In der Halle des Kompetenzzentrums Bauwirtschaft herrscht emsiges Treiben. Es riecht nach Gips und von verschiedenen Seiten ist das leicht knirschende Geräusch von Traufeln zu hören, mit denen die acht Stuckateure geschmeidig die verschiedenen Spachtelmassen auf ein Objekt aus Gipskartonplatten aufziehen.
„Die Teilnehmer hier sind extrem fokussiert, denn es geht hier um die Aufnahme ins Nationalteam, das dann an weiteren Wettbewerben auf europäischer Ebene und schließlich auch weltweit teilnehmen wird. Wenn Sie so wollen, ist das hier eine Vorbereitung auf die Branchen-Olympiade“, ordnet Frank Hassler vom Ausbildungszentrum der Bauwirtschaft das Auswahlverfahren ein. Die jungen Fachkräfte zeigen in dem eintägigen Wettbewerb, der sich über Stunden hinzieht, praktische Arbeiten an einem Trockenbau-Projekt, das sie zuvor selbst aufbauen.
Zuerst entsteht ein Grundgerüst aus Metallschienen, das mit Gipskartonplatten beplankt wird. Dabei entstehen Wandflächen, Öffnungen und gleichmäßige Bögen. Dann sind die Gipsarbeiten gefragt, die zügig und vor allem in einem zeitlich abgesteckten Rahmen erledigt sein müssen.
Zufrieden ist Ausbildungsleiter Hans Doninger vom Kompetenzzentrum Bühl: „Ich bilde hier seit 14 Jahren aus und ich kann den Beruf des Stuckateurs nur empfehlen, weil die jungen Leute alle Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Die Ausbildung ist solide und gut angesehen. Der Beruf ist sehr, sehr vielseitig und umfasst den kompletten Innen- und Außenbereich“, sagt Doninger. Er verweist auf die große Nachfrage, welche durch die Renovierungs- und Sanierungsarbeiten im Gebäudebestand vorhanden ist.
Die jungen Leute haben alle Chancen auf dem Arbeitsmarkt.Hans Doninger
Ausbildungsleiter
„Die Zukunftsaussichten für die jungen Leute sind hervorragend“, bestätigt Alexander Dänzer-Grassmé vom Bundesverband Ausbau und Fassade. „Das Nationalteam kann man durchaus mit der Elite im Fußball vergleichen. Die Wettbewerbe sind also Ansporn und Anerkennung zugleich. Der Benefit dieses Wettbewerbs ist die Stärkung der Identifikation mit dem Beruf“, beschreibt er den Hintergrund.
„Und was denken Sie, macht es für einen Eindruck, wenn eine junge Fachkraft beim Bauherr auftaucht, mit T-Shirt und Auto mit der Aufschrift Nationalteam?“, fragt er und lacht dabei gewinnend. Die Mitglieder des Nationalteams, die jeweils für zwei Jahre amtieren, dürfen einen VW-T-Roc benutzen, der mit den Nationalfarben ausgestattet ist.
„Wenn ich mir den Gebäudebestand anschaue und den energetischen Sanierungsbedarf, dann können wir nicht genug Stuckateure ausbilden. Was früher als Gipser unterwegs war, kann man mit den heutigen Anforderungen nicht mehr vergleichen. Da geht es um viele unterschiedliche Gewerke und um viel Fachwissen. Wir müssen aufräumen mit den alten Bau-Klischees, denn heute wird das komplette Spektrum von der Wärmedämmung bis hin zum Schallschutz verlangt“, setzt Josef Gruber auseinander. Der Stuckateur- und Trockenbau-Meister aus Franken begleitet den Wettbewerb im Bühler Ausbildungszentrum.
Gute Löhne bereits beim Einstieg
„Der große Trumpf ist in dieser globalisierten Welt doch die Qualifikation. Alle beneiden die deutsche Wirtschaft um das Duale Ausbildungssystem. Und der Weg führt dann auch bei Bedarf weiter über die Hochschule und am Ende steht dann auch noch der Bachelor-Abschluss“, betont Cornelia Rupp-Hafner als Geschäftsführerin des Berufsförderungswerks der Südbadischen Bauwirtschaft in Freiburg.
Die Facharbeiter am Bau seien Garanten für die richtige Umsetzung von Energieeffizienz und damit für Ökologie – nicht nur im Gebäudebestand, sondern vor allem im Neubau. „Das ist enorm wichtig. Und wir müssen deshalb von der ständigen Akademisierung wegkommen. Die jungen Menschen müssen nicht alle Abitur machen und studieren. Wer eine solide Ausbildung macht, der hat eine glänzende und sichere Zukunft“, meint sie. Die Einstiegsgehälter rangierten unter den höchsten bei den Berufsanfängern.