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Genau hinschauen lohnt sich

Wimmelbuch zum Nationalpark Schwarzwald: Illustratorin Isabelle Göntgen gibt Einblick in ihre Arbeit

Es geht um Bambi, Luchs, einen „Zombie“-Pilz und um viele andere Details. Isabelle Göntgen hat ein Wimmelbuch zum Nationalpark Schwarzwald gezeichnet. Sie berichtet von ihrer Verbundenheit mit der Natur und über ihre Arbeit als Illustratorin.

Die Designerin Isabelle Göntgen sitzt mit einem Stift am Rechner. Digital entstanden auch die Zeichnungen für ihr Wimmelbuch zum Nationalpark Schwarzwald.
Kreativer Kopf: Die Designerin Isabelle Göntgen sitzt mit einem Stift am Rechner. Digital entstanden auch die Zeichnungen für ihr Wimmelbuch zum Nationalpark Schwarzwald. Foto: Isabelle Göntgen

Wo ist der Luchs, wo die Kreuzotter, das Eichhörnchen oder der Eichelhäher? Im Wimmelbuch von Isabelle Göntgen zum Nationalpark Schwarzwald gibt es für kleine und große Betrachter nicht nur Tiere, sondern viel, viel mehr zu entdecken. Ebenfalls spannend: Wie entsteht ein Wimmelbuch? Die naturverbundene Illustratorin gibt Einblick in ihr Schaffen.

Was in der Natur so alles kreucht und fleucht, das hat schon die kleine Isabelle erlebt und intensiv erfahren. „Meine Mutter war in Baiersbronn als Naturführerin tätig“, erzählt die aus Südkorea stammende kreative Zeitgenossin.

Göntgen ist als Baby in die für Gourmetrestaurants und Naturerlebnis bekannte Tourismusgemeinde im Landkreis Freudenstadt gekommen und dort aufgewachsen. Das hat sie geprägt. Mittlerweile lebt sie mit ihrer Familie auf der anderen Seite des Nationalparks Schwarzwald: in Oberkirch im Ortenaukreis.

Große Liebe zur Natur

Ihre Liebe zur Natur und zum im Jahr 2014 von der damaligen grün-roten Landesregierung ausgewiesenen ersten Nationalpark in Baden-Württemberg ist ungebrochen. Im zwischen Freudenstadt und Baden-Baden gelegenen Schutzgebiet ist sie öfter unterwegs. Im Urwald von morgen kennt sie sich gut aus.

Vor allem den Luchspfad an der Schwarzwaldhochstraße (B500) besucht die Mutter gerne mit ihrem Sohn. Solche Erfahrungen sind kein Nachteil, wenn man ein Wimmelbuch zum Nationalpark zeichnen soll.

Das „Wimmelbuch voller Natur“ ist nicht ihr erstes Bilderbuch dieser Art, aber solche Arbeiten bestimmen nicht den Alltag im Job. „Das sind für mich immer Ausnahmeprojekte“, verweist sie auf den erhöhten Aufwand gegenüber sonstigen Aufträgen. Den scheut sie nicht. „Wenn mein Herz dafür schlägt, dann mache ich das.“ Sie hat es nicht nur gemacht, sondern neben der Zeit viele liebevolle Details und Leidenschaft einfließen lassen.

Das Bild zeigt unterschiedliche Phasen der digitalen Bearbeitung des Wimmelbuchs von Isabelle Göntgen zum Nationalpark Schwarzwald - vom Entwurf über erstes Ausmalen bis hin zur endgültigen Ansicht.
Schritt für Schritt: Das Bild zeigt unterschiedliche Phasen der digitalen Bearbeitung des Wimmelbuchs von Isabelle Göntgen zum Nationalpark Schwarzwald – vom Entwurf über erstes Ausmalen bis hin zur endgültigen Ansicht. Foto: Isabelle Göntgen

Ganz ohne fachliche Expertise ging das nicht. Die Zeichnerin entwickelte das Wimmelbuch mit Hilfe von Mitarbeitern des Nationalparks. Die haben etwa Listen über Tiere, Pilze, Flechten und vieles mehr zur Verfügung gestellt.

Von wie vielen Tieren es im Wimmelbuch wimmelt, das kann Göntgen nicht sagen. „Ich habe sie nicht gezählt“, sagt sie lachend.

In einem Wimmelbuch muss es wimmeln

Auf den sieben Doppelseiten sind zudem viele Menschen zu sehen. Passt das zum Nationalpark, der vor allem die Philosophie „Natur Natur sein lassen“ verkörpert? Eigentlich nicht, doch die Zeichnerin verweist darauf, dass in derartigen Bilderbüchern ansonsten noch viel, viel mehr Menschen dargestellt würden.

In einem Wimmelbuch muss es wohl auch wimmeln – sonst ist es kein Wimmelbuch und verliert den Reiz auf den Betrachter.

Bei der Arbeit daran hat Göntgen eine Menge an Naturwissen dazugelernt, versichert die Bilderbuch-Autorin. Zum Beispiel über das Vorkommen eines „Zombie-Pilzes“, ein Pilz-Parasit, der Wespen befällt.

„Ich dachte, den gibt es nur in Regenwäldern“, erzählt sie. Wer ihn im Buch sucht, muss auf der ersten Doppelseite suchen, verrät die Zeichnerin. Dargestellt ist ein Motiv vom Plättig am frühen Morgen mit grasendem Bambi, einem Spaziergänger mit seinem Dackel, neugierigen Kindern, beschäftigten Waldarbeitern, Opa und Oma mit Enkel sowie vielen, vielen anderen Details.

Weitere Doppelseiten sind dem Wilden See, dem Mikrokosmos eines Totholz-Stammes, dem Neubau des Nationalparkzentrums am Ruhestein, dem Erlebnisweg Lotharpfad sowie Allerheiligen mit dem Wasserfall und der Landschaft am Schliffkopf gewidmet. Immer kann der Betrachter eintauchen in die Welt von Pilzen, Insekten, Vögeln, anderen Pflanzen und vielen weiteren Details. Genau hinschauen lohnt sich – wie in der freien Natur.

Auf der vorletzten Doppelseite tut das im Wimmelbuch auch Isabelle Göntgen mit ihrem Sohn. Am linken Bildrand stehen Mutter und Sohn und beobachten das Geschehen. Bei der Darstellung weiterer Personen hat sich die Designerin unter anderem an Eltern, Nachbarn und Freunden und einer offenbar grenzenlosen Fantasie orientiert.

Buchseiten entstanden komplett digital

Die Buchseiten zeichnete Göntgen, die an der Hochschule Pforzheim visuelle Kommunikation studierte und seit 2006 selbstständig ist, komplett digital – am Rechner und parallel am iPad. „Ich kann von jedem Ort aus arbeiten“, rühmt sie die Technik.

Nach Ausflügen an die Schauplätze erstellt sie auf der Basis von Fotos erste Skizzen. Aus diesen Vorlagen entstehen feiner strukturierte Ansichten und dann werden daraus die Konturen, wie sie im Buch erscheinen sollen. Erst am Ende kommt Farbe ins Spiel und die Arbeit wird koloriert.

Zack, zack geht das wegen der vielen Details nicht. Rund einen Monat ist die Illustratorin mit einer Seite beschäftigt. Trotz des hohen Aufwands: Göntgen arbeitet schon an einem neuen Wimmelbuch. Es geht um Archäologie. Die Illustratorin wird mit den Betrachtern einen Ausflug in die Vergangenheit unternehmen.

Info

Isabelle Göntgen, Nationalpark Schwarzwald – Das Wimmelbuch voller Natur, 16 Seiten im Großformat, Verlag regionalkultur, 16,90 Euro. ISBN 978-3-95505-347-5

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