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Die Tage werden kürzer

Viele Rehe sterben im Raum Bühl bei Wildunfällen

Heller am Morgen und dunkler am Abend: Jetzt begegnen sich vermehrt Autofahrer und Wildtiere an den neuralgischen Punkten in der Region.

Schild Wildwechsel
In der dunklen Jahreszeit ist besondere Vorsicht geboten. Foto: Martin Schutt/dpa

Mit der Zeitumstellung ist auf einen Schlag die dunkle Jahreszeit angebrochen: Morgens ist es zwar heller, in den frühen Abendstunden bohren jedoch die Scheinwerfer nun besonders früh in die Dunkelheit. Und wenn dann auf einmal neben der Fahrbahn im gleißenden Scheinwerferlicht ein blau schimmerndes Augenpaar auftaucht, ist Vorsicht geboten.

„Die Wildtiere sind in der Dämmerung und vor allem in der Dunkelheit wie immer unterwegs. Aber durch die ausgedehnte Dunkelheit können Rehe, Füchse und Wildschweine jetzt jederzeit und überall plötzlich auf den Straßen auftauchen“, gibt Martin Damm als Leiter der Abteilung Forst bei der Stadt Bühl zu verstehen.

„Es gibt hier ein paar wirklich gefährliche Stellen, wo die Autofahrer besonders vorsichtig sein sollten“, rät der Revierförster aus Erfahrung.

Auch die Polizei mahnt zur Vorsicht: „Die Zahl der Wildunfälle verdeutlicht die Gefahr in der Region. Stand 25. Oktober gab es im Kreis Rastatt 325 gemeldete Wildunfälle, im Stadtkreis Baden-Baden waren es 50 und auf der Autobahn A5 ereigneten sich 47 Kollisionen mit Wildtieren“, teilt Wolfgang Kramer vom Polizeipräsidium Offenburg fest. Das sei eine deutliche Steigerung, denn im Vorjahreszeitraum bis 9. September waren es allein im Kreis Rastatt 272 Wildunfälle.

Bei Wildwechsel Fuß vom Gas

„Die Warnschilder Wildwechsel sind nicht umsonst aufgestellt. Damit sind besonders gefährdete Strecken ausgewiesen. Und da sollten die Autofahrer halt wirklich den Fuß vom Gas nehmen und bereits das Fernlicht auszuschalten“, rät der Förster aus Erfahrung.

„Ein Problem ist leider, dass die Autofahrer diese Wildwechsel-Schilder nicht sehr ernst nehmen“, bedauert Georg Schumann als Leiter der unteren Jagdbehörde im Landratsamt Rastatt bei Anfrage. Er gibt ein Beispiel: Zeigt der Tacho Tempo 100 so benötigt das Fahrzeug rund 80 Meter bis zum Stillstand.

„Das ist in der Regel zu viel, wenn ein Tier plötzlich auf die Straße springt“, gibt er zu bedenken. Anders bei Tempo 70. Dann ist der Bremsweg nur noch halb so lang. „Da ist die Chance auf jeden Fall ungleich höher, um einen Unfall zu vermeiden“, erklärt Georg Schumann.

Totes Reh am Straßenrand nach einer Kollision mit einem Fahrzeug.
Ein totes Reh liegt am Straßenrand nach einer Kollision mit einem Fahrzeug. Foto: Patrick Pleul/dpa

Und wenn es dann doch kracht, was soll man tun? „Erstmal die Unfallstelle mit einem Warndreieck richtig absichern. Und dann die Polizei verständigen, die dann in der Regel auch den entsprechenden Jagdpächter verständigt“, rät Revierförster Martin Damm. „

Vor allem, wenn ein Tier sich verletzt entfernt, sollte man dadurch die Leidenszeit verkürzen und nicht erst am nächsten Tag anrufen“, räumt Georg Schumann ein. Entfernen sich Tiere nach einem Zusammenstoß, sind sie meist stumpf verletzt und tragen innere Verletzungen davon.

Je nach Region, auf der Schwarzwaldhöhe oder eben auch in der Ebene, gibt es unterschiedliche Gefahrenzonen. „Weniger Unfallzahlen in der Höhe heißt nicht gleich weniger Wild, weil dort der Verkehr sehr viel niedriger ist“, gibt Schumann zu verstehen.

Die Rehe sind generell am meisten an Wildunfällen beteiligt: „Jedes achte Reh kommt im Landkreis Rastatt im Verkehr zu Tode. Das sind mehr als zwölf Prozent. Das ist eine erhebliche Menge“, bilanziert er. Und gibt zugleich zu bedenken: „Das Fleisch ist dabei nicht mehr verwertbar, meist auch aus hygienischen Gründen.“

ARCHIV – Zum Themendienst-Bericht vom 29. September 2022: War's das schon? Vorsicht, kreuzt ein Wildtier die Straße, ist auch immer mit Nachzüglern zu rechnen. Foto: Arne Dedert/dpa/dpa-tmn – Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++
Vor dem Wald sollte man vom Gas gehen. Kreuzt ein Wildtier die Straße, ist auch immer mit Nachzüglern zu rechnen.

Oft werden Schäden nicht gemeldet, weil die Fahrer von einer Nichterstattung des Schadens ausgehen. „Das ist so nicht richtig. Kommt es zu einem Wildunfall, stellt entweder die Polizei oder der betreffende Jagdpächter eine Bescheinigung aus.

Die meisten Autofahrer haben eine Kasko. Die übernimmt den Wildschaden und es gibt dabei auch keine Höherstufung“, weiß Georg Schumann. Und er hat noch einen Tipp: „Weichen Sie einem plötzlich auftauchenden Wild auf der Fahrbahn nicht aus. Sie überleben eher einen Zusammenstoß mit dem Tier als einen Aufprall am nächsten Baum.“

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