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Aktion auf Wochenmarkt

„Heimat an Oligarchen verhökert“: Viele Menschen unterschreiben Hundseck-Appell in Bühl

Die Ruine Hundseck an der Schwarzwaldhochstraße treibt die Menschen um. Das Meinungsbild bei einer Aktion in Bühl war eindeutig.

Mitglieder des Vereins Kulturerbe Schwarzwald sammelten in Bühl Unterschriften: Hans-Norbert Marx (von links), Jutta Zachmann und Gabi Marx.
Mitglieder des Vereins Kulturerbe Schwarzwald sammelten in Bühl Unterschriften: Hans-Norbert Marx (von links), Jutta Zachmann und Gabi Marx. Foto: Martina Fuß

Wo kann ich unterschreiben? Klar unterschreibe ich! Da bin ich auf jeden Fall mit dabei! Es ist ein reges Kommen und Gehen, als der Verein Kulturerbe Schwarzwaldhochstraße am Samstagvormittag vor dem Bühler Rathaus Unterschriften sammelt.

Damit soll einer Bürgerinitiative Nachdruck verliehen werden, die den Abriss des einstigen Kurhotels Hundseck fordert.

Ruine Hundseck beschäftigt die Menschen

War der Kulturerbe-Verein beim Bauernmarkt noch nicht zugelassen, so gab es jetzt die Genehmigung der Stadt, während des Wochenmarktes über eines seiner wichtigsten Anliegen zu informieren: den Abriss der Ruine Hundseck. „Wir freuen uns, dass wir die Genehmigung für die heutige Aktion erhalten haben, denn es ist ja ein Anliegen vieler Bürger und auch der beteiligten Behörden, diesen Schandfleck loszuwerden“, erklärt Hans-Jörg Willig, der Vorsitzende des Vereins.

Ihm sei wichtig zu betonen, dass natürlich nicht alle Kosten an der Stadt Bühl hängen bleiben sollen, sondern dass sich das Land als Träger des Nationalparks mit engagiere. „Unsere Forderung ist, dass die Bürgermeister Hubert Schnurr, Jürgen Pfetzer und Hans-Peter Braun einen Arbeitskreis bilden. Jeder hat doch sein Netzwerk, sodass sie gemeinsam beim Land Druck machen können.“

Aber auch Willig ist klar: „Letztlich scheitert es am Geld.“ „Und am echten Willen“, ergänzt Mitstreiterin Jutta Zachmann, die angesichts des zunehmenden Tourismus im Schwarzwald Handlungsdruck sieht.

Sorge wegen Asbest im Schutt an der Schwarzwaldhochstraße

Vereinsmitglied Hans-Norbert Marx steht zusammen mit Ehefrau Gabi Marx am Stand Rede und Antwort und hält Unterschriftslisten bereit. Mit Fotos von damals und vom heutigen bedauernswerten Zustand informiert der Verein über den Grund der Bürgerinitiative.

Auch Hans-Norbert Marx ist der Meinung, dass die Grundvoraussetzung für eine Lösung des Hundseck-Problems ein eindeutig formulierter Wille sei. Aus Sorge hat er vor einigen Tagen gemäß dem Landesinformationsfreiheitsgesetz bei der Stadt Bühl um Auskunft gebeten, ob in der Ruine Öltanks lagern, ob sich in den Tanks noch etwas befindet und ob sie dicht sind. „Für mich stellt sich auch die Frage, nach Asbest und Blei im Schutt, der da oben seit Jahren lagert“, erklärt der Chemie-Ingenieur im Ruhestand.

Viele Menschen sind an diesem Vormittag in der Stadt, bei schönstem Herbstwetter ist der Markt gut besucht. Immer wieder treffen kleine Gruppen bei den zwei Stehtischen zusammen und diskutieren. 

Dabei sind sich die Menschen in ihrer Empörung einig: „Der Schandfleck muss weg“, heißt kurz gefasst die Forderung des Vereins an Politik und Verwaltung, der sich viele Passanten gerne anschließen und für die Initiative unterschreiben. Zur Mittagszeit hat der Verein bereits über 200 Unterschriften gesammelt. Kaum jemand kennt das Problem nicht, kaum jemand, der nicht umgehend zum Kugelschreiber greift und Name und Adresse auf die Liste schreibt.

Man hat die Heimat an Oligarchen verhökert.
Bühler Bürger
Beim Informationsstand zur Hundseck

„Ich habe unterschrieben, weil mir das Thema so wichtig ist“, erklärt die Sprecherin des Seniorenrats Bühl, Antje Jessen. „Die Situation ist so jämmerlich und es tut wirklich weh, das ehemalige Kurhotel so zu sehen, nachdem das Gebäude einst ein Schmuckstück war und einem guten Zweck diente.“

„Das ist ein Skandal da oben“, empört sich ein Paar auf dem Weg zum Einkauf und greift umgehend zum Kuli. „Und es ist nicht die einzige Ruine an der Schwarzwaldhochstraße. Man hat die Heimat an Oligarchen verhökert und jetzt zerfällt alles. Warum investiert da oben kein seriöser Unternehmer?“, wundert sich der Bühler Bürger.

Viele Gespräche am Stand in Bühl

Hans-Norbert Marx hat bei allem Ernst der Lage den Humor längst nicht verloren. Er freut sich über die vielen guten und interessierten Gespräche und bietet schon mal eine Verlosung unter allen Unterschriften an. Als Hauptgewinn winkt ein Wochenende im Kurhotel Hundseck, lautet das nicht ganz ernst gemeinte Gewinnversprechen, mit dem er für Erheiterung sorgt.

„Es ist schön, so viel Zustimmung zu erhalten. Wir merken jetzt, dass es richtig war, hier am Markt über die Situation auf Hundseck erneut zu informieren und um Mitstreiter zu werben“, sagt Marx. „Mein Eindruck bestätigt sich, dass wir in den letzten Jahren nur mit Wattebällchen geworfen haben“, hofft er wie seine Mitstreiter auf einen Erfolg der Initiative.

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