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30 Jahre

Alevitische Gemeinde Bühl mit 1.000 Mitgliedern feiert Jubiläum 

Am 6. April findet eine Feier mit Musik, Tanz, Redebeiträgen und Essen im Gemeindehaus der Glaubensgemeinschaft in der Daimlerstraße 7 statt.

Stolz auf das beeindruckende Rahmenprogramm: Riza Yesilgül, Ebru Dogan, Safak Essiz und Gülcan Tasci (von links).
Riza Yesilgül, Ebru Dogan, Safak Essiz und Gülcan Tasci (von links) freuen sich auf die Feier anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Alevitischen Gemeinde Bühl. Foto: Ursula Klöpfer

Es soll musiziert und getanzt werden. Die Alevitische Gemeinde Bühl feiert am Samstag ihr 30-jähriges Bestehen. Es ist ein Jubiläum, das für Riza Yesilgül und Safak Essiz eine immense Bedeutung besitzt.

Yesilgül ist erster Vorsitzender der Gemeinde, die als Verein organisiert ist. Essiz ist der zweite Vorstand der türkischen Glaubensgemeinschaft. Yesilgül erinnert sich an die Gründung der Gemeinde 1994: „Mit 60 Personen haben wir damals in Rheinau angefangen. Heute sind wir 1000 Personen mit rund 200 Familien.“

Der Wachstumsprozess habe auch Wechsel der Räume des Vereins bedeutet. Insgesamt drei Umzüge hat der Verein hinter sich. 2014 wurde das Gemeindehaus in der Daimlerstraße 7 eingeweiht.

Die Bauarbeiten wurden zu einem großen Gemeinschaftsprojekt: „Damals hat die ganze Gemeine mit Hand angelegt. Das große Haus war in einem desolaten Zustand. Es musste kernsaniert werden“, sagt Essiz. Die Arbeitsschritte, die von den Gemeindemitgliedern nicht selbst ausgeführt werden konnten, seien an Bühler Firmen vergeben worden.

In dem Gebäude sind mehrere Büros, eine Küche, der Festsaal der Gemeinde, ein Jugendraum und der Cemevi untergebracht. Beim Cemevi handelt es sich um den Raum, in dem Gottesdienste stattfinden.

Multikulturelles Bühl

Alle Mitglieder der Gemeinde haben türkische Wurzeln. Um in den 1960-Jahren einem Mangel an Arbeitskräften auf dem westdeutschen Arbeitsmarkt entgegenzuwirken, wurden Gastarbeiter aus dem Ausland angeworben. Neben Italien, Spanien, Griechenland und Portugal wurden auch entsprechende Verträge mit der Türkei abgeschlossen. Viele der Familien kamen so nach Deutschland. Die Aleviten fühlen sich in Bühl willkommen und akzeptiert: „Wir haben bis heute keine schlechten Erfahrungen gemacht. Wir fühlen uns sicher und zu Hause“, sagt Essiz. Bühl sei für ihn multikulturell.

Eine derartige Akzeptanz in der Türkei ist nach Ansicht Yesilgüls nicht vorhanden: „Die Geschichte der Aleviten ist geprägt von Verfolgung. Seit Jahrzehnten kämpfen wir in der Türkei um offizielle Anerkennung und Gleichberechtigung.“

In Deutschland haben nach Angaben des Dachverbands ungefähr 700.000 Aleviten eine neue Heimat gefunden. In Europa gehören nach Worten von Essiz insgesamt 1,5 Millionen Gläubige der Gemeinschaft an. Den Blick richten Yesilgül und Effiz vor allem in die Zukunft. Kinder- und Jugendarbeit habe für innerhalb der Gemeinde einen hohen Stellenwert.

Alevitische Gemeinde Bühl wünscht sich freie Entwicklung von Kindern

Das soll auch so bleiben: „Wir wünschen uns, dass sich unsere Kinder und die nachfolgenden Gemeinden frei entwickeln können“, sagt Yesilgül. Ihn und Essiz erfülle es mit Stolz, dass in den vergangenen Jahren mehr als 100 Kinder der Gemeinde ihr Abitur abgelegt haben. Im Erwachsenenalter seien Kinder und Jugendliche berechtigt gewesen, eine Universität zu besuchen und ein Studium abzuschließen. Für die Gemeindevorsitzenden habe die Chance auf Bildung einen hohen Stellenwert.

Essiz gibt einen Einblick in die Glaubensinhalte des Alevitentums: „Der Glaube ist geprägt von der Idee der Allgegenwart Gottes. Aleviten suchen die Nähe zu Gott nicht durch traditionelle Gebete, sondern durch ein Leben nach ethischen Grundsätzen und die Suche nach spiritueller Erleuchtung. Zentrale Werte in der alevitischen Gemeinschaft seien Liebe, Toleranz und die Gleichheit aller Menschen. Diese Werte sollen unabhängig von Kategorien wie Herkunft, Geschlecht und Nationalität Teil der Lebensweise sein, betonen Yesilgül und Essiz.

„Sehr gutes Essen“ bei den Feierlichkeiten in Bühl

Das soll sich auch bei der Jubiläumsfeier widerspiegeln: „Jeder ist herzlich eingeladen, es gibt auch selbstverständlich sehr gutes Essen“, sagt Yesilgül.

In das Programm sind abgesehen von traditionellem Tanz und Musik auch Redebeiträge eingeplant. Im Voraus haben der Bühler Bürgermeister Hubert Schnurr und der Oberbürgermeister von Achern Manuel Tabor ihren Besuch bei der Veranstaltung angekündigt. 

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