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Verabschiedung

Bürgermeister Wolfgang Jokerst geht in Bühl mit einem Orden an der Brust in den Ruhestand

Bei der Verabschiedung in den Ruhestand durfte der Bühler Bürgermeister Wolfgang Jokerst nicht nur viele Lobesworte vernehmen. Er erlebte auch eine Überraschung.

Sieben Männer und eine Frau stehen in einer Reihe
Die Südschiene des Landkreises Rastatt verabschiedete Wolfgang Jokerst: von links Hubert Schnurr, Christian Schmid (Iffezheim) Wolfgang Jokerst, Jürgen Pfetzer (Ottersweier), Thomas Lachnicht (Rheinmünster), Erik Ernst (Sinzheim), Kerstin Cee (Hügelsheim) und Christian Greilach (Lichtenau). Foto: Wilfried Lienhard

Bürgermeister Wolfgang Jokerst ist ein sportlicher Mensch. Das legt es nahe, seine Verabschiedung aus dem Amt des Ersten Beigeordneten als einen Staffellauf zu begreifen, bei dem das Staffelholz von Redner zu Redner wandelte.

Eine klassische Staffel war es indes nicht. Die kommt schließlich mit vier Läuferinnen oder Läufern aus. Im Friedrichsbau hätte es locker für zweieinhalb Teams gereicht.

Thematisch bewegten sich die Reden in ganz unterschiedlichen Bahnen. Da war die offizielle Seite, auf der nicht nur Oberbürgermeister Hubert Schnurr Jokerst die Entlassungsurkunde überreichte, sondern auch Feuerwehrkommandant Günter Dußmann dem Bürgermeister die Ehrenmedaille in Silber des Landesfeuerwehrverbands ans Revers heftete.

Ein Feuerwehrfachmann aus Bühl

Jokerst habe sich in seiner Amtszeit zu einem Feuerwehrfachmann entwickelt und sich tief in deren Themen eingearbeitet. Den Ausbau des hauptamtlichen Personals nannte Dußmann dabei eine wichtige Weichenstellung.

Hubert Schnurr blickte als „Startläufer“ zurück auf Themen der vergangenen Jahre, die zu Jokersts Geschäftsbereich zählten: den Modernisierungsschub beim Thema Digitalisierung, die Weiterentwicklung von Schulen, Kitas und Feuerwehr, die Kunstausstellungen, die Städtepartnerschaften. Und natürlich nannte Schnurr die beiden gewaltigen Herausforderungen: die Flüchtlingskrise und die Corona-Pandemie.

Ein Mann in Uniform heftet einem Mann einen Orden ans Anzugrevers
Zum Abschied zeichnete Feuerwehrkommandant Günter Dußmann (links) Wolfgang Jokerst mit der Ehrenmedaille des Landesfeuerwehrverbands aus. Foto: Wilfried Lienhard

Auf einer anderen Bahn stand Anerkennung am Start. Der Ottersweierer Bürgermeister Jürgen Pfetzer sprach im Namen der Kollegen aus dem südlichen Landkreis Rastatt davon, wie tief Jokerst trotz des großen Aufgabengebiets in seinen Themen drin sei. Er sei auch der Wegbereiter des kommunalen Zusammenschlusses gewesen, um die Bühler Tafel zu sichern: „Wir sind alle stolz darauf, was die Tafel leistet.“

Das haben sie nicht nur gut, sondern hervorragend hinbekommen.
Klaus Dürk
Fachbereichsleiter

Klaus Dürk, der Fachbereichsleiter Bildung – Kultur – Generationen, sagte mit Blick auf die Arbeit während Corona-Pandemie und Flüchtlingkrise(n): „Das haben sie nicht nur gut, sondern hervorragend hinbekommen.“ Jokerst habe ein großes Gespür dafür, „was für ein soziales Miteinander in einer Stadt wie Bühl notwendig ist“.

Constanze Velimvassakis, die Geschäftsührende Schulleiterin und Rektorin der Bachschloss-Schule, bekannte ihre Bewunderung dafür, mit wie „viel Bedachtheit und Souveränität“ Jokerst auch in Krisensituationen agiert habe.

Landtagsabgeordneter Hans-Peter Behrens (Grüne) erinnerte sich daran, dass Jokerst ihn einst dazu gebracht habe, für den Kreistag zu kandidieren. Jokerst habe ihn dadurch geprägt, dass er in Diskussionen konsequent an der Sache geblieben sei.

Auch manchen guten Ratschlag erhielt der Beigeordnete mit auf den Weg: „Im Ruhestand muss man nicht mehr tun, was sich rentiert, sondern kann tun, was sich lohnt“, sagte Thomas Kist. Der Personalratsvorsitzende sprach von einer vertrauensvollen Zusammenarbeit auch bei unterschiedlichen Meinungen und mal holprigen Diskussionen.

Bühler Stadträte voll des Lobes für scheidenden Bürgermeister Wolfgang Jokerst

Für den Gemeinderat sprach dessen dienstältestes Mitglied Walter Seifermann. Das war schon deswegen eine gute Wahl, weil Seifermann Jokersts Fraktionsvorsitzender in dessen Zeit als GAL-Stadtrat war. Gewohnt launig sprach er in Anspielung auf Jokersts Vorleben vom „philosophischen Wirt“. Als „Bürgermeister Jogi“ habe er ruhig und souverän gearbeitet.

Lutz Jäckel (FDP) fasste Jokersts Amtszeit als „keine leichte Zeit“ zusammen. Er hätte ihm manchmal „mehr Leichtigkeit gewünscht, aber du bisch und bliebsch en Eisedäler“. Die Ausdauer des einstigen badischen Jugendmeisters Jokerst über die 800 Meter habe er auch im Rathaus bewiesen, konstatierte Karl Ehinger (Freie Liste Bühl). Johannes Moosheimer (FW) würdigte das soziale Engagement, und Pit Hirn (SPD) schloss die Ratsrunde mit einem kurzen Gedicht über den Bürgermeister, der nun pensionieren wolle.

Für die Schlussrunde der von Klaus-Martin Kühn am Klavier begleiteten Feierstunde übernahm Jokerst den Stab. Sie stand im Zeichen des Danks und ganz persönlicher Worte. Er sei froh, mit dem Gemeinderat zusammengearbeitet zu haben: „Wir haben auch mal um eine Entscheidung gerungen. Aber nach der Sitzung konnten wir uns wieder in die Augen sehen.“

Über die Jahre sei er ein Fan der Stadtteile geworden. Er habe ein wenig gebraucht, bis er in der Tiefe verstanden habe, welche Bedeutung dem „Gefühl für die Demokratie“ zukomme, zu dem Ortsvorsteher und Ortschaftsräte mit ihrer Arbeit einen großartigen Beitrag leisteten.

Die Familie gibt mir unendlich viel.
Wolfgang Jokerst
Erster Beigeordneter

Die zwölf Jahre seien wie im Flug vergangen, „weil die Arbeit so spannend war“. Dass er sie habe bewältigen können, dazu habe auch das persönliche Umfeld beigetragen, Freunde, die erdeten, und vor allem: „Die Familie gibt mir unendlich viel.“

Sein Enkel habe sein Herz im Sturm erobert und die Entscheidung, das Amt zu verlassen, leichter gemacht. Er liebe seine beiden Töchter und seine Frau, die nicht nur hinter ihm stehe, sondern auch neben ihm „und wenn es nötig ist, sich auch vor mich stellt. Ich verdanke ihr alles im Leben“.

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