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Tod und Auferstehung

Einbrechender Herbst leitet in Bühl die Gedanken zu Allerheiligen

Pfarrer Martin Drathschmidt verweist auf Tod und Auferstehung. Währenddessen haben die Gärtner im Vorfeld des Feiertags alle Hände voll zu tun.

Zwei Mitarbeiterinnen kümmern sich auf dem Friedhof um den Grabschmuck und die Wege.
Vor Allerheiligen werden die Gräber für die Besucher gerichtet und die gesamte Anlage inspiziert. Foto: Bernhard Margull

Wenn Blätter von den Bäumen fallen und die Temperaturen sinken, dann ist klar, dass der Herbst begonnen hat. Für viele verknüpft sich damit der Gedanke an Allerheiligen. Jährlich werden am 1. November die Geschäfte geschlossen und in den Straßen in Bühl und Umgebung kehrt Ruhe ein. Nur Blumengeschäfte sind geöffnet und versorgen die Kundschaft am Morgen des gesetzlichen Feiertags Allerheiligen.

Der arbeitsfreie Tag wird genutzt, um in der Kirche zu gedenken. Verstorbene Familienmitglieder auf dem Friedhof werden besucht. Und dabei stehen die Gräber im Mittelpunkt. Am 1. November findet deshalb auch in Bühl in der Stadtkirche St. Peter und Paul ein Gottesdienst statt.

Pfarrer Drathschmidt segnet in Bühl die Gräber

Bühls katholischer Pfarrer Martin Drathschmidt erzählt von dem üblichen Tagesablauf an Allerheiligen: „Erst gibt es einen Gottesdienst in der Kirche und anschließend kommt der Friedhof. Dort gehe ich auch mit einzelnen an die Gräber und segne diese mit Weihwasser.“

Anschließend erklärt er, dass der Tag ursprünglich nicht mit dem Tod, sondern mit der Auferstehung an Ostern verbunden gewesen sei. Hinzu kommt, dass die Jahreszeit eine wichtige Rolle spielt: „Gleich am Anfang der Entwicklung ist der Tag in den November gerutscht.“

Das Absterben der Natur am Ende des Jahres habe natürlich etwas mit uns zu tun. „Der Fokus richtet sich auf das, was von unserem Leben bleibt“, erzählt er im Gespräch mit der Redaktion.

Der Mensch spielt eine wichtige Rolle

Für Christen gebe es Heiliggesprochene, die sich an Allerheiligen besonders hervortun: „Die Liebe Gottes scheint hindurch in dem, was sie getan haben“, erklärt er.

Doch auch die Menschen aus dem Alltag spielen eine wichtige Rolle: „Wir wollen auch an die denken, welche nicht speziell heiliggesprochen wurden“, betont Drathschmidt.

Für ihn persönlich habe Allerheiligen eine wichtige Bedeutung: „Wir alle sind zur Heiligkeit berufen, Jesus Christus Liebe weiterzugeben. Allerheiligen kann uns motivieren, unserem Glauben zu entsprechen, und was wir bekommen haben, weiterzugeben“, sagt Bühls Pfarrer.

Ein Grabkreuz auf dem Bühler Friedhof wird von der Sonne beschienen.
Die besinnliche Stimmung regt zu Gedanken über die Verstorbenen und das eigene Leben an. Foto: Bernhard Margull

Später führt Pfarrer Drathschmidt in die Kirche und zeigt Figuren, die an den Säulen im Innenraum zu sehen sind: „Sie sollen zum Ausdruck bringen, dass die Säulen die Kirche tragen. So wird die Architektur mit der Aussage der Kirche verbunden“, erklärt er.

Ebenso verweist der Pfarrer auf ein Kirchenfenster mit den Heiligen Paulus und Petrus: „Die Liebe Gottes scheint hinein und jeder Heilige scheint unterschiedlich. Somit scheint in jedem Menschen göttliche Liebe hindurch“, betont er.

Um seinen verstorbenen Angehörigen jedoch auch außerhalb des Gottesdiensts zu gedenken, kaufen Familienmitglieder Blumen für die Gräber. Stefan Prelisauers gleichnamiges Blumengeschäft in der Rheinstraße in Bühl ist hierfür für viele eine wichtige Anlaufstelle.

Er hat um die Zeit von Allerheiligen eine Menge Arbeit: „Wir leben hier in einer streng katholischen Gegend, deswegen wird um die Zeit einiges vorbereitet“, sagt er. Ebenso gebe es, neben den Stammkunden, auch Menschen, die von außerhalb speziell in seinem Geschäft erscheinen.

Was die Blumenauswahl auf den Gräbern betreffe, lasse sich schon länger eine Änderung der Trends beobachten. Wo es früher meist „typische Friedhof-Blumen“ waren, seien es heute eher „die Blumen, die einem gefallen: Schnittblumen wie Rosen oder auch Chrysanthemen werden bestellt, aber es kommt auch stark auf das Wetter an“, weiß Prelisauer.

Viele Bestellungen gibt es in Bühl vor dem Feiertag

Sein Unternehmen profitiere von dem Bedarf an Allerheiligen. Es gebe sowohl Menschen, die am selben Tag kommen und etwas kaufen wollen, als auch viele Bestellungen im Voraus.

Abholen kann man die Blumen auch an Allerheiligen direkt: „Wir haben für zwei Stunden, zwischen 10 und 12 Uhr, geöffnet. Darüber sind vor allem Auswärtige froh“, erzählt er.

Ein gepflegtes Grab auf dem Bühler Friedhof mit frischer Blumenschale
Beim Grabschmuck gibt es keine Vorschriften, sondern das Arrangement der Pflanzen richtet sich eher nach der Jahreszeit. Foto: Bernhard Margull

Damit die Gräber auch den Rest des Jahres entsprechend aussehen, wird neben den passenden Blumen auch eine sorgfältige Grabpflege benötigt. Um diese kümmert sich unter anderem Peter Kirschenmann aus der gleichnamigen Gärtnerei in Lichtenau.

Seine täglichen Aufgaben bestehen darin, alten Blumenschmuck wegzuräumen, Gräser zu bepflanzen, zu wässern und Unkraut zu entfernen. Vor allem im Herbst gehöre auch das mühselige Wegräumen von Laub dazu.

Speziell zu Allerheiligen konzentriert er sich bei der Pflege des Grabes auf die kalte Jahreszeit: „Der Sommerflor wird abgeräumt und die Winterbepflanzung draufgemacht“, erklärt er. Kirschenmann betont, dass er um diese Jahreszeit besonders viel zu tun hat. Meist werde, je nach Vertrag, an Ostern frisch bepflanzt, dann an Pfingsten und anschließend wieder an Allerheiligen.

Die Grabpflege wird in Bühl oft vergeben

Er selber merke, dass es heutzutage mehr Leute gebe, die auf professionelle Grabpflege zurückgreifen, statt selber viel Zeit zu investieren: „In der heutigen Zeit sind die jungen Leute berufstätig und wollen ihre freie Zeit anders nutzen. Sie wollen nicht ständig gießen“, sagt er.

Eine Mitarbeiterin entfernt Laub auf dem Friedhofsweg mit einem Laubbläser.
Viel zu tun haben die Friedhofsgärtner, wenn sie das anfallende Laub zusammenbringen und tonnenweise in die dafür vorgesehenen Behälter entsorgen. Foto: Bernhard Margull

Zugleich falle Martin Drathschmidt die geringere Anwesenheit von Jüngeren in der Kirche auf. Die Auseinandersetzung mit dem Tod sei an einem solchen Tag nicht zwingend, sagt er. Jedoch beobachtet er, dass das Zusammenkommen an den Gräbern in Bühl an Allerheiligen trotzdem nicht ausbleibe.

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