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Abschied im Oktober

Traditionsgasthaus in Bühl: Elke und Christian Maier hören im Gasthof „Deutscher Kaiser“ auf

Mit dem Gasthof „Deutscher Kaiser“ schließt Ende Oktober ein weiteres Bühler Traditionslokal. Und mit Elke und Christian Maier hören dort zwei erfahrene Gastronomen auf. Für das Ende gibt es gleich mehrere Gründe.

Verlassen mit Wehmut und tränenden Augen den „Deutschen Kaiser“: Christian und Elke Maier.
Verlassen mit Wehmut und tränenden Augen den „Deutschen Kaiser“: Christian und Elke Maier. Foto: Gerold Hammes

Der Kaiser dankt ab. Jedenfalls in Bühl – aus gastronomischer Sicht. Konkret: Das Gasthaus „Deutscher Kaiser“ an der Ecke von Bühlertalstraße und Burgwindeckstraße mit traditioneller badischer Küche wird ab 30. Oktober vorläufig kein gesellschaftlicher oder kulinarischer Treffpunkt mehr sein.

Die aktuellen Pächter, Christian und Elke Maier, werden das Bühler Traditionslokal am 29. Oktober die Herdplatten abschalten und die Eingangstür hinter sich zusperren. Das Ehepaar verhehlt seinen Schmerz nicht: „Wir gehen nicht mit einem, sondern mit zwei weinenden Augen. Passenderweise wird an jenem Wochenende die Uhr auf Winterzeit zurückgestellt.“

Der „Deutsche Kaiser“ war stets auch ein gesellschaftlicher Hotspot für die Bühler Fasenacht: Unser Archiv-Bild entstand um 1952 bei einem Kappenabend.
Der „Deutsche Kaiser“ war stets auch ein gesellschaftlicher Hotspot für die Bühler Fasenacht: Unser Archiv-Bild entstand um 1952 bei einem Kappenabend. Foto: Stadtgeschichtliches Institut

Der 54-jährige Christian Maier ist ein Kind der Gastronomie durch und durch. Seine Eltern betrieben den „Weinberg“ in Eisental, wo er auch aufwuchs. In Bühl absolvierte er eine Lehre als Metzger im Fachbetrieb Veith in der Eisenbahnstraße. Danach legte er die Meisterprüfung in Mannheim ab

1998 heiratete Christian Maier die aus Affental stammende Elke Braun, mit der er auch Grundschule Eisental und später die Bachschlossschule Kappelwindeck besucht hatte. Die ersten gastronomischen Erfahrungen sammelte das Paar in Sasbach: zunächst im „Rebstock“, später im Clubhaus des örtlichen Sportvereins.

2013 übernehmen Elke und Christian Maier den „Deutschen Kaiser“

Die große Veränderung folgt im Oktober 2013: mit der Übernahme des „Deutschen Kaisers“. Vier Bühler Schulfreunde hatten zuvor die Immobilie gekauft. Interessantes Detail dabei: Das Quartett traf sich immer mittwochs im „Kaiser“ zum Kartenspiel.

Eine entscheidende Rolle für die Rückkehr in seine Heimatstadt Bühl spielte auch der frühere Eigentümer und „Kaiser“-Wirt Heinz Maurath. Er machte Maier den Mund wässrig mit dem Satz: „Wenn du dich mal verändern willst, denke an mich!“ Auch der langjährige Stadtkapellendirigent Herbert Ferstl legte nach und empfahl seinem Flügelhornisten: „Komm‘ nach Bühl, eröffne ein Wirtshaus, und nach den Proben kommen wir dann zu dir.“ Maier selbst erinnert sich noch allzu gut an seine damaligen Bestellungen im „Kaiser“: Wurstsalat, zwei halbe Bier – und das alles für zehn D-Mark.

In Christian Maier reifte schließlich das weitere berufliche Menü: „Eine alteingesessene Wirtschaft mitten in der Stadt, das wär’s!“ Dazu seine Lieblingsgerichte auf der Karte wie – Sauerbraten, Kalbskopf, Nierle, Kutteln und viele badische Klassiker mehr.

Wir haben viel Herz investiert, aber auch viel Herzlichkeit zurückbekommen.
Elke Maier
Wirtin

Und so kam es auch. Christian und Elke Meier gelang es, das Stammpublikum zu gewinnen, aber auch neues, junges Publikum „heranzuziehen“. Vor allem aber die Vereine wie Narrenclubs, Frauenchor, Stadtkapelle, Skiclub, Stadtkapelle, Jäger, Kegelbrüder und -schwestern, die Bühler oder Hundsbacher Hexen kamen, probierten gerne und regelmäßig des Kaisers neue Kleider und schätzten den Vorteil eines 80 Sitzplätze fassenden Saals. Die Chefin erinnert sich: „Wir haben viel Herz investiert, aber auch viel Herzlichkeit zurückbekommen.“

So wie von Andreas Schmitt. Der Sitzungspräsident der Fernsehfastnacht „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ war der vermutlich prominenteste Gast bei Christian Maier. Hinterher bekannte der für veganes oder kalorienarmes Essen nicht wirklich bekannte Pfälzer: „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so ein großes und schmackhaftes Cordon bleu gegessen!“

Köche sind schwer zu bekommen

Er wird es auch nicht mehr – zumindest nicht bei Christian Maier. Die Gründe sind vielschichtig: Christian Maier plagen schwerwiegende gesundheitliche Probleme, und Köche seien überhaupt und dann noch mit einem Faible für gute, badische Küche auf dem Markt Mangelware. Eigentlich gar nicht mehr zu bekommen.

Und doch scheint eine Wiederinthronisierung des Bühler Kaisers nicht ausgeschlossen zu sein. Die Eigentümergemeinschaft hat die Gaststätte zur Neuverpachtung ausgeschrieben. Ein Sprecher derselben gab sich ziemlich zugeknöpft und ließ nur insoweit einen Blick in den Kochtopf zu: „So schnell wie möglich“ soll der Findungsprozess vonstattengehen, allerdings „ohne „konkreten Zeithorizont“.

Christian Röck, Vorsitzender der Dehoga-Kreisstelle Bühl, bezeichnet den Rückzug von Christian und Elke Maier als „herben Verlust für unsere Branche“. Den Kollegen schätzt er als einen „vorbildlichen Gastronomen aus Leidenschaft“. Seine ganze Hoffnung ruhe auf einem Nachfolgebetrieb mit gut-badischer Küche.

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