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Kitz-Rettung der Badischen Jäger

Drohnenflüge bewahren Rehkitze vor sicherem Tod

Beim Mähen von Wiesen kommen immer wieder Rehkitze grausam ums Leben. Mit Drohnen können Bambis auf den Flächen aufgespürt und gerettet werden. Kitz-Retter gibt es auch bei den Badischen Jägern Rastatt/Baden-Baden.

Kitz-Retter spüren mit Drohnen Rehkitze auf Wiesen auf, bevor diese gemäht werden. Sven Messmer (von links), Tim Messmer, Martin Stößer, Simon Kunz, Frank Schröder und Freya Leibnitz.
Mit dem Einsatz von Drohnen bewahren die Kitz-Retter Bambis vor dem sichern Tod. Zu den Aktiven zählen Sven Messmer (von links), Tim Messmer, Martin Stößer, Simon Kunz, Frank Schröder und Freya Leibnitz. Foto: Wolfgang Froese

Es ist eine erschreckende Bilanz: Jedes Jahr kommen Schätzungen zufolge bundesweit rund 100.000 Rehkitze bei der Wiesenmahd grausam ums Leben. Bei einer Info-Veranstaltung im Schützenhaus in Gernsbach-Obertsrot machten die Kitz-Retter der Badischen Jäger Rastatt/Baden-Baden auf das Thema aufmerksam. Sie warben dabei um Unterstützung für ihre Arbeit.

Das Drama nimmt im Mai und Juni seinen Lauf, wenn die erste Mahd ansteht. Zeitlich fällt sie nämlich zusammen mit der Hauptsetzzeit für Rehkitze. Die Geiß legt ihren Nachwuchs bevorzugt im hohen Gras ab.

Dort ist er vor Fressfeinden gut geschützt - auch dank des angeborenen Duckreflexes, der das Kitz dazu bringt, sich regungslos an den Boden zu schmiegen. Was gegen Füchse hilft, führt beim Einsatz von Mähwerken aber direkt ins Verderben.

Wie Tim Messmer, einer der Verantwortlichen im Kreisjagdverband, in seiner Präsentation erläuterte, seien die Landwirte zwar gesetzlich verpflichtet, vor Beginn des Mähens geeignete Maßnahmen zum Schutz des Wildes zu ergreifen.

Absuchen mit Menschenketten ist aufwändig

Bisherige Mittel wie das Vergrämen oder das Absuchen durch Menschenketten seien aber entweder wenig wirksam oder sehr aufwändig.

Hier kommt die 2021 ins Leben gerufene Kitz-Rettung der Kreisjägervereinigung Rastatt/Baden-Baden ins Spiel. Sie setzt auf das Abfliegen der Felder per Drohne. Konnten im ersten Einsatzjahr mit einem eingesetzten Team eine Fläche von insgesamt 300 Hektar vorab untersucht und dabei 71 Rehkitze aufgespürt werden.

Fast 300 Jungtiere vor dem sicheren Tod bewahrt

Im Jahr 2022 waren es bei drei Teams bereits 296 Jungtiere, die auf 1.350 Hektar vor dem sicheren Mähtod bewahrt wurden.

Für den Kreisjägermeister Frank Schröder geht es bei dem erfolgreich angelaufenen Projekt um praktizierten Tierschutz. „Unser Engagement kommt aus dem Wollen für das Mitgeschöpf“, begründet er das Handeln der Jägervereinigung.

„Kitz-Rettung mit Herz“ lautet denn auch das Motto der ehrenamtlich tätigen Aktiven. Aktuell gibt es im Kreisgebiet elf Piloten zwischen Anfang 20 und Mitte 30, die 2023 erstmals über vier Drohnen mit Wärmebildkameras verfügen werden. Hinzu kommen rund 75 Helfer.

Team besteht aus einem Piloten, Spotter und Helfern

Ein Team besteht aus dem Piloten, einem Spotter, der am Monitor nach Kitzen Ausschau hält, sowie je nach Flächengröße aus zwei bis fünf Helfern, die die Tiere nach ihrer Entdeckung in Sicherheit bringen.

Für sie alle heißt es während der Saison noch mitten in der Nacht aufzustehen, denn die eigentlichen Einsätze beginnen früh morgens um vier Uhr. Die Suche per Infrarotortung hat naturgemäß den größten Erfolg, solange die Sonne noch nicht hoch am Himmel steht.

Unabdingbare Voraussetzung für die Kitz-Rettung ist die enge Zusammenarbeit mit den haupt- oder auch nebenberuflichen Landwirten, die die Wiesen bewirtschaften. „Zum Glück“, sagt Schröder, „ist das Interesse dort sehr groß.“

Erfolgte im ersten Jahr die Kontaktierung noch individuell mit einem entsprechend hohen Abstimmungsaufwand, existiert inzwischen eine Website, auf die Eigentümer oder Pächter die zu mähenden Flurstücknummern im Vorfeld eintragen können. Auf dieser Grundlage erfolgt die Flugplanung samt detaillierter Berechnung der Routen schon am Vortag.

„Es macht unglaublich Spaß, zumal wir eine tolle Truppe sind“, erzählt Freya Leibnitz, eine der Pilotinnen, über ihre Erfahrungen. Die positiven Erlebnisse sind auch ein Ausgleich für den Schlafmangel, den sie und ihrer Mitstreiter in Kauf nehmen.

„Das schlaucht ganz schön, wenn sich die Einsatztage in Schönwetterperioden ballen,“ stellt sie mit einem Lächeln fest. So wird sie auch in der anstehenden Saison wieder mithelfen, Rehkitze vor dem Mähtod zu retten.

Service

Trotz öffentlicher Förderung sind die Kitz-Retter zur Finanzierung der Drohnen auch auf Spenden angewiesen: Volksbank Bühl, IBAN DE70 6656 2300 0072 2002 09. Wer als Helfer mitmachen möchte, kann sich an die Geschäftsstelle der Badischen Jäger Rastatt/Baden-Baden wenden: info@badischejaeger.de, mobil 0160 1510507. Die Adresse der Website für Landwirte lautet: www.kitzrettungrabad.hub.arcgis.com

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