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Bürgermeisterwahl in Rheinmünster

Bürgermeisterkandidat Thomas Lachnicht: „Brauchen Wohnraum in allen Ortsteilen“

Der Countdown zur Bürgermeisterwahl in Rheinmünster läuft. Was sich Thomas Lachnicht für den Fall seiner Wahl zum Nachfolger von Helmut Pautler vorgenommen hat, erläutert er im Interview.

Mann vor Bildschirm
Ideen für Rheinmünster: Thomas Lachnicht sieht eine Reihe von Projekten, die er im Falle seiner Wahl direkt und parallel angehen möchte. Foto: Wilfried Lienhard

Thomas Lachnicht stellt sich am Sonntag, 6. November, zur Wahl des Bürgermeisters von Rheinmünster. Er ist seit 2018 Hauptamtsleiter der Stadt Gernsbach.

Nach dem Public-Management-Studium in Kehl war er ab 2011 zunächst in verschiedenen Funktionen bei der Stadtverwaltung Kuppenheim, zuletzt als Leiter des Fachbereichs Zentrale Dienste.

Seine Vorstellungen für Rheinmünster erläutert Lachnicht im Gespräch mit unserem Redaktionsmitglied Wilfried Lienhard.

Herr Lachnicht, gesetzt den Fall, die Rheinmünsteraner wählen Sie zu ihrem neuen Bürgermeister: Welches Projekt gehen Sie als erstes an?
Lachnicht

Die drängendsten Projekte müssen natürlich parallel angegangen werden. Dazu zähle ich die Linderung der Verkehrsbelastungen, die Handlungsbedarfe bei den Kitas, die Gründung des Arbeitskreises Feuerwehr, und natürlich muss die Hallenbad-Sanierung vorangetrieben werden.

Schwebt Ihnen auch etwas vor, was über die Tagesaktualität hinausgeht?
Lachnicht

Hallenbad und Kindergärten sind Teil der Infrastruktur, und die weist stets auch über den Tag hinaus. Und natürlich wird uns auch die Energiekrise auf allen Ebenen der Gesellschaft noch lange Zeit beschäftigen. Die Frage, die sich stellt: Wie können wir als Gemeinde ein Stück weit unabhängiger werden?

Haben Sie auf diese Frage auch eine Antwort?
Lachnicht

Durch die konsequente energetische Sanierung der gemeindeeigenen Gebäude kann der Verbrauch reduziert werden. Das wird ein Dauerthema sein. Wir müssen überlegen, wie wir unsere Verbräuche gleichzeitig nachhaltig und wirtschaftlich abdecken können, und dabei über sämtliche Varianten nachdenken, um von fossilen Brennstoffen wegzukommen.

Könnten Sie sich vorstellen, dass die Gemeinde als Energieversorger auftritt?
Lachnicht

Das ist zunächst eine Frage der bestehenden Konzessionsverträge. Wenn sie eines Tages auslaufen, ist auch das ein Punkt, über den man offen nachdenken sollte. Ich bin ein Freund davon, Varianten offen zu bedenken und zu bewerten. Jedes Projekt hat zwei Aspekte: Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit. Durch die gestiegenen Strompreise würden sich Solaranlagen beispielsweise deutlich schneller amortisieren als zuvor.

Rheinmünster ist ein Kind der Gemeindereform und zählt vier selbstbewusste und auch unterschiedliche Ortsteile. Wie wollen Sie die jeweiligen Interessen in Ihre Arbeit integrieren?
Lachnicht

Mir liegt an einem gedeihlichen Miteinander. Wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir doch mehr erreichen. Dazu kommt: Kommunalpolitik ist Sachpolitik, keine Parteipolitik. Ich lege großen Wert auf sachliche Diskussionen und ein überparteiliches Auftreten.

Was schwebt Ihnen für die Ortschaften vor?
Lachnicht

Sie sollen sich alle gut weiterentwickeln können. Dafür stehe ich ein, das ist ein ganz wichtiger Baustein in meinem Programm. Natürlich wird nicht jeder Wunsch erfüllbar sein. Wichtig ist, dass wir ausgewogen agieren, fair zueinander sind, alle gleichbehandeln und Entscheidungen auch erklären.

In Schwarzach hat sich der Ortschaftsrat aufgelöst. Wie denken Sie über weitere solcher Schritte?
Lachnicht

Das kommt nur dann infrage, wenn es die Ortschaft wünscht, wenn der Wunsch aus der Ortschaft kommt.

Ein großes Thema ist das Hallenbad in Greffern. Sehen Sie eine Chance, dass – trotz drastisch steigender Energiepreise – das Hallenbad im ländlichen Raum eine Zukunft hat?
Lachnicht

Ich werde alles dafür tun, dass das Hallenbad eine Zukunft hat. Ganz viele wünschen sich den Erhalt des Hallenbads, und ich wünsche mir das auch. Angesichts der steigenden Energiepreise müssen wir eine nachhaltige und wirtschaftliche Wärmequelle finden, damit das Bad langfristig finanzierbar bleibt. Auf Gas möchte sich bei der exorbitanten Preissteigerung niemand verlassen. Interessant könnte vielleicht auch eine gemeinsame Wärmegewinnung mit Industrieunternehmen sein.

Welche Wärmequelle es auch sein wird: Das Hallenbad bleibt ein Kostenfaktor und wird auch künftig keine Selbstverständlichkeit sein.
Lachnicht

Das ist richtig. Bei solchen Projekten sind stets auch die Folgekosten mitzudenken. Ganz unabhängig vom Hallenbad: Wir brauchen eine solide und umsichtige Finanzplanung, damit wir auch den nachfolgenden Generationen noch Handlungsspielräume geben und auch in Zukunft notwendige Investitionen möglich sein werden.

Das setzt auch eine intakte Wirtschaft voraus. Welche Weichen wollen Sie für den Wirtschaftsstandort stellen?
Lachnicht

Ich würde alle Unternehmerinnen und Unternehmer innerhalb der ersten sechs Monate zu einem Unternehmerforum einladen, bei dem gemeinsam die Wirtschaftsagenda für die kommenden acht Jahre definiert wird. Wirtschaftsförderung ist eine Investition in unsere Zukunftsfähigkeit. In meinem Wahlkampf habe ich viele Betriebe besucht. Auch als Bürgermeister wäre ich der erste Ansprechpartner für die Unternehmen, würde sie in Kontakt mit übergeordneten Behörden tatkräftig unterstützen und einen regelmäßigen Austausch pflegen. Meine Firmenbesuche, die ich im Wahlkampf gemacht habe, würde ich fortsetzen. Außerdem wäre mir eine enge und starke Zusammenarbeit mit dem Gewerbeverein Rheinmünster sowie der Wirtschaftsregion Mittelbaden wichtig. Aus meinen Unternehmensbesuchen weiß ich, dass auch für Beschäftigte in den Betrieben Wohnraum fehlt. In Zeiten des Fachkräftemangels ist es ohnehin schwierig, Personal zu gewinnen. Ich würde als Bürgermeister für mehr Wohnraum in Rheinmünster sorgen.

Wo soll der entstehen?
Lachnicht

Wir brauchen Wohnraum in allen Ortsteilen. Das war, mit unterschiedlichen Akzenten, immer ein großes Thema bei Haustürbesuchen. In Greffern hörte ich immer wieder, dass viele Bauplätze nicht zur Verfügung stehen. Gerade bei der Nutzbarmachung der innerörtlichen Potentiale, auch bei leerstehenden Häusern, braucht es sehr viele Gespräche, dem will ich mich stellen. In Schwarzach ist ein Wohngebiet wegen der PFC-Belastung gescheitert, in Stollhofen suchen junge Familien vergeblich, und in Söllingen stockt die Entwicklung des Baugebiets. Sie sehen: Es müsste überall etwas passieren. Es muss auch nicht immer gleich ein Riesenbaugebiet sein. Wohnraum ist ein ganz zentrales Thema, für junge Familien, aber auch im Alter. Bei meinem Bürgerforum kam auch der Wunsch nach einer Senioren-WG auf. Ich bringe Erfahrung mit, habe planungsrechtlich Neubaugebiete gemacht, kenne das Thema von Bebauungsplänen, Artenschutzmaßnamen oder auch Baulandvermarktung.

Durch die Flüchtlingsunterbringung ist der Bedarf zusätzlich gestiegen. Sie verschärft ein schon vorhandenes Problem.
Lachnicht

Und warum?

Sagen Sie es mir.
Lachnicht

Weil der Wohnraum so ein knappes Gut ist. Wenn wir mehr Wohnraum hätten, gäbe es keine Knappheit. Wir müssen so viel Wohnraum schaffen, wie es geht. Wenn wir Wohnraum schaffen, können wir mehrere Probleme lösen. Wir brauchen schlicht und ergreifend mehr Wohnraum.

Bauplätze für junge Familien heißt in der Folge auch eine steigende Nachfrage nach Kinderbetreuung. Wie wollen Sie diese befriedigen?
Lachnicht

Eine moderne und zukunftsfähige Infrastruktur ist elementar für eine Gemeinde. Sie entscheidet darüber, ob sich Familien ansiedeln oder ihr den Rücken kehren. Die Kindertagesstätten in Rheinmünster sind sehr stark ausgelastet. Ein weiterer Ausbau des Platzangebotes ist nötig. Ich werde als Bürgermeister sicherstellen, dass jeder Familie ein Betreuungsplatz angeboten werden kann.

Wie weit lehnen Sie sich da aus dem Fenster?
Lachnicht

Natürlich lehne ich mich aus dem Fenster, aber ich habe bewiesen, dass ich es kann. Schon zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn war ich für Kitas zuständig und bin es auch heute wieder. Ich weiß, wie man Kitas baut, erweitert und betreibt. Seit ich in Gernsbach verantwortlich bin, wurden dort 140 Kitaplätze geschaffen und über 5,6 Millionen Euro investiert. Die Kita ist eine Pflichtaufgabe, aber ich bin auch persönlich überzeugt: Jede Familie, die einen Platz braucht, sucht oder möchte, sollte einen bekommen. Das ist eine Aufgabe, die ich gerne angehe.

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