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Neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen

Von der Brache zum Biotop – Christian Gospos stellt auf dem Bauernmarkt in Bühl sein Projekt vor

Sie waren einst blühende Rebflächen, nun drohen sie zu verwildern. Gerade Steillagen sind davon betroffen. Christian Gospos aus Bühl will gegensteuern. „Von der Brache zum Biotop“ heißt das Projekt, das er auf dem Bühler Bauernmarkt vorstellte.

Mann neben Plakat.
Christian Gospos stellt im Rahmen des Bauernmarktes sein Projekt vor Foto: Martina Fuß

Christian Gospos will mit einem Pilotprojekt zumindest im Kleinen versuchen, Natur, Umwelt und vor allem die Artenvielfalt zu schützen. Im Rahmen des Bauernmarktes referierte er über seine Blaupause für „Neue Lebensräume in steilen Reblagen“.

Der Arzt Christian Gospos leitete in Bühl das radiologische Zentrum. In seinem Ruhestand ist er ein nimmermüder Vorreiter in Sachen Natur- und Umweltschutz, wobei ihm insbesondere der Artenschutz am Herzen liegt.

Als Gründungsmitglied hat er das Thema in den noch jungen Rotary-Club (RC) Achern-Bühl eingebracht. Im Rahmen des Bauernmarktes war der RC mit einem Stand präsent, an dem Mitglieder Wildblumensamen verteilten und Christian Gospos Rede und Antwort stand für seine Vorhaben. Als Blickfang hatte er präparierte Vögel mitgebracht, die es heute nur noch selten zu sehen gibt: Pirol, Drossel, Star, Dompfaff und einen Eisvogel.

Zu seinem Vortrag im Friedrichsbau waren zwei Dutzend Besucher gekommen, darunter interessierte Winzer, die selbst steile Rebflächen stillgelegt haben.

Die Klimakrise heizt uns ein.
Christian Gospos
Radiologe und Naturschützer

„Die Klimakrise heizt uns ein, trocknet uns aus und überschwemmt uns“, wies Gospos zunächst auf ein anderes Themenfeld hin. „97 Prozent der Klima-Forscher lassen keinen Zweifel daran, dass die Klimaerwärmung menschengemacht ist.“ Gospos zitiert auch António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen: „Die Welt ist auf dem Highway zur Klimahölle mit dem Fuß auf dem Gaspedal.“

Totholz sorgt für neues Leben

„Wir wissen das alles, wir sehen und hören, was passiert, wir reagieren aber nicht“, erklärte Gospos und fragte: „Warum handeln wir nicht?“ Um der Tatenlosigkeit entgegenzuwirken, schlug er einen ganzen Strauß an Maßnahmen vor.

Zunächst stehe der eigene Garten im Fokus. „Wenn in allen privaten Gärten ein paar Paradies-Pflanzen für Insekten ausgesät, Überlebensstreifen im Rasen oder Totholz-Haufen angelegt würden, dann wirkte das wie Trittsteine für Insekten und Vögel.“ Er erlaubte im Rahmen seiner Präsentation einen Blick in den eigenen Garten, wo sich zwei Stieglitze an Löwenzahn-Pusteblumen laben.

Aus Weinbergen wird Ödland

„Von der Brache zum Biotop“, heißt das Projekt, das in brach gefallenen Rebflächen umgesetzt werden soll. Es sei eine stille Revolution im Weinbau im Gange: Immer mehr Betriebe würden sich aus den Hängen, vor allem aus trocken-heißen Steillagen zurückziehen. Mangelnde Rentabilität, Nachwuchsmangel, gefährlicher Maschineneinsatz und die Klimaveränderung seien die Gründe für zunehmende Brachflächen. Diese würden gemäht und die Mahd bleibe liegen. Dadurch entstehe Ödland mit monotoner Vergrasung. Dies wirke sich auch negativ auf bewirtschaftete Flächen aus. Hier stattdessen ein intaktes Ökosystem zu schaffen, mit strukturreicher Vegetation und Hecken und Gehölzen als Erosionsschutz sei Ziel dieses Vorhabens.

Dazu habe man eine Versuchsfläche in Oberachern am Bienenbuckel identifiziert. Auf 3.700 Quadratmetern Steillage werde das Pilotprojekt mit Modellcharakter gestartet.

Christian Gospos und seine Mitstreiter vom NABU wollen dabei nichts dem Zufall überlassen. Es wurde die Expertise der Hochschule Geisenheim und eines Saatgut-Produzenten eingeholt. Man will sicherzustellen, dass Einsaaten und Pflanzungen der biologischen Vielfalt und den besonderen Bedingungen der Lage gerecht werden. Daraufhin wurde ein Paket mit 37 verschiedenen Samensorten zusammengestellt, die regional und robust sind.

360 Pflanzen unterschiedlichster Art

Zusätzlich gibt es Steinschüttungen für Reptilien und Wildbienen, Totholzstrukturen und Steinriegel. Reste eines Felsen wurden freigelegt und zum Schutz vor Erosion Hecken angepflanzt. Die 360 Pflanzen unterschiedlichster Art haben zugleich die Funktion eines Ökotons, eines kontinuierlichen Übergangs zwischen Wiesen und Waldrändern.

Am Ende ließ Christian Gospos, ganz in Stille, eine Meise ein Bad nehmen. Es ist eine zauberhafte Filmaufnahme, die keiner Worte bedarf. Einige Winzer im Publikum fragten sich nun, wie sie an diesem Projekt teilhaben können und wer Ansprechpartner sei.

Stadt und Gemeinden, gegebenenfalls die Winzergenossenschaft sowie der Landschaftserhaltungsverband wurden von einem Fachmann im Publikum empfohlen. „Wenn wir in Bühl und Umgebung gemeinsam etwas auf die Beine stellen und eine größere Fläche umgestalten könnten, werden wir sicher ganz viel Unterstützung bekommen“, freute sich Christian Gospos über die rege Diskussion und das große Interesse.

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