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„Schau-dich-schlau“-Tour

Radtour mit der Verwaltung: Bürger aus Ottersweier erkunden ihre Umwelt

Was gibt es Neues in Sachen Umwelt? Bürger aus Ottersweier konnten das bei einer Radtour mit Vertretern der Verwaltung vor Ort erkunden.

Menschen sitzen vor einem Tisch, auf dem ein Biber ausgestellt ist.
Biber-Berater Michael Hug stellt den Biber vor und hat ein Exemplar mitgebracht, der trotz seiner beachtlichen Größe eher ein „Halbstarker“, ein Jungtier ist. Foto: Martina Fuß

Es ist eine besondere Art der Bürgerbeteiligung, die seit 2015 in Ottersweier praktiziert wird. Bei der „Schau-dich-schlau“-Tour erfahren die Ottersweierer aus erster Hand, was die Gemeinde plant, wo es besondere Herausforderungen gibt, aber auch wo Chancen liegen. Dieses Jahr standen Artenschutz, Naturschutz, Umweltschutz und Klimaschutz im Fokus der Fahrradtour mit Gemeinderat, Bürgermeister und Verwaltungsmitarbeitern.

Mehr als 60 Radler trafen sich am Freitagnachmittag beim Rathaus. Vor der Abfahrt noch schnell ein Gruppenfoto und schon ging es los, im Pulk, Richtung Specklach-Siedlung zwischen Ottersweier und Unzhurst. Bürgermeister Jürgen Pfetzer freute sich bei seiner Begrüßung über die „Rekordbeteiligung“. Er stellte nur kurz die vier Stationen der Tour vor, bevor er eine gelbe Warnweste überstreifte und sich an die Spitze der Fahrradgruppe setzte.

Photovoltaikanlage auf belastetem Boden in Ottersweier

Der erste Stopp gab den Blick frei, auf ein mit per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) verseuchtes Grundstück, das die Gemeinde für Freiflächen-Photovoltaik nutzen möchte. Eben im Gemeinderat diskutiert, erfuhren nun auch die Bürger, nach welchen Kriterien die Entscheidung für diese Fläche getroffen wurde. Eine Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz sichert eine Mindesteinnahme, in der Nähe gibt es eine Übergabestation, das Grundstück gehört der Gemeinde und der Eingriff in die Landwirtschaft ist gering. Satte 1.690 Kilowatt-Peak werden hier erwartet, das ist doppelt so viel wie bei der Anlage an der A5.

Neueste Informationen hatte Pfetzer zur geplanten Agri-Photovoltaikanlage „Wiedich“, mit der man Neuland betritt. „Das Bundesbaugesetz privilegiert nun Agri-PV“, erklärte er. „Es ist ganz viel Bewegung im Thema, jeden Tag gibt es neue Erkenntnisse.“ Da Agri-PV noch sehr teuer sei, brauche es Förderung von Bund und Land. „Anders sind solche Anlagen nicht auf den Weg zu bringen.“

Freiflächen-PV ist auch in Unzhurst zwischen Sporthalle und Sportplatz geplant. Diese Fläche wird für die vorgesehene Dorfheizung benötigt, ein Nahwärmenetz, das nicht nur Halle, Kindergarten und Schule versorgen kann, sondern auch 120 Wohngebäude. „Das Projekt kommt zum Fliegen, wenn wir eine 75-prozentige Anschlussquote erreichen“, verspricht Pfetzer.

Beim Hochwasserrückhaltebecken Hägenich gab es Informationen zur PFAS-Problematik im Landkreis Rastatt. Joshua Walter von der PFC-Geschäftsstelle berichtete über das Monitoring der 1.800 Hektar Land, die im Kreis als verseucht gelten: „Wir haben die Nahrungsmittel, das Grundwasser und die Trinkwasserversorgung im Blick, das wird alles ständig überwacht“. Auf die Frage nach weitergehenden Maßnahmen erklärte Walter: „Die Situation ist sehr schwierig, einfache Lösungen sind hier nicht in Sicht.“

Bei zwei Grundstücken in der Nähe des Wasserwerks Balzhofen sei der Oberboden abgetragen worden. Dieser soll als zu versiegelndes Baumaterial in den Bühler Bußmatten verwendet werden. So etwas großflächig zu machen, sei aber unbezahlbar. Ottersweier indes gilt als wenig belastet, nachdem alle Verdachts-Flächen untersucht wurden.

Besuch beim Biber in Breithurst

Am Laufbach bei Breithurst präsentierte Biologe Michael Hug einen „hochintelligenten Wasserbauingenieur, der noch dazu die Eigenschaft hat, die Landschaft zu sanieren und zu dynamisieren“. Hug ist Biber-Berater und weiß um die Fähigkeit seiner Schützlinge: „Der Biber ist ein Katalysator der Artenvielfalt, in seiner Wiederansiedlung steckt viel Potenzial. Aber es gibt eben auch Konflikte.“ Diese zu managen, über die streng geschützte Art zu informieren und das Vorkommen zu dokumentieren, sind Hugs Aufgaben. Im Landkreis Rastatt vermutet er derzeit 20 bis 25 Tiere, die vor allem in den Rheinauen leben.

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