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Sehenswerte Gebilde

Murgtal-Wetter im Januar: Kammeis und scharfe Temperaturfront

Er war feucht und recht mild, der Januar im Murgtal. Und doch zauberte er in der Mitte des Monats bizarre Eisgebilde – sehr große und auch ganz kleine. Wie konnte es dazu kommen?

Eiszapfen an einer Felswand.
Unzählige Eiszapfen hat Elke Braun am 14. Januar beim Spazierengehen am Tennelbergweg in Loffenau entdeckt. Foto: Elke Braun

„Teilweise frühlingshaft und mild, dann wieder winterlich mit Frost und Schneefällen bis in die Niederungen.“ Dies berichtet Dieter Kraft von seiner Wetterstation in Ottenau.

Und er erwähnt das auch in der Region Murgtal verbreitete Glatteis. Es sorgte nicht nur in den Morgenstunden für Gefahren. Die Durchschnittstemperatur war aber deutlich geringer als im Januar 2023.

Ein wahres Naturspiel in Loffenau am Tennelbergweg. 
Elke Braun
Leserin aus Loffenau

Eis kann nicht nur gefährlich sein, sondern sorgt auch für sehenswerte Formen, die das Auge erfreuen. So berichtet BT-Leserin Elke Braun aus Loffenau von „riesengroßen Eiszapfen“, die sie am 14. Januar beim Spazierengehen entdeckt hat: „Ein wahres Naturspiel in Loffenau am Tennelbergweg.“

In ganz andere, winzige Dimensionen hinein ragen die Formen, die sich am Morgen des 29. Januar auf einem Autodach in Ottenau dem Betrachter zeigten: sogenanntes Kammeis.

Winzige, nadelförmige Gebilde, deren Schönheit sich erst bei genauem Hinsehen eröffnet. „Kammeis besteht aus dicht nebeneinander angeordneten, dünnen Eisnadeln und erinnert somit an die Zinken eines Kamms“, erklärt die Deutsche Meteorologische Gesellschaft auf ihrer Homepage. 

Kammeis auf einem Autodach in Ottenau am Morgen des 29. Januar
Kammeis auf einem Autodach in Ottenau am Morgen des 29. Januar Foto: Thomas Senger

Während Kammeis üblicherweise aus Bodenöffnungen heraus wächst, ist es im vorliegenden Fall auf einer glatten Oberfläche entstanden: auf dem Dach eines Autos. Und so, wie es aussieht, ist es aus Wassertropfen nach oben gewachsen.

Eiszapfen an einer Loffenauer Felswand

Anders verhält es sich mit den großen Eiszapfen, die Elke Braun am 14. Januar fotografiert hat. Dazu braucht es fließendes Wasser, das von einer überhängenden Fläche herabtropft und durch die Kälte zu Eis gefriert.

Das kann ein Dachvorsprung sein oder wie in Loffenau eine unebene Felswand, an der Sickerwasser herabläuft.

„Grenzwetterlage“ nicht nur in Karlsruhe

Für KIT-Professor Andreas Fink vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung ragt die zweite Januar-Dekade aus dem normalen Wetter-Geschehen heraus. „Die sehr feuchte Witterung seit Mitte Oktober 2023 setzt sich im Januar, wenn auch mit einigen trockenen und kalten Phasen, fort“, berichtet er zunächst.

„Bemerkenswert war die Grenzwetterlage am 17./18. Januar mit Eisregen und einer ungewöhnlich scharfen Temperaturfront.“

Das ist sicher erwähnenswert und ungewöhnlich.
Andreas Fink
Meteorologe aus Karlsruhe

Mit der anrückenden Warmfront und der Durchmischung der Luftmassen stiegen die Temperaturen am Mittwochabend in den Niederungen innerhalb von ein bis zwei Stunden um zehn Grad an, berichtet Fink aus Karlsruhe – „aber auch im Murgtal dürfte es nicht viel anders gewesen sein.“

Am Donnerstagmorgen ging die Temperatur dann mit der Kaltfront in kurzer Zeit wieder um zehn Grad zurück: „Das ist sicher erwähnenswert und ungewöhnlich“, sagt der Wetterexperte.

Dieter Kraft in Ottenau kann die Beobachtungen bestätigen. Er verweist zunächst auf Messungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Am 17. Januar befand sich eine Luftmassengrenze auch über unseren Regionen.

Während aus der Region Pforzheim plus elf Grad Celsius gemeldet wurden, lagen die Temperaturen 40 Kilometer weiter nordwestlich in Waghäusel-Kirrlach bei plus zwei Grad. Unsere Wetterstation lag mit 15,8 Grad Celsius eher auf der wärmeren Seite der Luftmassengrenze. Im Anschluss waren die Temperaturen nochmals leicht rückläufig, bevor die letzte Dekade wieder in Richtung Frühling zeigte.“

Rasanter Anstieg der Temperaturen

Der Blick auf die Grafik unterstreicht die rasante Temperaturentwicklung um den 17. Januar herum. Bemerkenswert überdies, dass ab dem 20. Januar ein nahezu genauso rascher Temperaturanstieg noch einmal zu verzeichnen war. Dieses Mal allerdings blieben die Temperaturen ab dem 22. Januar für vier Tage auf relativ hohem Niveau.

Zum Abschluss ein paar Kennziffern der Wetterstation von Dieter Kraft in Ottenau: Die Durchschnittstemperatur lag bei vier Grad Celsius. Anfänglich war der Januar noch recht milde. Doch der Minimalwert des Monats in Ottenau wurde am 12. Januar mit minus 6,7 Grad Celsius aufgezeichnet. Schnell und gleichmäßig zogen die Temperaturen danach wieder an.

Wetter im Januar 2024
Wetter im Januar 2024 Foto: BNN

Der Maximalwert des Monats wurde am 17. mit frühlingshaften, angenehmen 15,8 Grad Celsius gemessen. Der Gesamtniederschlag summierte sich auf 120,8 Liter pro Quadratmeter (Normalsoll 75 Liter) an 20 Niederschlagstagen. In der Summe konnte man gut und gerne von einem milden Januar berichten.

Der Januar im Vergleich (Vorjahresmonat in Klammer): Temperaturdurchschnitt 4,0 Grad Celsius (6,4), Niederschlag 120,8 Liter pro Quadratmeter (92,6), Niederschlagstage 20 (19). 

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