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„Katzen-Elend“

Bühler Tierschützer schlagen Alarm: immer mehr verwilderte Katzen

Verwilderte Katze werden zunehmend zum Problem. Der Tierschutzverein Bühl berichtet von großen Zahlen. Die Tierschützer haben ein Vorbild für eine Lösung.

Die Falle schnappt zu. Schon lange fordert der Bühler Tierschutzverein eine Kastrationspflicht für Katzen, denn nur sie biete eine Lösung zur Kontrolle der Katzenpopulation.
Die Falle schnappt zu. Schon lange fordert der Bühler Tierschutzverein eine Kastrationspflicht für Katzen, denn nur sie biete eine Lösung zur Kontrolle der Katzenpopulation. Foto: Ursula Klöpfer

Zu spät. Schnapp – die Falle ist zu. Die getigerte Katze ist gesichert. „Geschafft“, seufzen Elke und Markus Kühl, Vorstandsmitglieder beim Tierschutzverein Bühl. „In den vergangenen zehn Tagen haben wir insgesamt 20 verwilderte Katzen eingefangen.“ Die Bühler Tierschützer schlagen Alarm. „Wir haben in den letzten Jahren viel Katzen-Elend gesehen.“

Streunende Katzen sind meist scheu, ausgehungert und abgemagert. Viele von ihnen leiden an Katzenschnupfen.

„Allein diese 20 Katzen stammen aus einem Umkreis von etwa 200 Metern. Wir fangen die Katzen ein, sie werden tierärztlich versorgt und kastriert. Ältere Katzen setzen wir wieder an ihren Ursprungsort zurück. Sie werden sich nie zu einem kuscheligen Stubentiger entwickeln. Sie bleiben wild. Junge Katzen werden natürlich vermittelt“, erzählen die Tierschützer.

Romantische Vorstellung von Streunerkatzen täuscht

Von Streunerkatzen haben viele Menschen eine sehr romantische Vorstellung: den ganzen Tag in der Sonne liegen und gelegentlich eine Maus fangen. Mit der Realität hat dies allerdings wenig zu tun: Da manche Katzenhalter ihre Samtpfoten nicht kastrieren lassen, vermehren sich diese Freigänger immer weiter.

Markus Kühl verdeutlicht das: „Katzen sind bereits mit vier bis fünf Monaten geschlechtsreif. Eine unkastrierte Mutterkatze kann pro Jahr zwei Würfe mit mindestens zwei bis vier Kätzchen großziehen, die wiederum nach sechs bis acht Monaten geschlechtsreif werden.“ So bestehe die Gefahr einer eskalierenden Populationsentwicklung der Straßen- und Wildkatzen.

Daher bittet der Tierschutzverein Bühl die Bevölkerung um Mithilfe. Falls verwilderte Katzen auftauchten, sei es ratsam, sofort mit ihnen Kontakt aufzunehmen.

Auch in Industrieansiedlungen sind streunende Katzen zu finden

Neben den ländlichen Gebieten sind verstärkt auch Industrieansiedlungen betroffen. Der gesamte Landkreis, hat mit verwahrlosten Katzen zu kämpfen. So wurden im vergangenen Jahr mit Unterstützung des Veterinäramts in Rastatt 18 Katzen in einem Industriegebiet tierärztlich versorgt und kastriert. Die Bühler Tierschützer wissen: „Aktuell gibt es im Landkreis ebenfalls einige Hotspots.“

Streunerkatzen in ein Tierheim zu bringen, ist nur in den seltensten Fällen hilfreich. „In der Regel sind die verwilderten Katzen den engen Kontakt mit dem Menschen nicht gewohnt. Für sie bedeutet ein Aufenthalt im Tierheim großen Stress.“

Zudem sind ehemalige Streunerkatzen kaum zu vermitteln, da sie meist nicht mehr an ein enges Zusammenleben mit dem Menschen zu gewöhnen sind. Daher werden die Katzen nach der Kastration wieder in ihrem angestammten Revier freigelassen.

Tierschutzverein hat feste Regeln für Vermittlung

Und wohin werden die jungen Katzen vermittelt? Der Tierschutzverein hat auch hier seine festen Regeln. „Sofern die Tiere ein Alter von etwa acht bis zehn Wochen, in Einzelfällen auch bis zu 14 Wochen haben, werden sie auf Pflegestellen sozialisiert, bis sie an Endplätze abgegeben werden können.“

Oft blockiere allerdings eine späte Sozialisierung die Pflegefamilien über viele Wochen und die Kätzchen erreichten leider nicht immer den gewünschten Zustand einer „Schmusekatze“.

Apropos Pflegestellen. Auch hier herrscht Handlungsbedarf. „Wir haben zwar ehrenamtlich arbeitende Pflegestellen, aber wir können die Tiere ja nicht stapeln“, scherzen die Mitglieder des Tierschutzvereins, obwohl ihnen bei dem anhaltenden Engpass nicht zum Lachen zumute ist.

Tierschützer plädieren für Kastrationspflicht

„Durch unsere Tätigkeit beim Tierschutzverein haben wir zwar schon einiges erreicht und jede Menge Aufklärungsarbeit geleistet, trotzdem wundern wir uns immer wieder, dass immer noch Kätzchen frei geboren werden und dann verwildern“, meinen die Tierschützer genervt. „Ohne eine Kastrationspflicht bekommen wird das Problem wohl nie in den Griff.“

Schon seit Jahren fordern große Tierschutzorganisationen, wie der Deutsche Tierschutzbund eine Kastrations- und Registrierungspflicht für Katzen, um der Überpopulation der Tiere entgegenzuwirken und das Leid heimatloser Katzen einzudämmen.

Denn auch in Deutschland müssen unzählige Katzen ein oft schutzloses und elendiges Leben auf der Straße führen. Schätzungsweise zwei Millionen heimatlose Katzen streifen durch Deutschlands Parks, Parkhäuser, Hinterhöfe und Gartenanlagen.

Auch der Tierschutzverein Bühl ist von der Notwendigkeit einer Kastrationspflicht überzeugt und verweist auf Karlsruhe. Dort habe kürzlich der Gemeinderat entschieden, dass frei laufende Katzen im Stadtgebiet kastriert werden müssen. Das gilt nicht nur für Streuner, sondern für alle Freigänger-Katzen.

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