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Landwirtschaft im Wandel

Aspichhof in Ottersweier: Auch ein Inklusionsbetrieb muss sich anpassen

Landwirtschaftliche Betriebe haben mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das gilt auch für den Aspichhof in Ottersweier, der 34 Menschen mit Handicap Arbeit bietet.

Aspichhof Ottersweier Luft
Inmitten von Grünland und Reben: Der Aspichhof ist als Inklusionsbetrieb ein besonderes landwirtschaftliches Unternehmen. Foto: Bernhard Margull

Der Druck kommt von allen Seiten. Wenn Ewald Glaser auf das vergangene Jahr zurückblickt, sieht der Geschäftsführer des Aspichhofs in Ottersweier eine lange Reihe von Problemen. Und der Blick in die Zukunft macht Optimismus auch nicht einfach. Doch Glaser sieht nicht nur das Negative: „Die Entwicklung zwingt dazu, Dinge zu überdenken und auf den Prüfstand zu stellen.“

Der Aspichhof ist eine Besonderheit in der Region, nicht nur, weil er mit Bäckerei, Konditorei, Molkerei, Metzgerei und Gärtnerei Betriebszweige führt, die es in vielen Orten nicht mehr gibt. „Wir sind der einzige landwirtschaftliche Inklusionsbetrieb in der Region“, stellt Glaser fest.

Die gemeinnützige GmbH, zu deren Gesellschaftern über das Klinikum Mittelbaden der Landkreis Rastatt und die Stadt Baden-Baden gehören, beschäftigt aktuell 34 Menschen mit Behinderung, darunter sind sechs Inklusionskräfte. Die Plätze im Betreuten Wohnen sind seit einigen Wochen wieder alle besetzt, „auch mit jüngeren Leuten“, so Glaser.

Plus im Hofladen deckt Verluste nicht

Aber auch ein solcher Betrieb unterliegt den Gesetzen des Markts. Zwar habe der Hofladen in der Corona-Pandemie Gewinne verzeichnet, die Verluste in der Konditorei und dem angeschlossenen Café in der Hub habe das jedoch nicht ausgleichen können. Dazu seien die „Ausläufer“ der Trockenheit von 2020 gekommen. „Was massiv geschmerzt hat, waren die Spätfröste. Die Reben brachten nur einen halben Herbst, und im Obstbau sah es nicht anders aus.“

Wir haben Kostensteigerungen auf ganzer Linie.
Ewald Glaser Geschäftsführer

Seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine hätten sich die Bedingungen noch einmal geändert: „Wir haben Kostensteigerungen auf ganzer Linie.“ Futter, Energie, Verpackungsmaterial, wenn überhaupt lieferbar: Alles teurer geworden, „die Kosten explodieren“, sagt Betriebsleiter Simon Glaser. Die Ersatzteilbeschaffung läuft schleppend, und das ist noch freundlich formuliert: Auf ein dringend benötigtes Ersatzteil wartet man auf dem Aspichhof schon acht Monate.

Glaser sieht einen beginnenden „Verteilungskampf“ zwischen Energie und Lebensmitteln: „Wenn ein großer Teil des Einkommens benötigt wird, um die Energie zu bezahlen, muss anderswo gespart werden.“ Und das seien oft die Lebensmittel. Er appelliert ein Stück weit an die Solidarität der Verbraucher mit der heimischen Landwirtschaft. Wenn es nicht gelingen sollte, die Kosten über den Preis abzudecken, würden viele Betriebe verschwinden, zumal es wirtschaftlich schon vorher eng gewesen sei.

„Weiter so“ scheidet auf dem Aspichhof in Ottersweier aus

Die Konsequenz für den Hof: „Auch wenn es weh tut, business as usual ist nicht mehr.“ Das Kostenmanagement müsse gestrafft werden, sagt Glaser. Schließlich sei nicht abzuschätzen, wie sich die Dinge entwickeln, und jeder Tag bringe neue Hiobsbotschaften. Vor allem der Energiesektor steht im Blickpunkt.

Der Aspichhof hat beim Bundeswirtschaftsministerium ein Energiekonzept eingereicht. Bei einer Zusage fließen aus dem Programm Energieeffizienz in landwirtschaftlichen Betrieben Fördermittel: Pro eingesparter Tonne CO2 gibt es einen Investitionszuschuss von 900 Euro. Simon Glaser rechnet mit einer Einsparung von bis zu 35 Tonnen.

250.000 Euro für ein Energiekonzept

Mit rund einer Viertelmillion Euro kalkulieren die beiden Glasers für das Projekt. Ein Teil davon ist eine Photovoltaik-Anlage, die 60 Kilowatt produziert.

Der erzeugte Strom wird komplett selbst verwendet. Effektive Kühlzellen und die vollständige Umstellung auf LED sind weitere Bestandteile. Rund drei Viertel der Kosten entfallen auf das Energiekonzept, das restliche Viertel auf die damit verbundene Molkerei.

Sie wird neu gestaltet, was eine Konsequenz der gestiegenen Nachfrage ist: „Das Segment Milch hat sich super entwickelt. Wir sind weiter gewachsen“, sagt Ewald Glaser. Das habe aber auch an Grenzen geführt, weshalb ein neues Raumkonzept entstehe. Im Oktober oder November könne es an die Umsetzung gehen.

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