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Rekordwerte zum Ende des Winters

Februar-Wetter im Murgtal: Die Dürre hat ein Ende

Er war warm und er war nass, der Februar 2024 im Murgtal. Für die Wetterforscher hält der zweite Monat des Jahres zwei wichtige Erkenntnisse bereit.

Blick auf Ottenau am 25. Februar: Vom Scheibenberg in Hörden über die weiß blühenden Bäume hinweg.
Blick auf Ottenau am 25. Februar: Vom Scheibenberg in Hörden über die weiß blühenden Bäume hinweg. Foto: Larissa Mörmann

„Nahezu den ganzen Februar wurden milde Luftmassen aus dem Atlantik zu uns nach Deutschland gebracht. Die Folgen waren auch in unserer Region zu spüren“, bilanziert Dieter Kraft. An seiner Wetterstation in Ottenau registriert Kraft zahlreiche Messwerte. „Deutlich zu warm, aber auch überdurchschnittlich viel Niederschlag. Von winterlicher Landschaft und Schneevergnügen waren wir weit entfernt.“ Das war für ihn der Februar 2024. Die Durchschnittstemperatur seiner Station lag bei 9,8 Grad Celsius. Das sind genau vier Grad mehr als im Februar 2023.

Der Februar war wärmer als ein durchschnittlicher März

Der Wetterdienst www.wetteronline.de bilanziert bundesweit: „Mit einem Temperaturmittel von etwa 6,5 Grad wird der Februar als wärmster seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Geschichte eingehen. Der alte Rekord aus dem Jahr 1990 wird um mehr als ein halbes Grad übertroffen. Damit war der Februar sogar deutlich wärmer als ein durchschnittlicher März.“

Zu Beginn des Monats lag das Murgtal meist unter einer dichten Wolkendecke. Erst zur Mitte und zum Ende waren Hochdruckeinflüsse für die milde Witterung verantwortlich. Der Maximalwert wurde am 16. Februar mit 17,8 Grad Celsius aufgezeichnet. Dagegen lag der Minimalwert am 29. Februar in Folge einer sternenklaren, kühlen Nacht mit 0,8 Grad nahe dem Gefrierpunkt – das erste und letzte Mal in diesem Monat.

Jeder zweite Tag ein Regentag im Murgtal

Wenn man bedenkt, dass außerhalb eines Schaltjahres der 29. Februar schon der 1. März ist, dann könnte man festhalten: Einen Wintermonat lang kam das Quecksilber in Ottenau nicht annähernd in die Nähe des Gefrierpunkts. Denn 1,9 Grad Celsius am 24. Februar – das ist noch deutlich darüber. Immerhin frostig waren die Werte in fünf Zentimetern Höhe an besagtem 24. und am 29. Februar mit jeweils null Grad.

Murgtalwetter im Februar 2024 mit Temperatur- und Niederschlagsdiagramm.
Das Murgtalwetter im Februar 2024. Foto: BNN

Der Gesamtniederschlag lag mit 93,6 Litern pro Quadratmeter an 15 Niederschlagstagen deutlich über dem Normal von 68 Litern. Es hat also rechnerisch jeden zweiten Tag zumindest ein bisschen geregnet.

Die Dürre ist deutschlandweit eigentlich kein Problem mehr.
Andreas Marx
Leiter des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig

Auch bundesweit waren es niederschlagsreiche Monate. So zitierte die Deutsche Presse-Agentur am 27. Februar den Leiter des renommierten Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig. Andreas Marx sagte: „Die Dürre hat sich aufgelöst, das ist deutschlandweit eigentlich kein Problem mehr.“

Laut dpa hatten seit 2018 extrem trockene Böden bis in tiefere Schichten für gravierende Schäden vor allem im Wald gesorgt. Klimaforscher Marx hierzu: „Eine Dürresituation über mehrere Jahre hat es in der Intensität seit 1867 nicht mehr gegeben. Wir waren darauf einfach schlecht vorbereitet.“

Trockene Böden nur noch im Osten Deutschlands

Lediglich im Osten Sachsens, Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns wurden Ende Februar noch einzelne Regionen mit trockeneren Böden registriert, sagte Marx. Das habe mehrere Gründe: Zum einen habe die Niederschlagsmenge 2023 rund 40 Prozent über dem langjährigen Mittel gelegen. Traditionell nimmt mit der Entfernung vom Atlantik die „Kontinentalität“ des Klimas zu, es wird trockener. „Je weiter man nach Osten kommt, desto niedriger ist der Überschuss“, bestätigte Marx.

Ein Warnhinweisschild vor herabstürzenden Ästen steht im Wald
Warnhinweis vor herabstürzenden Ästen beim „Hexentanzplatz“ im Wald am Schanzenberg in Bad Rotenfels Foto: Swantje Huse

Der „Dürremonitor“ ist ein Berechnungsmodell für die Bodenfeuchte. Darin seien nun einzelne Fehlerquellen offenbar geworden, sagte Marx. Zum Beispiel habe eine Station in Hannover-Langenhagen systematisch zu wenig Niederschlag erfasst. „Die Folge war, dass dort fälschlich weiterhin eine Dürresituation angezeigt wurde“, bilanziert die dpa.

Noch keine Entwarnung für die Landwirtschaft

Die flächendeckende Auflösung der Dürre sei für die Wald-, Forst und Wasserwirtschaft eine gute Nachricht, sagte Marx mit Blick auf den Wassergehalt im Boden. 2024 dürfte für diese Bereiche somit relativ entspannt werden.

Aber für die Landwirtschaft lasse sich eine solche Aussage nicht treffen. „Das Problem ist, dass man selbst im April nicht sagen kann, wie der Sommer wird“, sagte Marx. Die Landwirtschaft lebe bei ihren Sommerkulturen vom Niederschlag, der von April bis Oktober fällt. Es sei daher „absurd“ und falle eher unter Lobbyismus, wenn Verbände im Frühjahr vor einem erneuten Dürresommer warnen.

Vegetationsschub im Murgtal

Interessant für die Landwirtschaft ist die sogenannte Grünland-Temperatursumme. Ein Wert von 200 wird für den Beginn der Vegetation im Frühjahr angesetzt. Im Jahr 2024 war an der Station Ottenau der Wert bereits am 17. Februar überschritten. Im Jahr 2023 erst am 23. Februar.

Die Grünlandtemperatur berechnet sich laut Dieter Kraft aus allen positiven Tagesmitteln. Diese werden addiert. Anschließend werden die Januartemperaturen mit 0,5 multipliziert, die Februartemperaturen mit 0,75, die März- und Apriltemperaturen mit jeweils 1,0. Das Erreichen der Zahl 200 sagt, dass die Vegetation beginnt; der Boden nimmt wieder Stickstoff auf und kann bearbeitet werden.

Milde Nächte sind gut fürs Pflanzenwachstum

wetteronline.de bilanziert sogar einen um zwei Wochen vorgezogenen Vegetationsschub: Als Grund nennt der Dienst die „mitunter milden Nächte. Häufiger Tiefdruckeinfluss brachte dichte Wolken, die eine nächtliche Abkühlung oft verhinderten.“

Spitzenwert für Ottenau beim Sonnenschein

Auch bei den Sonnenscheinstunden ist Dieter Krafts Station Spitze: 98 hat sie registriert. Das ist deutlich mehr als der Wert für Baden-Württemberg mit 71 Stunden. Gleichwohl liegt bei diesen DWD-Werten das Ländle „mit Abstand auf Platz eins“, so Kraft.

Der Februar an der Station Ottenau im Vergleich (Vorjahresmonat in Klammern): Temperaturdurchschnitt 9,8 Grad Celsius (5,8), Niederschlag 93,6 Liter pro Quadratmeter (24,6), Niederschlagstage 15 (11). 

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