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Kurz nach 75. Geburtstag

„Metzeln“ war seine Berufung: Metzgermeister Leo Lust aus Gaggenau gestorben

Metzgermeister Leo Lust aus Michelbach ist wenige Wochen nach seinem 75. Geburtstag gestorben. „Der Luschte Leo“ war weit über die Grenzen des Gaggenauer Stadtteils ein Begriff.

Leo Lust.
Leo Lust starb wenige Wochen nach seinem 75. Geburtstag. Foto: privat

„Der Luschte Leo!“ Für jeden, der ihn kannte, war die Nachricht von seinem plötzlichen Tod eine böse Überraschung. Hatte Metzgermeister Leo Lust doch erst vor wenigen Wochen, am 14. September, seinen 75. Geburtstag gefeiert. Halb Michelbach war da auf den Beinen, um zu gratulieren.

Hatte man ihm doch erst kürzlich noch zugewinkt, wie er Wurstwaren ausgefahren hat. Hatte man ihn doch erst dieser Tage beim Bäcker in Rotenfels gesehen oder mit Ehefrau Gerlinde beim Kisten-Verräumen in der Stadt. Hatte er einem doch erst vor Kurzem vor dem Wurstautomaten eine Büchse Bauernwurst mit auf den Heimweg gegeben. Hatte man doch erst vor ein paar Tagen mit ihm gescherzt. Zuletzt bei der Feuerwehrversammlung am Samstag vor einer Woche.

Am Morgen darauf, am 22. Oktober, sollte sein arbeitsreiches Leben ein Ende nehmen. Er war nicht mehr der Gesündeste, aber dass er so schnell würde gehen müssen, das war weder für ihn noch für seine Familie absehbar.

In der Metzgerei Merkel in Bad Rotenfels hat Leo Lust gelernt

Die Familie, sein geliebter Beruf, die Feuerwehr. Fixpunkte im Leben von Leo Lust. Am 14. September 1948 wurde er in Reichental als viertes von sieben Kindern geboren. Mit sechs Jahren erfolgte der Umzug nach Michelbach. 1963 begann er bei der damaligen Metzgerei Merkel in Rotenfels seine Lehre. Nach mehreren Stationen und als junger Familienvater fing er 1978 bei der damaligen Firma Roth in Ottenau als Metallarbeiter an.

Das „Metzeln“ aber blieb seine Berufung. Viele Hausschlachtungen hätte es ohne ihn nicht gegeben. Und manch Bub von damals erinnert sich gerne an das geschäftige Treiben in der heimischen „Wäschküch’“, wenn er dem Leo zugucken durfte, wie der mit Kraft und Humor gewurstet hat.

Sein Fleiß, seine Freundlichkeit und die Qualität seiner Arbeit wurden Leos Markenzeichen. Der Traum von der eigenen Wurstküche wurde mit dem Kauf eines Metzgerei-Gebäudes Wirklichkeit. 1995, im Alter von 47 Jahren, erwarb er den Meisterbrief im Fleischerhandwerk. Mit dem eigenen Verkaufsraum mussten ab 2001 die Dosenwurst oder die Käseknacker nicht mehr in der Wurstküche verkauft werden. Auch die beiden Söhne Michael und Andreas erlernten den Beruf des Fleischers – beste Voraussetzungen für das Familienunternehmen Metzgerei Lust in Michelbach.

Zwar musste man 2018 wegen des damals schon grassierenden Personalmangels den Verkaufsladen schließen, aber mit Lust und Liebe hat die Familie weiter ihre Kunden landauf, landab mit selbst gemachten Fleisch- und Wurstwaren versorgt.

Erfolge beim „Fleischwurstpokal“ im nordrhein-westfälischen Oberhausen

Umtriebig und geschäftstüchtig war Leo, die Erfolge beim jährlichen „Fleischwurstpokal“ im nordrhein-westfälischen Oberhausen zeugen von der überregionalen Anerkennung des Betriebs aus Michelbach. Aber Leo legte darüber hinaus viel Engagement für die Allgemeinheit an den Tag.

So fuhr die Familie 2021 ins Katastrophen-geschüttelte Ahrtal. Lebensmittel, Sachspenden und natürlich eigene Wurst hatte sie im vollgepackten Lieferwagen für die Flutopfer dabei. Was er dort gesehen hat, das hat ihn sehr bewegt, wie er hinterher berichtete.

Am Tag vor dem Tod hat der Gaggenauer Leo Lust noch einmal Schwarzwürstle gemacht

Kurz vor seinem Lebensende hat Leo Lust noch einmal einen gemeinsamen Urlaub mit seiner geliebten Frau Gerlinde verbracht. All die Jahre war sie ihm unentbehrlich zur Seite gestanden. Am Tag vor seinem Tod hat er mit seinen Söhnen noch einmal Schwarzwürstle gemacht.

Sterben dürfen ohne langes Leiden, das hatte er sich stets gewünscht. Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt, auch wenn es viel zu früh gekommen ist.

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