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Bühl

Auch PFC-belastetes Weizenstroh im Umlauf

Sechs Jahre Umweltskandal haben Spuren hinterlassen in der Region. Und immer wieder tauchen neue Fragen auf: PFC, die „einmal da und nie mehr weg“- Chemikalien ziehen immer weitere Kreise. Ein Landwirt, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, weist auf einen neuen Eintragsweg der Chemikalien in den Boden hin – über das Stroh und den Pferdemist.

Der Weizenanbau im PFC-Land unterliegt eindeutigen Anbauempfehlungen. Auf belasteten Flächen sollte er nicht mehr angebaut werden.
Der Weizenanbau im PFC-Land unterliegt eindeutigen Anbauempfehlungen. Auf belasteten Flächen sollte er nicht mehr angebaut werden. Foto: Klatt

Sechs Jahre Umweltskandal haben Spuren hinterlassen in der Region. Und immer wieder tauchen neue Fragen auf: PFC, die „einmal da und nie mehr weg“- Chemikalien ziehen immer weitere Kreise. Ein Landwirt, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, weist auf einen neuen Eintragsweg der Chemikalien in den Boden hin – über das Stroh und den Pferdemist. Der werde als Dünger verwendet, so der Landwirt, und er wisse von einem Fall, bei dem ein Kollege nur mit Pferdemist gedüngt habe und nun sei dessen Acker belastet.

Von unserer Mitarbeiterin Patricia Klatt

Offenbar sei dieser Mist über das Stroh darin PFC-belastet gewesen, was vorher niemand wusste. Das Landratsamt konnte das auf Anfrage des ABB so nicht bestätigen. „Wir kennen weder konkrete Flächen noch die Bewirtschaftungshistorie zu solchen Flächen“, teilte die Pressestelle mit. In der Düngemittelverordnung gelte der Grenzwert von 100 Mikrogramm pro Kilogramm für die Summe aus PFOS und PFOA. Damit sind einzelne PFC-Varianten gemeint.

PFC-Varianten im Stroh nachgewiesen

„Theoretisch wäre eine PFC-Belastung im Stroh jedenfalls denkbar“, so der Landwirt aus der Region, er habe selber Weizenstroh untersuchen lassen. Das Labor konnte PFBA und PFPeA – weitere PFC-Varianten – nachweisen, die Ergebnisse liegen dem ABB vor. Aufgrund der bisher in Stroh gemessenen PFC-Gehalte und der üblicherweise ausgebrachten Strohmengen, auch in der Mischung mit Pferdemist, erscheint es dem Landratsamt jedoch eher unwahrscheinlich, dass auf diesem Wege eine schädliche Bodenveränderung herbeigeführt werden kann.

Aber selbst wenn die Einträge in den Boden gering wären, bleibt die Frage dahinter, wieso offensichtlich überhaupt PFC-belastetes Weizenstroh im Umlauf ist. Denn nach den Anbauempfehlungen des Regierungspräsidiums soll auf PFC-Flächen gar kein Weizen angebaut werden, ergo dürfte es auch kein PFC-Stroh geben. In den aktuellen Anbauempfehlungen heißt es dazu: „Weizen und Triticale sollte auf PFC-belasteten Flächen nicht mehr angebaut werden.“ Die Ergebnisse des Vorerntemonitorings sprechen jedoch zum wiederholten Male eine andere Sprache, denn man fand 2018 erneut auf zehn Ackerschlägen PFC-Weizen, trotz eindeutiger Empfehlung des Regierungspräsidiums.

Die Ergebnisse des Vorerntemonitorings von 2015 bis 2018 zeigen, dass Weizen ein kontinuierliches Problem darstellt. 2015 wurden bei 13 Parzellen die Beurteilungswerte überschritten, 2016 bei 25, 2017 waren es 14 und auch 2018 fand man zehn belastete Parzellen, die Ergebnisse für 2019 stehen noch aus. Nach den Anbauempfehlungen soll Weizen auf PFC-belasteten Flächen nicht mehr angebaut werden. Sofern sich ein Betrieb dennoch für einen Anbau entschieden hat, wird er ab sofort vor einer Vermarktung der Ware auf eigene Kosten nachweisen müssen, dass die Erzeugnisse den jeweils für Lebensmittel beziehungsweise Futtermittel geltenden Bestimmungen entsprechen. Dies wird von den Behörden überprüft, eine Vermarktung ist ohne deren Zustimmung untersagt, informiert das Regierungspräsidium.

Landwirtschaftsamt: Stroh auf dem Acker lassen

Das Stroh solcher Flächen sei auf dem Acker zu belassen, bestätigte Andrea Stief vom Landwirtschaftsamt dem ABB, die Landwirte würden bei Informationsveranstaltungen, aber auch bei den Beratungsgesprächen zu den Bewirtschaftungs- und Minimierungskonzepten darauf hingewiesen. Rechtliche Vorgaben oder Einschränkungen gebe es jedoch nicht.

Der Aufwuchs eines Schlages sei nicht geerntet worden, von den restlichen Flächen seien nach einer Bewertung 34 Tonnen Futterweizen vermarktet worden, so Stief. Die Empfehlungen und Informationen des Regierungspräsidiums Karlsruhe mögen eindeutig sein, werden aber offenbar von Einzelnen ignoriert, weshalb die Frage im Raum steht, ob nach vier Jahren Vorernte-Monitoring und PFC im Weizen das Stuttgarter Ministerium für Ländlichen Raum ein Anbauverbot für Weizen auf PFC-Flächen aussprechen sollte.

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