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Smart City Bühl?

Bühler Schulen erhalten Kohlendioxid-Messgeräte

Kälteempfinden ist subjektiv, das sorgte beim in Pandemie-Zeiten vorgeschriebenen Lüften in den Klassenzimmern der Bühler Schulen immer wieder für Stunk. Die Stadt setzt nun auf Geräte, die die Kohlendioxid-Konzentration messen und per Ampel Alarm schlagen.

Auch für die Carl-Netter-Realschule: Eduard Itrich, der Digitalisierungsbeauftragte der Stadt Bühl, präsentiert das moderne Gerät zum Messen des Kohlendioxidgehalts in den Klassenzimmern.
Auch für die Carl-Netter-Realschule: Eduard Itrich, der Digitalisierungsbeauftragte der Stadt Bühl, präsentiert das moderne Gerät zum Messen des Kohlendioxidgehalts in den Klassenzimmern. Foto: Jörg Seiler

Bislang war das mit dem coronabedingten Lüften in den Klassenräumen der Bühler Schulen ja so eine Sache: Da lief die Eieruhr, und nach 20 Minuten hieß es für eine gewisse Zeit: „Fenster auf.“ Effizient geht anders, und dicke Luft war da, gerade wegen des Lüftens, programmiert. Denn Kälte empfindet eben jeder anders.

Die Stadt Bühl bringt nun zur Kohlendioxid-Messung modernste Technik an die Bildungsstätten. Es handelt sich um kleine, sensorgesteuerte Computer. Die ermitteln den Kohlendioxid-Gehalt in der Raumluft der Klassenzimmer. An das Gerätchen, bestehend aus dem besagten Sensor, einem Mikroprozessor und einer Platine, ist eine Dioden-Ampel gekoppelt. Springt die auf Gelb, wird es langsam problematisch, spätestens bei Rot muss jemand die Fenster öffnen. Die Luxusvariante hat sogar eine Anzeige, auf der der aktuelle ppm-Wert zu sehen ist, also der Anteil an Kohlendioxid-Partikeln in einer Gesamtmenge von einer Million Teilchen.

Schüler dürfen Bausätze selbst zusammenlöten

„Mit dem Thema Lüften an Schulen beschäftigen wir uns schon seit einiger Zeit“, sagte Bühls Oberbürgermeister Hubert Schnurr bei der Pressekonferenz, in der die Stadtverwaltung die Messgeräte erstmals präsentierte. Es wurde überlegt und gerätselt, „unser Digitalisierungsbeauftragter Eduard Itrich hat dann eine Lösung gefunden.“ „CO2-Ampel“ heißt das Zauberwort, für Schnurr ist es der

Königsweg, er selbst hat bereits so ein Computerchen auf dem Schreibtisch. Allerdings hängt das an einem Laptop. „So etwas ist an den Schulen schwierig“, erläuterte Itrich. Deshalb gibt es nun Bausätze, die Schüler selbst zusammenlöten dürfen, und damit vereint man gleich zwei Aufträge: den zur Bildung und den zur Bekämpfung des Corona-Virus. Die städtischen Digital-Profis der Abteilung Digit unterstützen die Schüler bei der Arbeit. 220 Bausätze sind bestellt, 20.000 Euro hat die Stadt dafür im Budget. Laut Itrich betragen die Kosten pro Bausatz 50 bis 60 Euro, je nach Stromversorgung.

Computer in einem großen Raum, Bühl setzt auf Kohlendioxyd-Ampel.
Präzise und leicht zu bauen: Kohlendioxyd-Ampel heißt das kleine Gerät. Der Name ist Programm. Die Komfort-Edition gibt es auch um einer Anzeige, im Friedrichsbau liegt der Kohlendioxyd-Anteil bei 184 Partikeln von einer Million. Foto: Jörg Seiler

In Zeiten der Corona-Pandemie dienen die Geräte natürlich der Messung des Kohlendioxidanteils – bei der Pressekonferenz lag er bei entspannten 184 ppm. Erst bei 1.001 ppm würde die Ampel nach derzeitiger Programmierung auf Gelb springen. Doch der Charme dieser Form der Digitalisierung, bei der die Stadt Bühl in weitem Kreis eine Pilotfunktion hat, spielt auf einem anderen Feld. Die Komponenten lassen sich wieder auseinandernehmen – beziehungsweise weiter benutzen. Und so kann aus dem CO2-Messgerät vielleicht im Sommer ein digitales Thermometer für ein Schülerprojekt werden. „Wir bewegen uns als Stadt im Bereich der Sensorik nach vorn“, betont Bürgermeister Wolfgang Jokerst. Denn Bühl ist dabei, ein energiearmes, weitreichendes Netzwerk (LoRaWAN) zu installieren. Das erste Gateway, also die Schnittstelle zwischen Funkübertragung und Server, wurde im April auf dem Rathaus I installiert.

Bühl auf dem Weg zur „smarten City“

Bühl will „smarte Stadt“ werden, hieß es damals, vielleicht sogar mit Sensoren, die melden, wenn Stadtbäume Wasser brauchen oder mit Mülltonnen, die ihren Füllstand bekannt geben. Und an der „smarten Stadt“ dürfen die Schüler andocken. „Die können zum Beispiel Umweltdaten auf Basis des offenen LoRAWAN-Sensornetzwerks sammeln und im Unterricht diskutieren“, erläuterte Itrich und verwies auf die Nachhaltigkeit. Die Technik der Ampeln stammt aus Trier.

Es handelt sich um eine Entwicklung der IoT2-Werkstatt (Internet of Things –also modernes Netzwerk, das intelligente Gegenstände verbindet) des Umwelt-Campus der Uni Birkenfeld der Hochschule Trier und Experten des nationalen Digital-Gipfels. Wenn die weiterführenden Schulen gute Erfahrungen mit der Ampel machen, soll sie auch an die Grundschulen kommen. Parallel dazu werden an der Aloys-Schreiber-Schule aber noch konventionelle Luftreiniger getestet.

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