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Hausberg der Gemeinde

Sinzheimer Gemeinderat bezieht Stellung: Auf dem Fremersberg sollen keine Windräder entstehen

Die Gemeinde Sinzheim legt konkrete Gutachten für mögliche Windkraftstandorte vor. Der Fremersberg ist in dieser Aufstellung ausgeschlossen. Diese Entscheidung erfolgte nicht ohne Gegenstimmen.

Der Fremersberg und das umliegende Waldgebiet ist ein Identifikationsmerkmal der Sinzheimer Bürger.
Der Fremersberg und das umliegende Waldgebiet ist ein Identifikationsmerkmal der Sinzheimer Bürger. Foto: Christina Nickweiler

Der Unesco-Welterbetitel der Stadt Baden-Baden „The Great Spa“ hat entscheidenden Einfluss auf das Urteil, an welchen Standorten auf Sinzheimer Gemarkung Windkrafträder gebaut werden sollen.

Das Sinzheimer Wahrzeichen, der Fremersberg, soll unter anderem wegen seiner „hohen Auswirkungen auf die Welterbestätte und die vielfältigen darin enthaltenen Denkmale“ als möglicher Standort rausfallen.

Fremersberg wird in Stellungnahme vom Sinzheimer Gemeinderat ausgeschlossen

So jedenfalls lautet die Stellungnahme der Gemeinde an den Regionalverband Mittlerer Oberrhein. Mit den Nein-Stimmen der Grünen folgte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung dem Vorschlag der Gemeinde, künftig das Gebiet Hohberg/ Bußweingarten für Windkrafträder ins Auge zu fassen und den Fremersberg zu verschonen.

Die Gemeinde stützt sich mit ihrem Verdikt dabei auf die Ergebnisse eines Fachbüros für Regional- und Raumplanung. Lukas Herbrich vom Bauordnungsamt gab die Argumente des Fachbüros wieder. Der gravierendste Ablehnungsgrund der Gutachter lautete „zahlreiche Sichtbezüge zu Kulturdenkmälern“. Eine Windkraftanlage konfligiere erheblich mit denkmalschutzrechtlichen Kriterien und schädige den dortigen Klimaschutzwald.

Der Fremersberg hat als Hausberg der Gemeinde Sinzheim und Baden-Baden eine ortsbildprägende Funktion
Lukas Herbrich
Bauordnungsamt

Weiter konstatierte das Planungsbüro mit dem Bau von Windkrafträdern auf dem Fremersberg „sehr erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter Menschen, Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt, Boden, Klima und Luft sowie insbesondere Kulturgüter und Landschaft“.

Das Gebiet um den Fremersberg stelle einen Erholungsort für die Bürger dar und sei ein touristisches Ausflugsziel. „Der Fremersberg hat als Hausberg der Gemeinde Sinzheim und Baden-Baden eine ortsbildprägende Funktion“, sagte Herbrich. Außerdem würden sich ganz in der Nähe ruhige Wohnanlagen befinden. Alle diese Konflikte führen laut Herbrich zu dem Schluss, dieses Gebiet als Standort für Windräder zu streichen.

Ebenso ist das für Windkrafträder ausgesuchte Gebiet Waldeneck aus den Planungen herausgefallen. Allerdings ist Herbrich und seinen Kollegen nicht klar, warum Waldeneck auf der Liste gestrichen wurde. „Eine Begründung fehlt. Wir haben keine Informationen“, sagte er. Aus diesem Grund sollen die Gründe hierzu angefordert werden, damit dieses Gebiet auf die Liste möglicher Standorte wieder aufgenommen werden kann.

Das Gebiet Hohberg/Bußweingarten kommt für Windkraftanlage infrage

Weit weniger schädlich zum Aufstellen von Windrädern für Umwelt, Natur und Menschen ist laut Gutachter das Gebiet Hohberg/ Bußweingarten. Die Sichtbeziehung zur Unesco-Welterbestätte sei von geringerer Relevanz, führte Herbrich aus.

Sinnvoll ist die Lage nach Ansicht Herbrichs, da mehrere mögliche Flächen für Windkraftanlagen sich im direkten Umfeld befinden würden und somit dem Grundsatz einer „dezentralen Konzentration“ am ehesten erfüllen würde.

„Fremersberg ist nicht gewünscht, Hohberg und Bußweingarten können wir mittragen“, sagte Siegfried Jung (Freie Wähler). Überhaupt kapiere er nicht, warum es nicht funktioniere, von den vielen in Norddeutschland befindlichen Windparks den Strom in den Süden zu transportieren. „Es macht keinen Sinn, hier alles zuzuspargeln“, ergänzte Jung.

Markus Seiler (SPD) sieht den Fremersberg als Standort ebenso kritisch. „Wir müssen unseren Beitrag leisten“, sagte er. „Windkraft ist sicher interessant, aber nicht pauschal auf alle Landstriche anzuwenden. Der Fremersberg ist für uns alle wichtig“, unterstrich Kurt Rohner (FDP).

Grüne wollen Fremersberg weiterhin in Betracht ziehen

Carsten Bräutigam (Grüne) zog das Urteil des von der Gemeinde beauftragten Planungsbüro in Zweifel. „Ich finde es problematisch, dass man Gutachter gefunden hat, die den Plan des Regionalverbandes zerreißen. Es gibt mit Flora und Fauna keine Konflikte, das wurde ignoriert“, sagte er. Die Frage sei, wenn Wälder sterben, ob dies nicht ein schlimmeres Bild als Windräder darstelle. Sein Fraktionskollege Joachim Heck legt Wert darauf, dass das Gebiet Fremersberg weiter für Windkrafträder offen bleibt.

Als Pufferzone zur Unesco-Welterbestadt sei Sinzheim eben an der Grenze und nicht betroffen. „Mit dem Fremersberg haben wir die Möglichkeit, Klimaschutzräder im Klimaschutzwald zu bauen“, sagte er. „Das Gebiet um den Fremersberg wurde reduziert. Wir sind nach wie vor dafür, dass der Fremersberg ganz rausfällt“, sagte Johannes Hurst (GfS). „Jeder, der den Fremersberg kennt, weiß, wie schwierig es ist, diesen zu erschließen“, sagte Gabriel Schlindwein (CDU).

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