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Neujahrsempfang

Rheinmünster feiert Jubiläum: Gemeinde wird 50 Jahre alt

Die Geburt der Gemeinde Rheinmünster war schwierig. 50 Jahre später sieht nicht nur Innenminister Strobl die Entscheidung als Glücksfall an.

Drei Männer und eine Frau schneiden eine als 50 geformte Neujahrsbrezel an.
Die traditionelle Neujahrsbrezel hatte in Rheinmünster zum Jubiläum die Form einer 50. Thomas Lachnicht, Thomas Strobl, Regierungspräsidentin Sylvia Felder und Christian Dusch schnitten das Backwerk an. Foto: Wilfried Lienhard

50 Jahre Rheinmünster: Da mag es paradox klingen, dass der Neujahrsempfang in der Söllinger Rheingoldhalle ein Abend der Premieren war. Bürgermeister Thomas Lachnicht (CDU), noch nicht ganz ein Jahr im Amt, hielt seine erste Neujahrsansprache, für den stellvertretenden Ministerpräsidenten und Innenminister Thomas Strobl (CDU) war es ein erstes Mal beim Rheinmünsteraner Neujahrsempfang.

Dass er sich zum Abschluss ins Goldene Buch eintrug, rundete den Premierenreigen gleich doppelt ab: Strobl setzte als erster seinen Namenszug in das eigens zum Gemeindejubiläum angeschaffte erste Goldene Buch.

Die Redner des Abends, neben Lachnicht und Strobl auch der Rastatter Landrat Christian Dusch (CDU), blickten sowohl auf die Entstehung der Reformgemeinde als auch auf deren weitere Entwicklung. Am 1. Oktober 1974 trat die aus den bis dahin selbstständigen Gemeinden Greffern, Schwarzach, Söllingen und Stollhofen gebildete Gemeinde Rheinmünster in die Geschichte ein.

Rheinmünster benötigte eine schwere Geburt

Alle drei sprachen von einer schweren Geburt. Dass die Unterzeichnung der Verträge am 11. Mai 1974 in der Sporthalle Greffern wegen einer Bombendrohung erst verspätet beginnen konnte, mag die große Brisanz jener Tage belegen: „Es war keine Stunde des Triumphs und des Jubels“, konstatierte Lachnicht.

Auf der einen Seite habe es eine große Verbundenheit mit der jeweils eigenen Gemeinde gegeben, die Selbstständigkeit aufzugeben, sei schwierig gewesen. Auf der anderen Seite habe die „rationale Erkenntnis“ gestanden, „die Überzeugung, dass diese Entscheidung langfristig, die klügere ist“. Am Ende sei es wohl eher eine Vernunft-Ehe, denn eine Liebesheirat gewesen.

Thomas Strobl stellte die Entstehung der Gemeinde in den Zusammenhang der „gewaltigen Kommunalreform“, während der die Zahl der Landkreise „einfach mal so halbiert“ worden und die Zahl der selbstständigen Gemeinden von rund 3.400 auf 1.101 gesunken sei.

Der Minister garnierte seine Ausführungen mit launigen Bemerkungen. So hätten damalige CDU-Abgeordnete in der Landtagskantine schon mal gerufen: „Iss und trink, solang’ dir’s schmeckt, schon wieder ist ein Kreis verreckt.“

Ohne Druck von oben ging es in Rheinmünster nicht

Ein Mann hält ein Buch in die Kamera, ein anderer steht hinter ihm.
Innenminister Thomas Strobl (rechts) präsentiert mit Bürgermeister Thomas Lachnicht seinen Eintrag ins Goldene Buch. Foto: Wilfried Lienhard

Beim Werden Rheinmünsters habe es Druck von oben benötigt. Strobl sah aber die Eigenheiten der Teilorte erhalten geblieben. Damit sei Rheinmünster ein gutes Beispiel für Baden-Württemberg. Die Menschen hier pflegten Eigenheiten und Traditionen, was eine große kulturelle Vielfalt ermögliche. Dies sei vielleicht ein Teil der Erfolgsgeschichte des Südwestens, sagte Strobl.

Für Christian Dusch war die Entstehung von Rheinmünster das vielleicht schwierigste Kapitel der Kommunalreform im neuen Landkreis Rastatt. Dass es schließlich doch gelungen sei, sei aus heutiger Sicht einem Wunder gleichgekommen.

Seit 1971 seien immer neue Ideen diskutiert worden. Moos habe unters Schwarzacher Dach gestrebt, Schwarzach neben Stollhofen auch Leiberstung im Boot haben wollen. Dann flirtete Schwarzach heftig mit Bühl, und beide Gemeinderäte beschlossen die Eingemeindung zum 1. Januar 1973. Das Regierungspräsidium untersagte das.

Ein Machtwort aus Karlsruhe

Am Ende habe das Regierungspräsidium Karlsruhe ein Machtwort gesprochen, „dass nichts anderes als ein Zusammenschluss der vier Gemeinden genehmigt würde“.

Diese langen Kämpfe hätten Wunden hinterlassen. Auch der Militärflughafen habe eine nachhaltige Entwicklung zunächst eingeschränkt. „Nach dem Abzug der Kanadier begann Rheinmünster aufzublühen“, sagte Dusch. Nicht zuletzt dank des Zivilflughafens samt Gewerbegebiet und des Chemieparks Rheinmünster habe die Gemeinde „stets in die Infrastruktur der Ortsteile investieren können“.

Dabei sei die Gemeinde in ihrem Kernhaushalt schuldenfrei geblieben. Für Dusch steht fest: „Diese Erfolgsgeschichte wäre mit den vier einzeln für sich kämpfenden Gemeinden niemals denkbar gewesen.“

Innenminister sieht Rheinmünster gut aufgestellt

Auch Thomas Strobl würdigte die Entwicklung der Gemeinde. Die Zukunft bringe Herausforderungen, für die der Minister Rheinmünster gut aufgestellt sieht.

Gerade beim Thema „ganz schnelles Internet“ sei das „tippi-toppi“. Dies sei von sehr großer Bedeutung: „Die Zukunft liegt in der Gigabit-Welt, und sie wird schneller kommen, als man denkt.“ Entscheidend bleibe aber auch der gesellschaftliche Zusammenhalt, „und der funktioniert in Rheinmünster offenbar“.

Ein Mann dirigiert eine Musikkapelle.
Für den Neujahrsempfang taten sich die Musikkapellen aus Schwarzach und Stollhofen unter der Leitung von Michael Fuder zusammen. Foto: Wilfried Lienhard

Den Zusammenhalt hatte zuvor Thomas Lachnicht beschworen. Im Wahlkampf habe er gehört: „Wir wünschen uns, dass es gelingt, die Ortschaften näher zusammenzubringen.“ Wie aber könne Zusammenhalt gelingen? Er bedeute nicht, „dass wir immer einer Meinung sein müssen, sondern er entsteht, wenn wir einander zuhören, verstehen und respektieren“.

Bürgermeister hofft auf weiteres Zusammenwachsen

Der Zusammenhalt werde in Rheinmünster tagtäglich von vielen Menschen auf unterschiedlichen Ebenen gelebt. Das führe dazu, „dass die Menschen das Gemeinwesen als intakt und solidarisch empfinden“, und trage dazu bei, „eine Gemeinde lebenswert und zukunftsfähig zu machen. Selbstverständlich sei das nicht, es würden Kompromisse und „manchmal auch schmerzhafte Entscheidungen notwendig“.

Lachnicht wünsche sich, dass „Rheinmünster weiter zusammenwächst, weil es zusammengehört. Das wäre doch wirklich erstrebenswert, denn eine Gemeinde ist nur stark, wenn sie zusammenhält.“

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