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Nachhaltiges Bauen

Warum die Baden-Badener Firma Recular auf Recycling-Beton baut

Das Baden-Badener Unternehmen Recular sorgt dafür, dass Recycling-Beton aus Abbruchhäusern wiederverwertet wird. Ein Neubau für die Hauenebersteiner Artus-Gruppe entsteht derzeit mit solchem Material.

Ein Bauarbeiter steht auf der Baustelle in Haueneberstein, wo ein Neubau der Artus-Gruppe entsteht.
Bauarbeiten mit Recycling-Beton: In Haueneberstein entsteht mit dem Neubau der Artus-Gruppe ein Beispiel für nachhaltiges Bauen. Foto: Chris Frühe

Wie reagieren Unternehmen auf den Klimawandel und politische Vorgaben? In Baden-Baden gehen vier Partner neue Wege, um nachhaltig zu bauen und CO2 zu reduzieren.

Dafür haben Thomas Karcher und Robert Oettinger als Teil der Kies und Beton Baden-Baden GmbH & Co. Holding KG und der Oettinger Gruppe GmbH Ende 2023 eigens die Recular GmbH & Co. KG mit Sitz in der Richard-Haniel-Straße 3 in Baden-Baden gegründet.

Mit dem Hauptziel, die Anforderungen an eine effektive Kreislaufwirtschaft zu erfüllen, sorgt das Unternehmen unter anderem dafür, dass aufbereiteter Beton aus Abbruchhäusern der Wiederverwertung zugeführt wird. Der sogenannte Recycling-Beton oder ressourcenschonende Beton, kurz R-Beton, wurde zwar nicht in Baden-Baden erfunden, aber weiterentwickelt.

Die Wertschöpfungskette liegt jetzt in einer Firmenhand

Nach Aussage der beiden Geschäftsführer liegt jetzt, mit der Gründung der Firma Recular, die komplette Wertschöpfungskette vom Rückbau durch die Oettinger Gruppe in Malsch bis zum Transportbeton durch Peterbeton in einer Firmenhand.

Das führe zu einem geschlossenen Stoffkreislauf und verkürzten Transportwegen. Es bedeute aber auch Versorgungssicherheit und zertifizierte Qualität.

Das Geschäftsmodell reagiert auf EU-Vorschriften zur Förderung klima- und umweltfreundlicher Aktivitäten. Auch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sei in diese technologische Entwicklung eingebunden, sagt Karcher.

R-Beton ist Teil einer sogenannten Negativemissionstechnologie, die darauf abzielt, Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen und dauerhaft zu speichern.

Neubau für Artus-Gruppe in Haueneberstein entsteht mit Recyclingmaterial 

Aktuell entsteht ein Neubau für die Artus-Gruppe mit diesem aufbereiteten Material. Peterbeton als Anbieter und die Artus-Gruppe als Nutzer reagieren somit auf politische Vorgaben und Klimaziele.

Noch vor Jahresende soll das dreigeschossige Gebäude fertiggestellt sein. Der international tätige Versicherungsmakler für den Mittelstand benötigt Platz für 45 weitere Arbeitsplätze und erweitert daher seinen Sitz in Haueneberstein.

Der Neubau soll zum Erscheinungsbild des bestehenden Haupthauses, aber auch zur Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens passen. Als die Zentrale 2009 entstand, gab es am Baumaterial Beton keinen Zweifel.

Heute hat sich die Einstellung zu diesem Baustoff geändert. Schließlich trägt Beton zur weltweiten CO2-Belastung bei. Trotz seiner Vorteile hat die Herstellung von Beton erhebliche Umweltauswirkungen, insbesondere durch den hohen CO2-Ausstoß bei der Produktion von Zement, dem Hauptbestandteil von Beton.

Emissionen aus Betonproduktion tragen zu Klimawandel bei

Diese Emissionen tragen zum Klimawandel bei und machen einen erheblichen Teil der globalen Treibhausgasemissionen aus. Zement wird durch das Erhitzen von Kalksteinen und Ton bei sehr hohen Temperaturen hergestellt, was zu einer chemischen Reaktion führt, bei der CO2 freigesetzt wird.

Hier kommt jetzt der zweite Projektpartner ins Spiel: Peterbeton. Das ebenfalls in Baden-Baden ansässige Unternehmen bietet mit seinem R-Beton aus recyceltem Material eine ebenso ressourcenschonende wie innovative Lösung.

Alexandra Ganz-Cosby, Vorstandsvorsitzende der Artus-Gruppe, war nach einem Vortrag von Thomas Karcher sofort begeistert. Der Geschäftsführer von Peterbeton hatte zum Thema „Regional nachhaltig bauen“ referiert.

„Dabei zeigte er eine Lösung für Bauen mit Beton, auch im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz auf“, sagt Ganz-Cosby, die sich zusammen mit ihrem Vater, Friedrich Ganz, intensiv mit R-Beton befasste.

Wir sorgen jetzt in der Tat für Nachhaltigkeit.
Friedrich Ganz 
Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender der Artus-Gruppe

Dabei erfuhr sie, dass das aufbereitete Material von Peterbeton bereits bei verschiedenen Bauprojekten erfolgreich eingesetzt wurde. So zum Beispiel bei der Sanierung und Erweiterung des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe oder dem Neubau der Kindertagesstätte in Rastatt-Plittersdorf.

Ganz-Cosby begreift die Entscheidung der Artus-Gruppe für R-Beton als Teil ihrer Verantwortung und ihres Engagements für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.

Friedrich Ganz, der Gründer und Aufsichtsratsvorsitzende der Artus-Gruppe, will sein Lebenswerk für die dritte Generation zukunftssicher machen. „Jeder denkt, alles fällt vom Himmel. Wir sorgen jetzt in der Tat für Nachhaltigkeit.“

Thomas Karcher bekräftigt: „Das Umdenken hat begonnen, auch wenn es langsam vorangeht. Noch wird das wertvolle, aber nicht mehr genutzte Abrissmaterial vor allem im Straßenbau verwendet oder landet auf Deponien.“

Bauen aus Tradition funktioniert auch mit Baustoff R-Beton

Entscheidend für die Wahl des Baustoffes sei bei einem Neubau immer das Zusammenspiel zwischen dem Bauherrn, dem Architekten und dem Baustofflieferanten – egal, ob es sich um Beton, R-Beton oder ein anderes Material handelt, sagt Karcher.

„Bauen aus Tradition“, lautet das Unternehmenscredo der Mussler-Gruppe in Baden-Baden. Geschäftsführer Christian Mussler ist der Architekt für den Artus-Neubau und unterstützt die Initiative.

Er will den R-Beton künftig verstärkt verwenden, wie er sagt. Nach Prüfung der statischen Bedingungen ist er sicher: „Jeder profitiert davon, eben auch die Umwelt und das Klima.“

Der vierte Partner bei diesem Bauprojekt, für das rund 4,5 Millionen Euro veranschlagt sind, ist schließlich die Ettlinger Firma Lang Bau.

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