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80 Kitze gerettet

Mittels Drohne: Bühler Tierschutzverein rettet Rehkitze vor Erntemaschinen

Das bewegungslose Ausharren von Rehkitzen im hohen Gras gehört zu deren Überlebensstrategien. Doch genau dadurch können sie bei Mäharbeiten oft nicht gesehen werden. Der Tierschutzverein Bühl spürt die wehrlosen Tiere mit Drohnen auf.

Im hohen Grün verschwindet der Rehnachwuchs. Erkennt der Landwirt das Tier nicht rechtzeitig, führen die Mähmaschinen zum Tod, grausamen Verletzungen und Verstümmelungen oder es verendet jämmerlich.
Im hohen Grün verschwindet der Rehnachwuchs. Erkennt der Landwirt das Tier nicht rechtzeitig, führen die Mähmaschinen zum Tod, grausamen Verletzungen und Verstümmelungen oder es verendet jämmerlich. Foto: Ursula Klöpfer

Für kleine Rehkitze ist unsere Welt besonders gefährlich. „Wer einmal einem Rehkitz in die Augen geschaut hat, kann verstehen, warum man morgens um fünf Uhr aus den Federn kriecht, um die Bambis vor dem Mähtod zu retten“, betont Elke Kühl vom Tierschutzverein Bühl.

Bereits im dritten Jahr setzt der Tierschutzverein Bühl daher auf Rehkitzsuche via Drohne. Rund 80 Kitze konnten die Tierschützer in den letzten beiden Jahren vor einem grausamen Ende bewahren, obwohl die Suche nicht nur aufwendig, sondern auch teuer ist.

Durch den Einsatz von Wärmebildkameras können die Kitze vor dem Mähen lokalisiert und gesichert werden.
Markus Kühl, Drohnenpilot

Eine Drohne kostet ca. 6.000 Euro. Eine Menge Geld, oder? „Ja, schon“, kann Markus Kühl nicht leugnen und setzt mit einem Lächeln hinzu: Gegen eine Spende wehren wir uns grundsätzlich nicht.“

Rehkitze werden nur mit Einweghandschuhen angefasst

Derzeit ist die Rettung von Rehkitzen wieder in aller Munde. Kein Wunder: Die Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit von den Kitzen, fällt genau mit der Zeit des ersten Grünlandschnitts ab Anfang Mai zusammen. Konflikte sind da vorprogrammiert, denn gegen Großflächenmähwerke haben Wildtiere in der Regel keine Chance.

Markus Kühl selbst, ist einer der ausgebildeten Drohnenpiloten des Tierschutzvereins. Er beschreibt die Kitzsuche folgendermaßen: „Durch den Einsatz von Wärmebildkameras können die Kitze vor dem Mähen lokalisiert und gesichert werden. Die Sicherung zur Vermeidung erfolgt entweder durch Markieren, d.h. Abdecken mit größeren Körben oder je nach Situation auch durch Heraustragen aus der Fläche.“

Natürlich würden die Winzlinge generell nur mit Einweghandschuhen angefasst, um eine Geruchsübertragung von Menschen auf Tier zu vermeiden.

Wärmekameras helfen bei der Suche in der Dunkelheit

Ein guter Draht und Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Jägern und Helfern sei der Schlüssel zum Erfolg. Markus Kühl hat in den zurückliegenden Jahren wertvolle Erfahrung gesammelt. „Generell lässt sich sagen, dass die Landwirte viel offener geworden sind“, freut er sich. „Wir unterstützen nicht nur durch die Planung, Koordination und Durchführung der Rettungsaktionen, sondern stellen auch erfahrene Drohnenpiloten, die über das nötige Knowhow und Equipment verfügen.“

Es sei nicht einfach die Rehkitze unter dem dichten Gras aufzuspüren, da sie über Jahrtausende bewährten Überlebensstrategien der Wildtiere – das bewegungslose Ausharren der Kitze als Schutz gegen Fressfeinde – hier schnell den Tod bringen. Kühl weiß: „Mithilfe Wärmebildkameras kann die Suche nach den kleinen Tieren bereits bei völliger Dunkelheit sehr früh am Morgen starten.“

Tierkadaver können Rinder vergiften

Doch nicht nur das Leben der Rehkitze wird gerettet. Neben ethischen und juristischen Gründen haben Landwirte auch ein wirtschaftliches Interesse an der Vermeidung des Mähtods. Denn von Tierkadavern, die in Futterbestände gelangen, geht ein hohes Gefahrenpotenzial für die Vergiftung von Rindern aus.

Der sogenannte Botulismus wird durch die Aufnahme von Toxinen hervorgerufen, die das Bakterium Clostridium botulinum produziert. Typische Symptome von Botulismus sind am Kopf beginnende Lähmungen sowie starker Speichelfluss. In der Regel verenden Rinder innerhalb weniger Tage.

Um dies zu verhindern und den Rehnachwuchs zu schützen macht sich der Tierschutzverein Bühl stark. Wer will schon ein sterbendes Bambi in den Armen halten? Markus Kühl kann die Folgen eines Mähunfalls für das kleine Kitz genau beschreiben. Es sind furchtbare Eindrücke:

„Erkennt der Landwirt das Rehkitz nicht rechtzeitig, so führen die Mähmaschinen zu grausamen Verletzungen und Verstümmelungen. Der günstigste Fall ist da der Tod. Oft verendet das Tier allerdings erst nach Stunden mehr als jämmerlich.“

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