Skip to main content

Highlight für Blumenfreunde

Blütenmeer in Baden-Baden: Kühle Nächte verlängern die Tulpen-Blüte

Ein Bad im Tulpenblütenmeer – das ist in Baden-Baden noch möglich. Wegen des kühlen Aprils hat sich die Blütezeit verlängert. Stattliche Rhododendronbüsche wie am Geroldsauer Wasserfall verdankt die Stadt ihrem früheren Gartendirektor Rieger.

Vor dem Kurhaus Baden-Baden blühen noch immer Tulpen.
Eine Augenweide vor dem Kurhaus: Die Beete mit den noch immer blühenden Tulpen. Der kühle April hat die Blütezeit verlängert. Foto: Bernd Kamleitner

Erinnern Sie sich noch? „Wenn der Frühling kommt, dann schick ich dir Tulpen aus Amsterdam.“ Das sang vor über 60 Jahren der niederländische Schlagerstar Mieke Telkamp im Walzer-Rhythmus. Es war die wohl erfolgreichstes Version des Liedes, das später auch Roy Black und die Fischer-Chöre in Deutschland bekannt machten.

Um eine Tulpenpracht zur erleben, die weit über die im Schlager erwähnten gelben und roten Exemplare aus Amsterdam hinaus geht, genügt ein Spaziergang durch Baden-Baden. Zum Pflücken oder gar zum Verschicken sind die Exemplare im Tal der Oos aber mitnichten gedacht: Vielmehr soll ihr Anblick Blumenfreunde entzücken. In diesem Jahr ist das länger als sonst möglich.

Alljährlich im Frühling haben die Liliengewächse ihren großen Auftritt. Auch in der Bäderstadt. Vor der Corona-Pandemie wurden Bilder mit den in vielen bunten Farben blühenden Tulpen als beliebte Fotomotive in alle Welt gepostet. Weil die Pandemie noch immer nicht bewältigt ist, sind hingegen kaum Gäste in der Stadt. Das Naturerlebnis ist deshalb zu einem exklusiven Ereignis vor allem für Einheimische und allenfalls noch für Tagesgäste geworden.

Im Tulpen-Garten in Baden-Baden erinnert ein Denkmal an die Pianisten und Komponistin Clara Schumann.
Lebte zehn Jahre an der Oos: Im Tulpen-Garten erinnert ein Denkmal an die Pianisten und Komponistin Clara Schumann. Foto: Bernd Kamleitner

Blumenfreunde, die die Tulpenblüte bislang verpasst haben, diese aber noch genießen wollen, müssen sich sputen. Die so genannten frühen Sorten haben ihren Blütenhöhepunkt bereits überschritten. Vom charakteristischen Blütenkelch ist da nicht mehr viel übrig.

Doch die späten Sorten sind in diesem Jahr später dran. „Weil der April kühl war, macht das ein bis zwei Wochen aus“, berichtet Markus Brunsing vom Fachgebiet Park und Garten der Stadtverwaltung. Vor allem die kühlen Temperaturen in der Nacht haben das begünstigt.

Das Ende der spät blühenden Tulpen in Baden-Baden naht

„In diesem Jahr ist die Tulpenblüte besonders langanhaltend“, stellt der Baden-Badener Park- und Gartenchef heraus. Doch sie wird nicht ewig anhalten. Weil die Wetterprognose fürs Wochenende wieder wärmere Witterung prophezeit, naht auch das Ende der spät blühenden Tulpen. Brunsing vermutet, dass die farbenfrohen Exemplare wohl schon am übernächsten Wochenende verblüht sein werden.

Noch ist es nicht so weit. Tulpen gelten als variantenreichste Zwiebelblumengattung. Das ist in Baden-Baden auch etwa am Muttertag an diesem Sonntag noch sehr gut nachvollziehbar. Zum Beispiel vor dem Kurhaus, wo sie in üppiger Farbenpracht Passanten erfreuen. Immer wieder bleiben die Menschen stehen und bewundern die sehr ansprechend angelegten Beete. Auch an der benachbarten Trinkhalle und vor dem Theater blühen die beliebten Liliengewächse noch immer.

Vor dem Theater in Baden-Baden blühen Tulpen in verschiedenen Farben.
Blütenmeer vor dem Theater: Ein buntes Band aus Pink, Weiß und Lila zieht sich über die Wiese vor dem Barockbau am Goetheplatz. Die Farbgebung ist durch die Themen der Osterfestspiele inspiriert. Foto: Bernd Kamleitner

Eigentlich der Dahlien-Garten: Große Vielfalt im Tulpen-Garten in Baden-Baden

Die größte Tulpenvielfalt ist im Tulpen-Garten erlebbar. Der heißt derzeit zwar vorübergehend schon so, ist aber eigentlich besser als Dahlien-Garten bekannt. Da diese Pflanzengattung nicht winterhart ist, werden die Jahr für Jahr im Herbst abgeräumten Beete, in denen im darauffolgenden Jahr wieder 1.800 Dahlien aus 64 verschiedenen Sorten gepflanzt werden, im Frühjahr zunächst mit Tulpen angelegt. So wird der Dahliengarten im ersten Quartal des neuen Jahres zunächst zum Tulpen-Paradies.

Unter dem Sorten-Namen „Columbus“ blüht diese frühe Tulpe in einem Beet im Tulpen-Garten an der Lichtentaler Allee in Baden-Baden.
Blühender „Columbus“: Unter diesem Sorten-Namen blüht diese frühe Tulpe in einem Beet im Tulpen-Garten an der Lichtentaler Allee in Baden-Baden. Foto: Bernd Kamleitner

Lila-schwarze Augenweide: Die „Triumph Tulpe“ in der Lichtentaler Allee

Im Beet mit der Nummer 25 steht etwa „Triple A“, eine so genannte Darwin-Hybrid-Tulpe, deren rot-gelbe Blüten noch immer auffallen. Sie zählt zu den größten und robustesten ihrer Art. Eine Augenweide steht zudem im Beet mit der Nummer 62: eine lila-schwarze „Triumph Tulpe“ mit der Bezeichnung „Paul Scherer“.

 Lila-schwarz ist der Blütenkelch dieser „Triumph-Tulpe“ mit dem Namen Paul Scherer. Sie blüht in einem Beet im Tulpen-Garten an der Lichtentaler Allee in Baden-Baden.
Ein Hingucker: Lila-schwarz ist der Blütenkelch dieser „Triumph-Tulpe“ mit dem Namen Paul Scherer. Sie blüht in einem Beet im Tulpen-Garten an der Lichtentaler Allee in Baden-Baden. Foto: Bernd Kamleitner

Im Mai noch gut erhalten sind auch die Blüten einer „gefüllten frühen Tulpe“, wie diese Exemplare im Fachjargon genannt werden: In Beet 38 steht „Columbus“ mit üppigen rot-weißen Blüten. Sehr gut gehalten haben sich in diesem Jahr auch die Osterglocken, die, wie der Name schon ahnen lässt, vorwiegend um die Osterzeit aufgehen. Die gelben Narzissen blühen noch immer in der Allee und besonders üppig auf einer Wiese vor der Trinkhalle. Auch diese Pflanzengattung hat vom kühlen April profitiert, erläutert Brunsing.

Vor der Trinkhalle in Baden-Baden blühen noch immer die Osterglocken. Sie profitieren vom kühlen April.
Gelbe Pracht: Vor der Trinkhalle in Baden-Baden blühen noch immer die Osterglocken. Sie profitieren vom kühlen April. Foto: Bernd Kamleitner

Ob Tulpen und Narzissen untereinander kommunizieren, so wie wir es spätestens seit dem Bestseller von Peter Wohlleben von den Bäumen wissen? Eine steinerne Tafel in der Lichtentaler Allee verweist jedenfalls auf einen gemeinsamen Ursprung allen Lebens - und somit auf die Abstammungstheorie: „Alle Lebewesen haben einen gemeinsamen Ursprung und sind durch das Netz der Natur miteinander verbunden. In allem Geschehen wirken Gesetze, die von einem auf Harmonie ausgerichteten Ordnungssystem gesteuert werden“, heißt es.

Das sei das universale Fortschrittsprinzip der Schöpfung. Und: „Harmonie ist die Weltformel, die zugleich als optimale Lebensformel Sinnerfüllung und Orientierung gibt!“ Wo könnte über diese Theorie besser philosophiert werden als im prächtigen Umfeld der Lichtentaler Allee?

Rhododendron „Baden-Baden“ blüht vor der Kunsthalle

In der Allee blühen derzeit zudem frühe Rhododendron-Arten. An manchen Standorten macht den Blütensträuchern nach Angaben von Markus Brunsing allerdings der Klimawandel mit heißen Sommern zu schaffen. „Für uns ist das nicht mehr die ganz wichtige Pflanze für die Zukunft“, erklärt der Park- und Gartenexperte. Allerdings würden an geeigneten Standorten Jahr für Jahr immer noch Rhododendren nachgepflanzt.

Rhododendron Baden-Baden heißt eine nach der Bäderstadt benannte rot blühende Sorte. Sie wächst unter anderem vor der Kunsthalle.
Rhododendron Baden-Baden: Nach der Bäderstadt ist diese rot blühende Sorte benannt. Sie wächst unter anderem vor der Kunsthalle. Foto: Bernd Kamleitner

Eine Sorte dieser Blütensträucher trägt sogar den Namen der Stadt: „Sie ist relativ klein und kompakt“, weiß Brunsing. Rechts vor dem Treppenaufgang zur Kunsthalle können die glockenförmigen und tiefroten Blüten von „Rhododendron Baden-Baden“ derzeit bewundert werden. Weitere Sträucher dieser kleinen Sorte finden sich in der Kaiserallee.

Vor rund 60 Jahren waren Rhododendren ein ganz wichtiges Thema für Baden-Baden.
Markus Brunsing, Fachgebiet Park und Garten

Hätten Sie es gewusst? Es gibt noch eine Art mit direktem Bezug an die Oos: „Rhododendron Gartendirektor Rieger“. Die heißt tatsächlich so und würdigt die Verdienste von Walter Rieger um diese Pflanze mit weißen Blüten. Der Mann war nach dem Zweiten Weltkrieg der erste Gartendirektor der Bäderstadt. „Vor rund 60 Jahren waren Rhododendren ein ganz wichtiges Thema für Baden-Baden“, weiß Brunsing. Sein Vorgänger hatte in seiner rund zwanzigjährigen Amtszeit demnach ausgesprochen gute Kontakte zu Züchtern in Niedersachsen.

Der große Rhododendronliebhaber und -förderer Rieger pflanzte in den 50er Jahren die Blütensträucher unter anderem am Geroldsauer Wasserfall, die zur sechs bis acht Wochen langen Blütezeit bis heute alljährlich tausende Schaulustige anlocken. Im vergangenen Jahr war das wegen des gewaltigen Andrangs in Zeiten der Pandemie ein großes Problem.

 Vor der Trinkhalle in Baden-Baden blüht ein Rhododendronstrauch.
Ganz in Weiß: Vor der Trinkhalle in Baden-Baden blüht ein Rhododendronstrauch. Foto: Bernd Kamleitner

Vor Ort herrschte an Wochenenden ein Verkehrschaos. Auf den entsprechenden Internetseiten der Stadt wird Rhododendren-Fans daher inzwischen ans Herz gelegt, das beliebte Ausflugsziel nicht am Wochenende, sondern eher unter der Woche anzusteuern. Die üppige Blüte hat dort allerdings noch nicht eingesetzt.

Kühle und feuchte Standort bieten gute Bedingungen für Rhododendren

Die Rhododendren-Sträucher am Wasserfall-Weg zählen zu den spät blühenden. Die Blütensträucher, auch Alpenrose genannt, sind laut Verband eigentlich in den Bergen zu Hause, wo sie im lichten Schutz der Wälder oder auf offenen Hängen gedeihen.

An kühlen und feuchten Standorten - wie entlang des Wasserfalls - gedeihen die Blütensträucher in Baden-Baden nach wie vor sehr gut. „Die haben sich dort toll entwickelt“, schwärmt Fachmann Brunsing von den jahrzehntealten Pflanzen. Weitere Vorkommen gibt es am Michaelsberg, auf beiden Seiten entlang der Strecke der derzeit wegen Corona still stehenden Merkur-Bergbahn und am Waldseeplatz. Auch in der freien Landschaft hat Rieger einst Rhododendren platziert.

nach oben Zurück zum Seitenanfang