Der Bebauungsplan, der die Basis für ein Luxushotel im Neuen Schloss ist, datiert aus dem Jahr 2001. Damals herrschte noch größte Zuversicht, dass die Hotellandschaft in der Bäderstadt hochkarätigen Zuwachs bekommen würde. Zuletzt machte sich jedoch Ernüchterung breit, weil das Vorhaben einfach nicht voranging.
"Positive Signale" zum Projekt in nichtöffentlicher Sitzung
Jetzt bekommt die Schlossherrin nochmals eine Frist von vier Wochen, um darzulegen, dass eventuell doch noch eine Chance auf eine Realisierung bestehe. Den Vertagungsantrag hatten die Grünen, die größte Ratsfraktion, gestellt. Er wurde mehrheitlich angenommen. Demnach habe es in der jüngsten nichtöffentlichen Sitzung des Bauausschusses "einige positive Signale" gegeben, erklärte Grünen-Fraktionschefin Sabine Iding-Dihlmann.
Neuer Bericht soll am 13. Februar im Bauausschuss folgen
Der interfraktionelle Antrag auf Aufhebung des Bebauungsplans werde aufrechterhalten, aber vertagt, betonte Iding-Dihlmann. Die Kommunalpolitiker folgten dem Grünen-Vorstoß mehrheitlich und ohne Aussprache. Bürgermeister Alexander Uhlig (CDU) kündigte einen Bericht zum Hotelprojekt in der Sitzung des Bauausschusses am 13. Februar an.
Baden-Baden hatte das erste Luxushotel in Deutschland
Luxushotels und kurstädtisches Flair, das ist allerdings schon seit gut 200 Jahren in Baden-Baden eine sehr gut funktionierende Kombination. Das erste Luxushotel der Stadt, der Badische Hof (heute im Besitz der Hotelgruppe Radisson) ging aus einem säkularisierten Kloster hervor, das der Verleger Johann Friedrich Cotta zusammen mit dem Juristen Johann Ludwig Klüber im Jahr 1807 erworben hatten.
Die Nobelherberge mit einem dreigeschossigen Speisesaal und weiteren großzügigen Räumen für Konversation, Bälle, Musik und Spiel schrieb Geschichte: Der Badische Hof gilt als erstes so genanntes Palasthotel in Deutschland. Damit ist ein Herberge der gehobenen Kategorie gemeint – also ein Luxushotel.
In der Folgezeit entstanden weitere Hotels mit feinster Ausstattung, die vom Aufschwung des Tourismus an der Oos profitierten und mit zum Ruf Baden-Badens als europäische Sommerhauptstadt beitrugen. Klangvolle Namen waren damals etwa der Englische Hof (heute Atlantic Park-Hotel gegenüber dem Theater) und das Hotel Stephanie, aus dem Brenners Park-Hotel & Spa hervorging.
Mit diesem Haus verfügt die Bäderstadt über ein legendäres Grand-Hotel mit weltweitem Bekanntheitsgrad. In dieser Liga spielte einst auch die Bühler Höhe, doch in der Luxusherberge auf Gemarkung der Nachbarstadt Bühl ruht der Betrieb schon seit Jahren.
Mit dem Roomers nahe dem Festspielhaus und dem Hotel Maison Messmer in der Nachbarschaft des Kurhauses hat Baden-Baden noch weitere angesagte Nobelhotels. Das Maison Messmer wird inzwischen als Hommage Hotel in der Luxus-Kategorie des Dorint-Konzerns geführt.
Im Europäischen Hof ruhen die Bauarbeiten
Einen privilegierten Standort genoss auch das Steigenberger Hotel Europäischer Hof gegenüber Trinkhalle und Kurhaus in der City. Es ist allerdings derzeit Baden-Badens größte Baustelle in zentraler Lage: Über den Rohbau ist die Sanierung des „Europ“, das in neuem Luxushotel-Glanz erstrahlen sollte, bislang nicht hinaus gekommen.
Dem Investor aus der Schweiz ist das Geld ausgegangen. Derzeit ruhen die Arbeiten. Hinter den Kulissen wird nach neuen Investoren für das Projekt gesucht.
Kuwaitische Familie ist seit 2003 Besitzer des Neuen Schlosses
Im Neuen Schloss haben dagegen die wesentlichen Umbauten noch nicht einmal begonnen. Der erste Besitzer nach der Markgrafenfamilie, die Althoff-Hotel-Gruppe, gab seine Pläne für eine Luxusherberge bereits nach zwei Jahren wieder auf. Die Wirtschaftlichkeit des Projekts auf dem Florentinerberg hoch über Baden-Baden wurde in Frage gestellt. Im Jahr 2003 stieg eine kuwaitische Investorenfamilie ein.
Baugenehmigung aus dem Jahr 2010 ist erloschen
Fawzia al-Hassawi, Tochter des Firmengründers, bekam im April 2010 eine Baugenehmigung für ein Luxushotel mit 130 Zimmern im ehemaligen Stammsitz der badischen Markgrafen. Doch das Vorhaben kam ins Stottern, auch deshalb, weil der Investor zusätzliche Eigentumswohnungen plante, mit denen das Projekt mitfinanziert werden sollte. Die Baugenehmigung für den Umbau der denkmalgeschützten Immobilie ist inzwischen erloschen.
Ein Funke Hoffnung keimte auf, als im vergangenen Mai neue Planunterlagen im Rathaus eingingen. Doch die erhoffte positive Wende für das ambitionierte Luxushotelprojekt trat nicht ein. Ende Oktober stellten dann die Grünen, stärkste Fraktion im Baden-Badener Gemeinderat, sowie Freie Bürger und FDP den Antrag, einen Schlussstrich zu ziehen.
Gemeinderat gewährt weitere Chance
Jetzt gibt es offensichtlich Anzeichen, dass die Schlossherrin an dem Vorhaben doch noch festhalten möchte. Der Gemeinderat gibt ihr noch eine Chance, und vertagte die Aufhebung des Bebauungsplans um vier Wochen.
Bedarf an weiteren Luxusunterkünften
Ein Bedarf an weiteren Luxusunterkünften in der Bäderstadt wird von Experten bestätigt. Derzeit zählt Baden-Baden knapp 5.000 Betten in etwa 200 Herbergen. Bei der Zahl an Schlafgelegenheiten ist Baden-Baden inzwischen von einer kleinen Gemeinde im Ortenaukreis überholt worden.
Europapark hat mehr Hotelbetten als Baden-Baden
Der Europapark in Rust, Deutschlands größter und erfolgreichster Freizeitpark, unterhält sechs Hotels mit insgesamt über 5.800 Betten. Baden-Baden und der Park haben eine Gemeinsamkeit: Der touristische Umsatz ist eine bedeutende Einnahmequelle.