Der Streik der französischen Fluglotsen hat nicht nur für Flugreisende in und nach Frankreich Auswirkungen. Zu Ausfällen und Verspätungen kommt es deshalb auch auf Flugrouten, die über den französischen Luftraum in den Süden Europas oder nach Nordafrika führen. Gerade im deutsch-französischen Grenzgebiet ist das deutlich zu spüren.
Vier Ryanair-Maschinen, die am Freitag vom Baden-Airport nach Spanien und Portugal hätten starten sollen, waren nach Angaben von Geschäftsführer Uwe Kotzan bereits vorsorglich gestrichen worden. „Die Flüge fielen aus oder starteten von anderen Flughäfen“, so der Baden-Airpark-Chef auf Nachfrage.
In der Flughalle habe deshalb aber weder Chaos noch gähnende Leere geherrscht. Um den französischen Kollegen auszuhelfen, hat der Regionalflughafen Flüge vom Straßburger Flughafen übernommen. „Das machen wir eigentlich immer“, so Kotzan.
50 Prozent Ausfälle bei Air France
Seit den frühen Morgenstunden des Freitags streiken Fluglotsinnen und Fluglotsen in Frankreich. Sie hatten angekündigt, für 24 Stunden die Arbeit niederzulegen.
Die Generaldirektion für Zivilluftfahrt rief Airlines dazu auf, ihr Angebot auf dem französischen Festland und den Überseegebieten um die Hälfte runterzufahren.
Es ist an der Zeit, dass die EU eingreift und die Überflüge schützt.Neal McMahon, Ryanair-Manager
Air France kündigte an, etwa 55 Prozent der Kurz- und Mittelstreckenflüge am Freitag zu streichen. Auch überregionale große deutsche Flughäfen waren davon betroffen. Einem Sprecher zufolge dürfte etwa jeder zweite Flug von und nach Deutschland am Freitag gestrichen sein. Bei der Langstrecke werde etwa jeder zehnte Flug mit Air France wegfallen.
Kritik kommt von Ryanair-Manager
Der irische Billigflieger Ryanair hatte für Freitag insgesamt 420 Flüge gestrichen. Von der Maßnahme seien 80.000 Passagiere betroffen, teilte die Fluggesellschaft mit.
Der Streik schränke die Überflüge über Frankreich ein und betreffe mehr als die Hälfte der Kurz- und Mittelstreckenflüge von Ryanair.
„Es ist an der Zeit, dass die EU eingreift und die Überflüge schützt, damit die europäischen Passagiere nicht wiederholt von einer winzigen französischen Flugsicherungsgewerkschaft erpresst werden“, forderte Ryanair-Manager Neal McMahon in einer Erklärung.
Weiterer Streik droht für Ende September
Zu dem Streik aufgerufen hatte die Gewerkschaft SNCTA. Nach sechs Monaten Verhandlungen vermisse man konkrete Antworten der Arbeitgeberseite, hieß es. Streitpunkte sind die Sicherung des Nachwuchses sowie die Forderung nach Zahlungen zum Inflationsausgleich.
Laut der Gewerkschaft wird zwischen 2029 und 2035 ein Drittel der Fluglotsinnen und Fluglotsen in Rente gehen. Wegen der langen Ausbildung müsse bereits im kommenden Jahr ein Plan für den Nachwuchs stehen. Die Gewerkschaft hat bereits eine zweite Streikankündigung für den 28. bis 30. September veröffentlicht.