiter der Jugendkapelle – mit 16 Jahren

Als 1996 die Gründung einer Jugendkapelle anstand, bestimmte Forker, als es über die Leitung der Formation kurzerhand: „Das macht der Stefan“ – und da sich dieser, obwohl erst 16 Jahre alt, nicht sonderlich wehrte, war die Entscheidung gefallen. Heute ist Stefan Seckler 43 und leitet inzwischen nicht nur die „Großen“ der Musikkapelle Geroldsau. Seit 20 Jahren ist er auch Dirigent des Musikvereins Haueneberstein, zusätzlich feiert er in diesem Jahr sein zehnjähriges Dirigat bei der Stadtkapelle Steinbach und unterrichtet Schlagzeug in den Vereinen.

Hat ihn ein Musikstück nach einer Minute noch nicht gepackt, hat es keine Chance, ins Repertoire zu kommen. Eines seiner Lieblingsstücke ist „An American Elegy“ von Frank Ticheli, geschrieben für die zahlreichen Opfer und Hinterbliebenen eines Amoklaufs. „Es ist schön, wenn aus Noten Musik entsteht“ beschreibt er seine Gefühle von den Proben bis zum Konzert. Bleibt dem umtriebigen Musikmenschen zwischen Auftritten, Unterricht und Proben noch etwas Zeit, spielt er Tenorhorn bei der Stimmungsband „Polkafüchse“ oder liest ganze Bücherschränke leer. Am liebsten Krimis, aber auch Sachbücher oder Biografien – „nur keine Musiktheorie“.

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