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Benefizkonzert für den Frieden

Flashmob gegen den Krieg bei einer außergewöhnlichen Premiere in Gaggenau

Musik aus heiterem Himmel: Ein Flashmob und ein Benefizkonzert setzen sich in Gaggenau mit dem Krieg in der Ukraine auf ganz spezielle Weise auseinander.

Im Vorfeld des „Schluss mit Krieg!“-Konzerts in der Jahnhalle: Ein „Flashmob“ im Annemasse-Garten vereint 400 Menschen im musikalischen Protest gegen Putins Angriffskrieg in der Ukraine.
Ein „Flashmob“ im Annemasse-Garten vereint 400 Menschen im musikalischen Protest gegen Putins Angriffskrieg in der Ukraine. Foto: Ralf Joachim Kraft

In der Gaggenauer Innenstadt schlendern Menschen bei Kaiserwetter durch die Straßen, genießen in der Abendsonne einen Kaffee, erledigen noch Einkäufe. Hier hört man jemanden lachen. Dort bellt ein Hund. Ansonsten alles ruhig. Keine Auffälligkeiten.

Etwas anders sieht die Sache zur gleichen Zeit im nicht weit entfernten Annemasse-Garten aus. Was dort gerade passiert, kommt fast aus heiterem Himmel. Auf einmal wird es ziemlich laut auf dem Platz vor der Jahnhalle. Hunderte Menschen haben sich dort zu einer außergewöhnlichen Aktion versammelt. Die Farben Gelb und Blau bestimmen als Fähnchen und Luftballons das Bild.

Im Vorfeld des traditionellen „Schluss mit …“-Konzerts in der Jahnhalle, das passend zur aktuellen Situation den Titel „Schluss mit Krieg“ trägt, startet erstmals ein „Flashmob“. Damit ist ein kurzer, scheinbar spontaner Menschenauflauf auf öffentlichen Plätzen gemeint, bei dem die Teilnehmer einander nicht persönlich kennen und ungewöhnliche Dinge tun.

In diesem Fall sind alle, die gerne singen und ein Musikinstrument spielen können, zum musikalischen Protest gegen Putins Angriffskrieg in der Ukraine aufgerufen. Am Ende sind wohl an die 400 Menschen im Annemasse-Garten versammelt. Darunter auch viele spontan Entschlossene, die mit Pauken und Trompeten, Celli und Violinen angereist sind.

Im Gaggenauer Annemasse-Garten erklingt die Europahymne

Jeannine Kurz und ihre neunjährige Tochter Laetitia haben sich kurzerhand die Geigen geschnappt, der 14-jährige Roman Herm die E-Gitarre und die nicht mit ihm verwandte Natalia Herm mit ihrem Bruder Markus vom Harmonika-Orchester Michelbach die Akkordeons. Sie alle sind gekommen, „um im Rahmen unserer Möglichkeiten diese Aktion zu unterstützen“. Man wolle doch irgendwie den Opfern helfen und „ein Zeichen für Frieden und Menschlichkeit“ setzen.

Und was eignet sich da besser als die völkerverbindende Sprache der Musik. Nach einer kurzen „Generalprobe“ unter der Leitung von Frank Herm bringt ein gewaltiges Ensemble mit unbeschreiblicher Energie in klingendem G-Dur das Symbol für Frieden, Brüderlichkeit und Solidarität schlechthin zu Gehör. Mit Hingabe schmettern und spielen sie das als Europahymne bekannte Finale von Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie.

Den Schlusschor auf Friedrich Schillers „Ode an die Freude“ gibt es in sämtlichen Variationen. Eine ganze Reihe prominenter Musiker aus der Region unterstützt den Flashmob und die Spendensammelaktion mit viel Engagement. Marc Marshall erklärt zum Auftakt, wie schwer es sei, den Ernst der Situation in Worte zu fassen. „Wir alle sind entsetzt, dass es nach 77 Jahren wieder Krieg in Europa gibt, dass unschuldige Menschen leiden und sterben.“

Zehnjährige Ukrainerin eröffnet den musikalischen Flashmob in Gaggenau

Den musikalischen Auftakt gestaltet die zehnjährige Geigerin Maria Zhuravel, die vor etwas mehr als zwei Monaten mit ihrer Mutter aus dem ostukrainischen Charkiw geflüchtet ist und seither bei ihrer Tante in Baden-Baden lebt. Danach übernimmt ein später auch in der Jahnhalle auftretendes Streichquintett. Ganz andere Töne schlägt unter anderem der Gaggenauer Gitarrist Gerald Sänger an der E-Klampfe an.

Er verzerrt die berühmte Ode wie einst Jimi Hendrix die US-amerikanische Nationalhymne. Beim Woodstock-Festival 1969 ließ Hendrix seine Fender Stratocaster aus Protest gegen den Rassismus und das Sterben in Vietnam grollen und schreien. Ein Stück Kulturgeschichte. Fast harmlos erscheint dagegen die im Elvis-Stil interpretierte Version von Eric Prinzinger.

Elvis lebt: Eric Prinzinger interpretiert die Ode an die Freude im Stil seines Idols.
Eric Prinzinger interpretiert die Ode an die Freude im Stil seines Idols und erinnert ein wenig an den Protest von Jimi Hendrix in Woodstock. Foto: Ralf Joachim Kraft

Oberbürgermeister Christof Florus, Schirmherr der Gesamtveranstaltung ist so „begeistert und glücklich“, dass er eine Zugabe fordert. Die Erlöse aus der Bewirtung im Freien fließen ebenso zu 100 Prozent in den großen Ukraine-Spenden-Topf wie die Einnahmen aus dem anschließenden Kammerkonzert. „Wir peilen einen hohen fünfstelligen Spendenbetrag an“, verrät der Initiator und künstlerische Leiter des Benefizkonzerts, Christof Maisch.

Und die städtische Kulturamtsleiterin Heidrun Haendle. fügt hinzu: „Das Geld soll den in Gaggenau ankommenden ukrainischen Müttern und Kindern in Not zu Gute kommen.“ Aktuell seien das 150 Personen. Unterstützt werde zudem die Flüchtlingshilfe in der polnischen Partnerstadt Sieradz.

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