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"Kulturdenkmal mit Bedeutung"

Schloss Bühlerhöhe in der Krise: Warum verlaufen Kaufangebote immer im Sand?

Krisen gehören zum Schloss Bühlerhöhe. In der Vergangenheit hat der Bau einige von ihnen überstehen müssen. Die größte Krise begann 2010. Seitdem steht das Hotel leer.

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Das Schloss Bühlerhöhe musste bereits einige Krisen verkraften. Foto: N/A

Nach dem „Aus“ für das Offiziersgenesungsheim überstand das Schloss die erste Bedrohung 1921 durch die Umwandlung in ein Kurhaus, das schließlich der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer in den 1950er Jahren zu seinem Feriendomizil wählte und damit berühmt machte. In den frühen 1980-er Jahren hatte die Schwarzwaldhochstraße ihre Anziehungskraft längst verloren. Der Sanierungsstau auf der Bühlerhöhe war gewaltig.

Lothar Späth schaltete Max Grundig ein

Durch die Vermittlung des damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth rettete der Industrielle Max Grundig Bühlerhöhe und ließ es in den Jahren 1986 bis 1988 nach Plänen des Stuttgarter Büro Weidleplan aufwendig sanieren und erweiterten. Nach dem Tod Grundigs verkaufte die Max-Grundig-Stiftung das Schlosshotel (gemeinsam mi dem benachbarten Hotel Plättig) 1998 an den SAP-Gründer Dietmar Hopp.

Bühlerhöhe erlebte unter Grundig und Hopp mit zahlreichen prominenten Gästen eine neue Glanzzeit. Es wurde wieder Treffpunkt der Prominenten aus Politik und Showgeschäft. Nelson Mandela, Bill Clinton und Boris Becker gehörten zu den Gästen.

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Wie vor einem Jahrhundert: Der Salon van Dyck gehört zur Originalsubstanz. Foto: Ulrich Coenen

Die Katastrophe begann 2010, als Hopp das Interesse an dem denkmalgeschützten Gebäude verlor und es an eine Investorengruppe um den ukrainischen Oligarchen Igor Bakai veräußerte. Das Hotel wurde geschlossen.

Mehrere Architekten, unter anderem der britische Star-Architekt David Chipperfield, wurden mit beeindruckenden Erweiterungen beauftragt. Daraus wurde aber offensichtlich aus Geldmangel nichts. Die von Bakai gegründete Anna Maria Vermögensverwaltung GmbH ging im Sommer 2013 mit großem Theaterdonner in Insolvenz.

Im Dezember 2013 kauften kasachische Investoren Bühlerhöhe. Sie gründeten dafür die Bühlerhöhe Castle Invest GmbH. Die neuen Schlossherren besitzen in Baden-Baden mehrere Villen, unter anderem die Villa Stroh. Außerdem lassen sie mit großem Aufwand das ruinöse Schloss Seelach wieder aufbauen.

Investoren auf Tauchstation

In den ersten Jahren zeigten sich die neuen Investoren sehr offen und ermöglichten den früheren Mitarbeitern 2016 sogar ein Ehemaligentreffen sowie den BNN und der Stadt Bühl im Rahmen der trinationalen Architekturtage Führungen im Schlosshotel. Inzwischen sind die Kasachen auf Tauchstation. Trotz mehrfacher Anfrage der Redaktion zu den aktuellen Plänen per Telefon und Email gab es keine Reaktion.

Ich hoffe, dass endlich mal Bewegung in die Sache kommt
Hubert Schnurr, Oberbürgermeister in Bühl

Bühls Oberbürgermeister Hubert Schnurr ist entnervt. „Ich hoffe, dass endlich mal Bewegung in die Sache kommt“, erklärt er gegenüber dieser Zeitung. „Es gibt immer wieder Kaufinteressenten für Bühlerhöhe, die sich bei uns melden. Wir vermitteln diese Anfrage an die Eigentümer. Aber das verläuft regelmäßig im Sande.“ Schnurr sind keine Sanierungspläne der Eigentümer bekannt.

Beim letzten Besuch der Stadt in ihrer Funktion als Untere Denkmalschutzbehörde im September habe man eine Störung der Brandschutzanlage festgestellt. „Die haben die Eigentümer umgehend in Ordnung gebracht“, berichtet Schnurr. „Das zeigt, dass sie sich um den Substanzerhalt kümmern.“

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Die Bergseite der Bühlerhöhe ist nach Motiven des Burgen- und Festungsbaus gestaltet. Das Foto zeigt den Innenhof. Foto: Ulrich Coenen

Bühlerhöhe ist nach den Buchstaben des baden-württembergischen Denkmalschutzgesetz kein „normales“ Denkmal, sondern ein „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“. In diese Kategorie werden nur Gebäude von überregionaler oder nationaler Bedeutung eingeordnet.

Deshalb beobachtet auch das Landesamt für Denkmalpflege genau, was sich auf der Bühlerhöhe tut. „Das Schlosshotel Bühlerhöhe war zum Zeitpunkt der Begehung durch das Landesdenkmalamt in einem sehr guten und gepflegten Zustand“, stellt Pressesprecherin Stefanie Paprotka fest. Von Plänen für eine Sanierung oder Verkaufsabsichten weiß man aber nichts.

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