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Einsatz im Ehrenamt

Seit 45 Jahren: Bühler Keniahilfe verbessert mit Kleinprojekten Leben nachhaltig

Die Keniahilfe, die Hans-Jörg Willig vor 45 Jahren ins Leben gerufen hat, ist heute als Eine-Welt-Verein Keniahilfe Bühl nach wie vor aktiv. Mit Geldmitteln werden viele Kleinprojekte gefördert, die die Lebensbedingungen vor allem für Mädchen verbessern.

Die jungen Frauen erlernen in der von der Keniahilfe aufgebauten Berufsschule das Bäcker-Handwerk.
Die jungen Frauen erlernen in der von der Keniahilfe aufgebauten Berufsschule das Bäcker-Handwerk. Foto: Hans-Jörg Willig

Hans-Jörg Willig erinnert sich noch genau an die Eindrücke und Erkenntnisse, die er bei seiner ersten Kenia-Reise gewinnen durfte. „Es war eine heftige Begegnung, die mich sehr beeinflusst hat“, sagt er heute, Jahrzehnte später. Damals nahm er als Expeditionsreisender an einem Forschungsprojekt der Universität Karlsruhe teil und war fortan gefangen von dem Wunsch zu helfen. Nach weiteren Reisen in den Norden Kenias begann er Geld für Hilfsprojekte zu sammeln. 1978 schließlich gründet er die „Keniahilfe Bühl“.

Vor einem halben Jahrhundert in Kenia zu reisen bedeutete, in den christlichen Missionen Station zu machen. Den Missionaren sei er damals mit Vorurteilen begegnet. Er sah deren Arbeit kritisch. „Vor Ort habe ich dann aber große Persönlichkeiten kennengelernt, die aus purer Nächstenliebe Hilfe leisteten und dabei eine tolle Arbeit vollbrachten. Sie waren nicht nur als Pfarrer tätig, sondern packten tatkräftig mit an“, sagt Willig voller Respekt. „Ich lernte die Missionare als Anwälte der Nomaden kennen. Das hat mich zutiefst beeindruckt und mich motiviert, selbst etwas zu tun, um die dortige Not zu lindern.“

Neben der medizinischen Versorgung, der Trinkwassersicherung und der Hilfe gegen Hunger war dem Lehrer klar, dass der Schlüssel zu einem besseren Leben in der Bildung liegt. Diese wiederum scheiterte sowohl an der fehlenden Infrastruktur als auch am Schulgeld, das die Familien für den Schulbesuch bezahlen müssen. Also wurde Geld gesammelt und schon Anfang der 80er Jahre mit Unterstützung der Carl-Netter Realschule eine Grundschule gebaut.

Bei großen Weihnachtsbazaren hatten die Schülerinnen und Schüler vier Jahre lang jeweils 5.000 Euro gesammelt. „Damit konnten wir jedes Jahr zusammen mit der Dorfgemeinschaft zwei Klassenzimmer bauen, bis wir eine komplette Primary School für 600 Schüler hatten“, sagt Hans-Jörg Willig und freut sich noch heute noch über diese Unterstützung.

Die Gewerbeschule Bühl sammelte Geld für den Bau einer Mutter-Kind-Klinik mit angegliederter Krankenpflegeschule und für eine Mädchen-Berufsschule. Auch die Bachschloss-Schule und das Albert-Schweitzer-Gymnasium in Gernsbach engagierten sich für verschiedene Projekte und Schulpatenschaften.

Alljährlich werden 20.000 bis 30.000 Euro nach Kenia gespendet

Der 100 Mitglieder-starke Verein Keniahilfe ist heute, 45 Jahre nach der Gründung, so rührig wie eh und je. Alljährlich werden zwischen 20.000 und 30.000 Euro nach Kenia gespendet. Unter dem Eindruck der anhaltenden Dürre in den vergangenen Jahren kann oft das Schulgeld nicht bezahlt werden. Also werden jährlich mehrere Kinder mit Schulgeld unterstützt, die Schulspeisung gesichert und eine Mädchenschule mit Mobiliar ausgestattet.

Jede Mark, die in Bildung investiert wird, ist gut investiert.
Simon Westermann
Stiftung Sankt Joseph

Über die Jahre rückte die Förderung von Mädchen immer mehr in den Fokus, da sie in der strengen Ordnung eines Nomadenstammes einen geringen Stellenwert einnehmen. Sie werden traditionell beschnitten, zwangsverheiratet und in jedweder Form ausgebeutet. „Da gibt es schwere Schicksale“, weiß Hans-Jörg Willig und setzt darauf, dass eine fundierte Ausbildung den jungen Frauen eine höhere gesellschaftliche Stellung ermöglicht.

Derzeit werden mit finanzieller Unterstützung des Vereins eine Mädchenschule weiter ausgebaut und eine neue Berufsschule eingerichtet. Willig sieht in der beruflichen Bildung auch ein Mittel, die Migration zu verringern.

Nach wie vor leisten verschiedene Schulen aus der Region finanzielle Unterstützung. Daneben gibt es immer wieder auch großzügige Einzelspenden. So gehört die Förderung der beruflichen Ausbildung in den Entwicklungsländern zum explizit genannten Zweck der Stiftung Sankt Joseph Karlsruhe. Deren Stiftungsgründer ist Karl Westermann, der einst ein Bauunternehmen in Karlsruhe führte. „Jede Mark, die in Bildung investiert wird, ist gut investiert“, erinnert sich Simon Westermann an die Worte des Großvaters. Der heutige Vorsitzende der Familienstiftung ist in Waldmatt geboren und engagiert sich im Neusatzer Ortschaftsrat.

Der Effekt ist riesengroß, wenn man über Jahrzehnte dranbleibt.
Hans-Jörg Willig
Keniahilfe Bühl

Seit zwölf Jahren spendet die Stiftung immer wieder eine größere Summe für die Keniahilfe. Zuletzt unterstützte sie den Bau der neuen Berufsschule mit 2.000 Euro. „Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Willig. „Der Effekt ist riesengroß, wenn man über Jahrzehnte dranbleibt. Wir können mit solchen Kleinprojekten das Leben und die Gesellschaft nachhaltig verbessern.“

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