Noch kreuzen die Autos über die große Parkfläche neben der Autobahn A5. Etliche Kunden bewegen sich auf das flache real-Gebäude am Ortseingang von Vimbuch zu. Seit Jahren haben sich die Menschen in Vimbuch und den anderen umliegenden Orten an diesen Discounter-Standort gewöhnt, selbst die Touristen unweit auf dem Freizeitgelände Adam schätzen den kurzen Weg zum real, weil es dort eben alles gibt: Einen Friseur, ein Bäcker und ein Tabak-Shop mit Post-Point und Zeitschriften bis hin zum Hähnchenbrater. Nicht nur die Kunden sind bei der Umfrage traurig, auch die Shop-Betreiber schauen mit Wehmut auf das kommende Aus im Frühjahr. Die Mitarbeiter wollen und dürfen nichts sagen zu der angekündigten Schließung.
Die Kunden sind die Familie
„Meine Kunden sind meine Familie, etwa 80 Prozent sind ältere Leute. Sie kommen fast täglich, um bei mir zu essen oder Essen mitnehmen. Das ist die eine Seite, das ist mein Geschäft. Aber die Hauptsache sind die Gespräche. Das hier ist etwa Einmaliges und das kann man nicht einfach so aus dem Boden stampfen. Sowas muss wachsen. Die Leute nennen mich hier Mr. Chicken“, schildert Bayaem, wie er sich nennt, seine Erfahrungen.
Der Engländer ist vor gut zehn Jahren nach Deutschland gekommen und spricht zehn Sprachen. „Ich bin rumgekommen und hab viel gesehen. Aber das hier ist für mit besonders. Es ist die Vertrautheit zu den Menschen. Wenn ich hier weggehen muss, dann lasse ich wirklich viel zurück.“
Ein paar Minuten vor der rollbaren Imbiss-Bude bestätigen: „Ich bin fast jede Pause hier und nehme auch was für meine Arbeitskollegen mit. Die Fahrt hier von Bosch hier raus ist mir das wert, denn die Sachen, die Bayaem hier macht sind einfach gut“ sagt der Bosch-Mitarbeiter, der seinen Namen nicht in dem Bericht lesen möchte.
Auch eine Traube an Schülern hat sich bei dem Gespräch hinter mir und dem Bosch-Mann schnell gebildet. Auf die Frage: Und was wollt Ihr hier? „Ganz einfach, seine Curry-Sauce ist einmalig und die gibt es eben nur hier. Da kannst du lange suchen“, sagt ein Schüler, der mit dem Moped aus Bühl hergefahren ist. Der Engländer, der zehn Sprachen spricht wird sich in ein paar Wochen dennoch aufmachen hin zu einem neuen Standort bei einem anderen Discounter, denn er hat schon diverse Angebote. „Aber das wird nie wieder so wie hier werden“, sagt Bayaem und stochert nachdenklich zwischen seinen zischenden roten Würsten.
Auch im Tabak-Shop von Alexander König herrscht reger Betrieb. „Für mich ist schon gegen Ende des Jahres Schluss. Ich habe versucht noch bis Ende März zu verlängern. Aber da hat mein Franchise-Geber nicht mitgemacht. bb
Der Mann im Tabak-Shop zuckt mit den Schultern: „Wie es weitergeht, weiß ich nicht. Für mich ist schon am 16. Dezember Schluss. Bis Ende März kann ich nicht machen, sagt mein Franchise-Geber“, setzt Alexander König auseinander. Was bleibt ist die Frage, wie es generell weiter geht. „Das weiß leider keiner. Und keiner weiß, wer das Areal hier vermietet. Ich bin seit Febraur 2010 hier dabei und mache nicht gerne zu, weil hier die Kundenfrequenz echt gut ist.“ Während König gerne Auskunft gibt, winken andere ab. Beim Friseur, in der Apotheke und bei der Bäckerei möchte man nichts sagen. Selbst der Betriebsrat geht auf Anfrage in die Deckung.
Innenstadt in Bühl keine Alternative zum real-Markt in Vimbuch
„Wir sind aus Kappelwindeck und wir kommen immer für den Großeinkauf einmal pro Woche“, meint Sylvie Doll, die mit ihrer Mutter Gertrud den Einkauf in den Wagen räumt. „Wir kommen mindestens seit zehn Jahren hierher. Vor allem, weil die Parkplätze so gut sind. Bei den anderen Einkaufszentren ist es mir immer zu eng“, winkt sie ab. Jetzt müssten sie wohl doch in die Stadt fahren.
„Für mich muss es Vimbuch sein, weil ich hier mit Blick auf den Kassenzettel immer günstig liege“, sagt Holger Schönle aus Leiberstung. „Wir haben einen Dorfladen, da hole ich Backwaren und die frischen Sachen. Zum real fahre ich für den Wocheneinkauf. Da bin ich schnell und ich finde einen Parkplatz. In die Innenstadt möchte ich nicht fahren, dort herrscht andauern Chaos wegen der Baustellen.“