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Königinnen wieder unterwegs

Honigbienen in Gefahr: Asiatische Hornisse soll im Murgtal energischer bekämpft werden

Die Tage werden länger und wärmer. Doch die wärmende Sonne weckt auch gefährliche Eindringlinge. Etwa die Asiatische Hornisse. Die Imker im Murgtal schlagen Alarm und bitten die Bevölkerung um Hilfe.

Tom Wingert (links) und Peter Westermann mit einem Locktopf für Asiatische Hornissen.
Tom Wingert (links) und Peter Westermann mit einem Locktopf für Asiatische Hornissen. Sie hoffen auf Unterstützung der Bevölkerung bei der Bekämpfung der invasiven Art. Foto: Thomas Senger

Seit 2014 ist die Asiatische Hornisse auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Bislang unaufhaltsam, denn milde Winter und warme Sommer begünstigen ihre Ausbreitung. Die gefräßigen Insekten sind eine tödliche Gefahr für Honigbienen – aber auch für andere heimische Insekten und sogar für Landwirtschaft und Weinbau.

Als Hornissenbeauftragter des Landkreises weiß Peter Westermann aus Bad Rotenfels um die Gefahren. Man müsse davon ausgehen, dass auch das mittlere Murgtal und seine Höhenlagen bereits von der invasiven Art bedroht werden.

Honigbienen werden gefressen

Der Landesverband Badischer Imker fasst die Lage wie folgt zusammen: „Ihr Nahrungsspektrum umfasst Insekten, Wirbeltierkadaver, Fisch, aber auch das Fruchtfleisch reifer Früchte, Weintrauben, Äpfel, Pflaumen sowie andere kohlenhydratreiche Speisen und Getränke.“

Jetzt, im zeitigen Frühjahr, ist der optimale Zeitpunkt, um die Königinnen zu töten, bevor sie mit der Aufzucht eines neuen Volkes beginnen. Der Bezirksimkerverein Gaggenau wäre allerdings fürs Erste schon zufrieden, wenn aus der Bevölkerung Hinweise kämen, wo Königinnen der Asiatischen Hornisse gesichtet wurden.

Laien wird abgeraten, die Insekten auf eigene Faust zu töten. „Um die Ausbreitung und kostenintensive Nestentfernungen im Herbst auszubremsen, können mithilfe von Locktöpfen in den Frühlingsmonaten Jungköniginnen lebend abgefangen werden“, wirbt auch der Landesverband Badischer Imker.

Mit den Locktöpfen werden die Tiere nicht getötet.
Tom Wingert
Vorsitzender des Imkervereins Gaggenau

Solange der Locktopf bereitsteht, werde die Asiatische Hornisse immer gerne dahin zurückkehren. „Mit den Locktöpfen werden die Tiere nicht getötet“, betont Tom Wingert. Der Gernsbacher ist Vorsitzender des Imkervereins Gaggenau. Die Tiere fallen auch nicht dort hinein, sondern werden nur angelockt.

Das Töten einer Asiatischen Hornisse sei zwar nicht strafbar, versichert er. Gleichwohl habe er Verständnis, wenn Laien sich auf das Beobachten und Melden der Tiere beschränken wollen. Schließlich können von Laien die Schädlinge auch mit der geschützten heimischen Hornisse oder anderen Insekten verwechselt werden.

Nähere Hinweise zur Meldung von Asiatischen Hornissen gibt es auf der Homepage der Badischen Imker. Melden kann man die Asiatische Hornisse über die Webseite der LUBW sowie über die App „Meine Umwelt“.

„Jetzt ist die große Chance, dass man einige Königinnen vom Nestbau abhält, indem man sie abfängt“, betont auch Peter Westermann. Nach dem Erwachen aus der Winterruhe beginne für die Königinnen ab Februar bis April die sogenannte „solitäre Phase“.

Bei Lufttemperaturen um die 15 Grad Celsius suchen sie sich einen Nistplatz. Dort bauen sie ein erstes Nest: eher klein, in geringer Höhe. Auf sich alleine gestellt, kümmert sie sich dort um ihre Brut.

Erst ein kleines Nest, dann ein großes

Sobald allerdings die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind – nach circa vier Wochen –, ist diese erste Phase vorbei. Dann beginnt der Bau eines neuen, eines großen Nests, oft in mehreren Metern Höhe im Geäst hoher Bäume. Dort werden den Sommer über weitere Königinnen herangezogen. Der Zyklus beginnt von Neuem – und die Ausbreitung der invasiven Art schreitet voran.

Die Imker indessen hoffen dringend auf wirksame Unterstützung bei ihrem Kampf gegen die Schadinsekten. Schließlich gehe es längst nicht nur um Honigbienen, bekräftigt Tom Wingert. Seit 2004 breite sich die Asiatische Hornisse von Südfrankreich aus auch nach Deutschland aus. Geschehen sei bislang viel zu wenig.

Er verweist auf das Saarland oder Bayern. Dort hätten die Behörden die Gefahren früher als in Baden-Württemberg erkannt und auch Strategien entwickelt.

Gaggenauer Imker hoffen auf Pilotprojekt

Es könne doch nicht sein, dass im Regierungspräsidium in Karlsruhe bislang gerade mal mit einer Halbtagskraft versucht worden sei, des Problems Herr zu werden. Genauso unglaublich findet Tom Wingert, dass zu Bekämpfung der Nester ein Experte aus Nordrhein-Westfalen in den Schwarzwald beordert werden müsse, weil es hier im Badischen an Experten mangele.

Gerne würden sich die Gaggenauer Imker an einem Pilotprojekt beteiligen, um regionale Kräfte zu bündeln, die rasch und effektiv die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse bekämpfen.

Hoffnung schöpfe man, dass nun endlich rasch und nachhaltig gehandelt werde, nachdem man im Januar Regierungspräsidentin Sylvia Felder die Problematik habe erläutern können. Das Regierungspräsidium seinerseits hält sich bedeckt. Die Überlegungen zu dem Thema seien noch nicht abgeschlossen. Ab Mitte März werde man Näheres mitteilen, hieß es aus der Pressestelle der Behörde.

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