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Wertschätzung statt Müllentsorgung

Kleidersammelstelle in Bühl über Qualität der Spenden: „Gib dein bestes Hemd, nicht dein letztes“

Den Kleiderschrank entrümpeln und dabei Gutes tun, ist gar nicht so leicht. Denn nicht alles, was noch halbwegs gut aussieht, sollte gespendet werden.

Sortieren gespendete Kleidung mit wertschätzendem Blick auf die Empfänger: Johanna Nöltner, Brunhilde Gartner, Alexandra Unverhau und Notburga Meier.
Sortieren gespendete Kleidung mit wertschätzendem Blick auf die Empfänger: Johanna Nöltner, Brunhilde Gartner, Alexandra Unverhau und Notburga Meier. Foto: Michaela Gabriel

Alexandra Unverhau aus Bühl hat eine Sammelstelle für gebrauchte Kleidung, die für die Nothilfe bei Krieg und Katastrophen in vielen Ländern der Erde benötigt wird. Und sie rät Spendenwilligen: „Gib dein bestes Hemd, nicht dein letztes.“

Kleidung zu spenden sollte keine Müllentsorgung sein, sondern eine Wertschätzung für Menschen in Armut oder auf der Flucht, ist ihre Überzeugung. Jedes gespendete Kleidungsstück und jedes gebrauchte Paar Schuhe zeige den Empfängern in ihrer Not, dass sie nicht vergessen sind. Das sei ihr Beweggrund für das Sortieren und Packen von Kleiderspenden in einem Kellerraum.

Alexandra Unverhau ist in Vimbuch aufgewachsen und lebt seit 2002 mit ihrer Familie in Oberbruch. 22 Jahre arbeitete sie als Ingenieurin bei Bosch, jetzt ist sie selbständig als Referentin für Vorträge und Seminare. Sie hat eine Ausbildung zur Prädikantin und engagiert sich ehrenamtlich in der evangelischen Gemeinde Bühl. Mit dem Sammeln und Sortieren von Hilfsgütern für das Global Aid Network (GAiN) begann sie vor eineinhalb Jahren.

Worauf es beim Kleiderspenden ankommt

Bewegt habe sie dazu das Schicksal der Menschen im völlig überfüllten und durch ein Feuer zerstörten Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. „Die Leute hatten noch nicht einmal Schuhe und der Winter stand bevor.“ Das Wort Moria komme auch in der Bibel vor und bedeute „Gott schaut hin“. Dass Gott die Bedürftigen sehe und liebe, daran glaube sie als Christin. Deshalb wurde „Mit Liebe spenden“ ihr Motto: „Ich denke dabei an die Leute, denen es schlecht geht, und stelle mir vor, wie sie sich freuen, wenn unsere Hilfe bei ihnen ankommt.“

Die Zusammenarbeit mit GAiN habe ihr gezeigt, worauf es beim Spenden von gebrauchten Sachen ankomme. Schuhe dürften keine brüchigen Teile oder kaputte Schnürsenkel haben. Erde an den Sohlen führe zu Problemen beim Zoll. Jedes Kleidungsstück sollte gewaschen sein. „Und wo ein Knopf fehlt: Bitte flicken sie ihn an“, bittet die engagierte Christin: „In einem Flüchtlingslager hat nicht jeder Nadel und Faden.“

Hosen- und Jackentaschen sollten leer sein: „Was wir da finden, ist manchmal schon eklig.“ Und alles, was nur noch kurz nutzbar sei, werde wenig später zu einem Müllproblem im Empfängerland.

Drei Frauen aus dem Dorf helfen der Oberbrucherin beim Sortieren der Spenden nach Sommer- und Winter- und nach Männer-, Frauen- und Kindersachen. Vieles hält ihrer kritischen Prüfung mit dem Leitsatz „Das würde ich auch meiner Nachbarin anbieten“ nicht stand. Dann wird es nicht an die Hilfsorganisation weitergeleitet. „Etwas an Menschen in Not abzugeben, das schon ausgedient hat, wäre lieblos“, sagen sie sich.

Auch der Transport von Hilfsgütern ist teuer

Bis zu 350 Bananenkartons voller intakter, sauberer Kleidung können hinter den Sortiertischen im Kellerraum des Hilfsgüterlagers gestapelt werden. Ein Lkw holt die Kartons in Bühl ab. Er bringt sie ins Zentrallager der Organisation nach Gießen und von dort zu ihren Partnern in Kriegs- und Krisengebieten und in arme Länder wie Armenien, Rumänien oder Lettland.

Ausgeleierte, ausgewaschene, dünne, löchrige oder aus anderen Gründen nicht mehr tragbare Textilien müssen trotzdem nicht in den Müll. Große Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz oder Kolping sammeln sie in ihren Altkleidercontainern und geben sie an Verwerter weiter, damit daraus Putzlappen, Malervlies, Dämmmaterial oder Fußmatten hergestellt werden können.

„Was beim Spenden von Hilfsgütern oft vergessen wird, ist, dass ihr Transport zu den Bedürftigen viel Geld kostet“, erklärt Alexandra Unverhau noch. Eine Transportfahrt mit gespendeten Sachen in die Ukraine verursache laut GAiN Kosten von rund 6.000 Euro. Deshalb seien die Hilfsorganisationen auch auf Geldspenden angewiesen.

Service

Wer gute Kleidungsstücke und Schuhe abgeben möchte, erreicht Alexandra Unverhau zur Terminabsprache unter der Telefonnummer 07223 9518136 (auch WhatsApp).

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